17 mission weltweit 9–10/2021 WEITERDENKEN >> sonderBeitrag zum thema Von daVe Jarsetz die Welt dreht sich nicht nur um ihre eigene achse, sie wandelt sich auch permanent. Veränderungen betreffen unser persönliches leben, Weltanschauungen, sprache, Kultur, die gesellschaft – und die missionsarbeit. Erneuerungen werden von den einen willkommen geheißen, von anderen ignoriert, abgelehnt oder sogar bekämpft. Mancher Wandel vollzieht sich schleichend, sodass wir kaum davon etwas mitbekommen. Zu allen Zeiten haben Veränderungen zum Leben gehört, und sie werden in Zukunft nicht auszuklammern sein. Aktuell stehen auch wir als Missionsorganisation immensen weltpolitischen, gesellschaftlichen, religiösen, kirchlichen und weltmissionarischen Veränderungen gegenüber. Viele von uns waren es gewohnt, in einer stabilen, sicheren, einfachen und eindeutigen Welt zu leben.1 Die neue Welt wird als die unberechenbare, unsichere, komplexe und mehrdeutige VUCA-Welt2 beschrieben, die zusätzlich von einer Pandemie heimgesucht wird. Für die weltweite Missionsarbeit beinhaltet dies neben großen Herausforderungen auch Chancen. Als Liebenzeller Mission sind wir Teil dieser sich ständig ändernden Welt. Wir haben, wie die Söhne Issachars zurzeit Davids, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen, zu deuten und damit umzugehen (1. Chronik 12,33). 1. Im Zeichen des Wandels Hier einige allgemeine Wahrnehmungen, welchen Veränderungen wir in der Missionsarbeit gegenüberstehen. Von überall nach überall Aus bescheidenen Anfängen der protestantischen Missionsbewegung im 18. Jahrhundert sind im 21. Jahrhundert im globalen Süden große Kirchen geworden, deren Vitalität und Mitgliederzahl die europäische Christenheit bei Weitem überragen (siehe Grafik auf der nächsten Seite). Die Missionsbegeisterung erwuchs aus der Erweckungsbewegung. Dabei segelte die anfängliche Bewegung auch mit dem Rückenwind des Kolonialismus und wurde von vielen reichen Gönnern und Spendern unterstützt. Die Marschrichtung lautete „From the West to the Rest“ und bewegte sich von dort aus. Heute erleben wir fast überall in Europa einen Niedergang der (Volks-)Kirchen. Die Missionsarbeit nimmt dagegen außerhalb der westlichen Welt weiter dynamisch zu. Sie wächst besonders in Ost- undSüdostasien, Afrika undLateinamerika.Missiongeschieht von überall nach überall und erfolgt von vielen Zentren aus. Vom Sender zum Empfänger Missionsarbeit ist schon lange keine Einbahnstraße mehr. Deutschland/Europa wird zunehmend zum empfangenden Land/ mission im Wandel 1 das akronym ssee World steht für stable (= stabil, berechenbar, linear, andauernd), secure (= sicher, zuverlässig, vorhersehbar), easy (= einfach, leicht, nachvollziehbar), explizit (= eindeutig, klar, verständlich). 2 Vuca ist ein akronym für die englischen Begriffe volatility (Beweglichkeit), uncertainty (unsicherheit); complexity (Komplexität) und ambiguity (mehrdeutigkeit). Sonderbeitrag von Dave Jarsetz Von links: Benjamin Wagner im Gespräch mit Jugendlichen, Sambia / Verena Tschauner mit ihrem Sprachlehrer, Bangladesch fOtOs: faBian reinhardt, elKe Weissschuh mission beinhaltet den umgang mit der sich ständig verändernden Welt. scOtt W. sunQuist
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