Erst hinsitzen und beobachten – dann schaffen

Zwei Männer sitzen draußen, beobachten und lesen Bücher neben einer Holzlatte und einem grünen Stuhl.
Tobias Müller 2014 als Missionar in Malawi

Tobi­as und Sarah Mül­ler arbei­ten seit August 2023 in Toron­to, Kana­da, und lei­ten dort das Pro­gramm „impact-move“. Außer­dem sind sie für die Stu­die­ren­den der Inter­kul­tu­rel­len Theo­lo­gi­schen Aka­de­mie (ITA) wäh­rend ihres Aus­lands­se­mes­ters in Toron­to zustän­dig. Zuvor haben sie zwölf Jah­re in Mala­wi gear­bei­tet. Tobi­as ist gelern­ter Elek­tro­in­stal­la­teur und hat sei­ne Aus­bil­dung am Theo­lo­gi­schen Semi­nar der Lie­ben­zel­ler Mis­si­on absol­viert. Jetzt hat er berufs­be­glei­tend an der Aka­de­mie für Welt­mis­si­on (AWM) in Korn­tal den Mas­ter­stu­di­en­gang „Inter­kul­tu­rel­le Lei­tung und Füh­rung“ erfolg­reich abgeschlossen.

Tobi­as, was hat dich bewo­gen, ein solch anspruchs­vol­les Stu­di­um berufs­be­glei­tend zu absolvieren?
Bei die­sem Stu­di­um geht es nicht nur dar­um, einen Mas­ter­ab­schluss zu erlan­gen, son­dern die eige­nen Erfah­run­gen als Mis­sio­nar kon­ti­nu­ier­lich zu reflek­tie­ren. Dafür hat man bis zu zehn Jah­re Zeit. Ich habe es in acht Jah­ren geschafft. Jedes Jahr belegt man in der Regel ein bis zwei ange­bo­te­ne Kur­se zu ver­schie­de­nen The­men, die einen betref­fen. Ich habe mich von Anfang an dar­auf kon­zen­triert, was man jun­gen Mis­sio­na­ren mit auf den Weg geben kann, bevor sie aus­rei­sen: Was müs­sen sie in ihren ers­ten Jah­ren als Mis­sio­na­re ler­nen, damit sie effek­ti­ver und nach­hal­ti­ger arbei­ten können?

Und die­se Kur­se fan­den alle in Korn­tal statt?
Anfangs ja. Aber durch die Coro­na-Pan­de­mie wur­de das Stu­di­um umge­stellt und alles fand online statt. Das hat mir sehr gehol­fen. Aller­dings hat der Aus­tausch mit den Kol­le­gen vor Ort gefehlt, was ursprüng­lich ein Haupt­an­lie­gen des Stu­di­ums war. Daher war es sehr scha­de, dass dies durch und nach der Coro­na-Pan­de­mie nicht mehr mög­lich war.

Was hast du wäh­rend dei­nes Stu­di­ums gelernt?
Ich habe zum Bei­spiel einen Kurs in inter­kul­tu­rel­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on belegt. Das war sehr span­nend. Außer­dem ging es um die Per­sön­lich­keit eines Lei­ters. Ein ande­rer Kurs beschäf­tig­te sich mit dem Lei­ten mul­ti­kul­tu­rel­ler Teams. Ich habe auch theo­lo­gi­sche Kur­se belegt, unter ande­rem über die Theo­lo­gie der Mis­si­on. Ich habe auch an Stu­di­en­ein­hei­ten teil­ge­nom­men, in denen Coa­ching-Kom­pe­ten­zen ver­mit­telt wurden.

Wie hilft dir das Stu­di­um bei dei­ner Arbeit?
Zunächst hilft es natür­lich ganz per­sön­lich: Man kann sich erst ein­mal selbst reflek­tie­ren, wer man ist und was mei­ne Gaben sind. Außer­dem bekommt man viel Wis­sen und Hand­werks­zeug für sei­ne Arbeit ver­mit­telt. Man kann auch Erfah­run­gen reflek­tie­ren, die einem so gar nicht bewusst sind. Man bekommt auch ein Ver­ständ­nis für die Kul­tur, in der man lebt. Natür­lich kann einem dabei ein ein­hei­mi­scher Mit­ar­bei­ter hel­fen. Aber man muss sich bewusst sein, dass ein Ein­hei­mi­scher nie die gan­ze Kul­tur reprä­sen­tiert. Das ist ein wich­ti­ger Punkt, weil Mis­sio­na­re das oft nicht berück­sich­ti­gen. Die­se den­ken oft, dass der bes­te ein­hei­mi­sche Mit­ar­bei­ter vor Ort die Kul­tur des Lan­des umfas­send kennt und des­halb alle Fra­gen beant­wor­ten kann. Dem ist aber nicht so. Und es hilft auch, wenn ich neu­en Mis­sio­na­ren Werk­zeu­ge an die Hand geben kann, die ich in die­sem Stu­di­um gelernt habe.

Was war für dich der größ­te Aha-Effekt wäh­rend dei­nes Studiums?
Mir ist bewusst gewor­den, dass wir in Deutsch­land eine soge­nann­te kon­text­ar­me Kom­mu­ni­ka­ti­on pfle­gen: Bei uns muss man so deut­lich wie mög­lich sagen, was man will. Es ist also die Auf­ga­be des Spre­chers, so klar wie mög­lich zu kom­mu­ni­zie­ren und die Bot­schaft zu ver­mit­teln. In vie­len ande­ren Kul­tu­ren hin­ge­gen, vor allem in Scham­kul­tu­ren, muss der Zuhö­rer her­aus­fin­den, was der Spre­cher mit­tei­len will. Dar­über hin­aus gibt es Kul­tu­ren, in denen man Men­schen auf kei­nen Fall vor den Kopf sto­ßen möch­te und daher nega­ti­ves Feed­back eher ver­mei­det oder ver­packt. Das kann schwer­wie­gen­de Fol­gen haben. Wenn etwa ein nord­ame­ri­ka­ni­scher Chef zu einem sagt: „Heu­te warst du ein biss­chen zu spät“, dann ist das die letz­te War­nung. Aber Deut­sche hören das viel­leicht so, als wäre das gar nicht so schlimm. Und dann wun­dern sie sich, wenn ihnen im nächs­ten Monat gekün­digt wird. In ande­ren Kul­tu­ren wird also oft nicht so direkt kom­mu­ni­ziert wie in Deutsch­land. Die Zuhö­rer müs­sen eher her­aus­fin­den, was man ihnen sagen will. In Afri­ka habe ich auch fest­ge­stellt, dass man die­sen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stil über­nimmt: Man ist weni­ger direkt. Die Kul­tur, in der man lebt, wird auch zur eigenen.

Was denkst du, muss ein Mis­sio­nar ganz schnell ler­nen zum Berufsstart?
Auf Eng­lisch wür­de ich sagen: „Obser­ve befo­re ser­ving“, also dass wir ler­nen, zuerst zu beob­ach­ten, bevor wir anfan­gen, tätig zu wer­den. Wir Lie­ben­zel­ler Mis­sio­na­re sind dafür bekannt, dass wir regel­rech­te Schaf­fer sind. Das ist ver­ständ­lich, denn wenn man in die Mis­si­on geht, hat man oft wenig Zeit und will schnell etwas auf­bau­en und ent­wi­ckeln. Aber aus mei­ner Sicht ist es gera­de in den ers­ten zwei Jah­ren wich­ti­ger, erst ein­mal zu ler­nen, also sich buch­stäb­lich hin­zu­set­zen und zu beobachten.

Wir haben oft ver­lernt zu schau­en, wie sich Men­schen ver­hal­ten und war­um sie sich so ver­hal­ten. Ich selbst habe in mei­ner Zeit in Mala­wi erlebt, dass jun­ge Mis­sio­na­re gekom­men sind und mir dann Fra­gen gestellt haben, die mir gar nicht mehr bewusst waren und von denen ich nach sechs oder acht Jah­ren Ein­satz immer noch ler­ne, weil ich gemerkt habe, dass ich betriebs­blind gewor­den bin. Ich habe das gar nicht mehr so wahr­ge­nom­men, weil sich blin­de Fle­cken ent­wi­ckelt haben.
Man muss auch sehen, dass sich Mis­si­on ver­än­dert hat. Wir spre­chen zu Recht von Part­ner­schaft und Part­ner­schaft fin­det immer auf Augen­hö­he statt. Des­halb ist es wich­tig, die­se Fähig­kei­ten zu entwickeln.
Wir wol­len zudem die Ein­hei­mi­schen her­aus­for­dern und ihnen hel­fen, ihre eige­nen Stra­te­gien und ihre eige­nen Pro­jek­te zu ent­wi­ckeln; in ihrem Tem­po, mit ihren Res­sour­cen und nach ihren Ideen.
Es geht nicht dar­um, Pro­jek­te zu ent­wi­ckeln, von denen wir glau­ben, dass sie ihre größ­ten Pro­ble­me lösen. Denn unse­re Ein­schät­zun­gen sind oft falsch, die Men­schen vor Ort wis­sen das oft bes­ser. Schließ­lich ist es ihr Land und ihr Weg mit ihren Mit­men­schen. Wir sind nur da, um die Men­schen eine gewis­se Weg­stre­cke zu beglei­ten. Gera­de des­halb müs­sen wir in der Lage sein, Ver­trau­en auf­zu­bau­en. Das ist eine wich­ti­ge Grund­la­ge. Wenn man Mis­si­on als Part­ner­schaft ver­steht, muss man sich über­le­gen, wie man Men­schen in der jewei­li­gen Kul­tur über­zeu­gen kann. Wie gibt man in die­ser Kul­tur das rich­ti­ge Feed­back? Man benö­tigt ein­fach mehr Zeit, um das her­aus­zu­fin­den, bevor man losgeht.

Muss sich also jeder Mis­sio­nar stän­dig weiterbilden?
Ich wür­de sagen, nicht fort­bil­den, son­dern sei­ne Arbeit kon­ti­nu­ier­lich reflek­tie­ren. Wenn man das nicht tut und sich nicht mit ande­ren aus­tauscht, schwimmt man nur in sei­nem eige­nen Teich. Das gilt für alle Beru­fe, ob man nun als Pas­tor, Sozi­al­päd­ago­ge oder Ban­ker in Deutsch­land arbei­tet – es ist immer gut, über den Tel­ler­rand zu schau­en, und das bie­tet das Studium.

TV-SPECIAL

Wie sieht's denn im Himmel aus?

In diesem Jahr stand das PfingstMissionsFest unter dem Motto HIMMEL:REICH. Wir greifen das Thema erneut auf: „Das Beste kommt noch“ – so heißt ein christliches Buch über den Himmel. Doch was wissen wir wirklich darüber? Wir sind der Frage nachgegangen: „Wie sieht’s im Himmel aus?“ Lasst euch inspirieren und ermutigen!

Im Himmel gibt es einen Palast und da drin ist Jesus und da fühlen sich die Leute richtig glücklich. Es ist wie ein zweites Leben.
Romi (6 Jahre)
Es gibt keinen Streit und Krieg. Wenn man mal andere Menschen nicht gemocht hat, dann ist es so, dass man sie im Himmel mag und dann vielleicht auch Freundschaft mit ihnen schließen kann.
Anni (10 Jahre)
Ich stelle mir den Himmel so vor, dass da eine goldene Straße ist und ein Bach und eine Sonne, die alles richtig hell macht und dann kommt man durch so ein Tor in den Himmel.
Jakob (10 Jahre)
Meine Oma ist schon gestorben. Sie hat im Himmel zwar keinen Rollstuhl mehr, aber ich kenne sie nicht ohne Rollstuhl. Im Himmel treffe ich sie wieder.
Anni (5 Jahre)

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HIMMEL

Persönlicher Blick auf das Thema.

Ich war klinisch tot –

und habe Jesus gesehen.

Die bewegende Geschichte von Frank Breido – und warum jetzt nichts mehr ist wie zuvor.

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Ein lächelnder Mann in Anzugjacke und kariertem Hemd steht in dem modernen, vom Himmel beleuchteten Innenraum des MODAL 2025.

Dr. Simon Herrmann

Dozent an der Internationalen Hochschule Liebenzell

„Das ist für mich die Bestimmung des Menschen: Gemeinschaft mit Gott zu haben, die hier schon beginnt und sich dann in der anderen Welt im Himmel fortsetzt.“

Das Gespräch

mit Simon Herrmann

Fragen von Christoph Kiess zu Vorstellungen vom Himmel in verschiedenen Kulturen.

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BIBELVERSE

Zum Thema Himmel

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