18 darum geht‘s weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von prof. dr. volker gäckle Sonder- beitrag von Prof. Dr. Volker Gäckle 1883 entwickelte Gottlieb Daimler zusammen mit Wilhelm Maybach in einer Werkstatt in Bad Cannstatt einen schnell laufenden EinzylinderViertaktmotor und meldete ihn als Patent an. Dieser Verbrennungsmotor war der Ursprung einer Erfolgsgeschichte, die die Welt revolutioniert hat. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts und unser aller Leben wäre ohne Verbrennungsmotoren nicht mehr vorstellbar. Nun, 138 Jahre nach dieser Sternstunde der Menschheit, ist das Ende des Verbrennungsmotors in Sicht. Die Firma Daimler hat sein Ende eingeläutet. Im Jahr 2039 soll kein Fahrzeug der Firma mehr mit einem Verbrennungsmotor laufen. Eine Epoche geht zu Ende, und eine Weltfirma hört auf, das zu tun, was sie über mehr als 130 Jahre weltberühmt gemacht hat: hervorragende Verbrennungsmotoren in hervorragende Fahrzeuge zu bauen. Daimler steht vor dem größten Umbau seiner Firmengeschichte. Man muss nicht Schwabe sein, um zu erahnen, was das bedeutet. Im vergangenen Jahr meldete das Erzbistum Köln, dass es die Zahl seiner Pfarreien bis zum Jahr 2030 von 500 auf 50 reduzieren wird. Das Bistum mit einer der größten, schönsten und höchsten Kirchen der Welt, dem Kölner Dom, das auf eine 1700-jährige Geschichte zurückblickt, schrumpft wie ein Schneemann in der Frühlingssonne – und das nicht in erster Linie wegen der aktuellen Missbrauchsskandale. Unsere Volkskirchen, die diesen alten Kontinent wie keine zweite Institution geprägt haben, verkleinern sich in atemberaubendem Tempo. Ihre Mitgliedszahlen halbieren sich – nicht erst in 40 Jahren, sondern viel früher. Eine lange Geschichte des abendländischen Christentums im Sinne einer gesellschaftsprägenden Institution geht in den nächsten Jahrzehnten zu Ende. Man muss nicht Kirchengeschichtler sein, um zu erahnen, was das bedeutet. Veränderungen machen Altes sinnlos Das Bild rechts zeigt einen Straßenlaternenanzünder Ende des 19. Jahrhunderts in England. Wir schmunzeln heute über dieses Bild, weil es Wer schon einmal im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum war, der weiß, was ihn dort erwartet: Man wird mit einem gläsernen Lift auf die oberste Etage befördert und dort zuallererst mit den Ursprüngen des Unternehmens konfrontiert. „Die gute alte Zeit kommt nicht mehr zurück!“ Vom Leben mit disruptiven Veränderungen
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