MISSION weltweit – Ausgaben 2021

12 darum geht’s malawi Ich war damals – wenige Tage vor unserer Ausreise nach Malawi – beim Friseur, um mir noch mal die Haare stutzen zu lassen. Als ich dem Friseurmeister erzählte, dass wir als Familie mit der Liebenzeller Mission nach Afrika reisen, sagte er: „Okay, dann bist du auch einer von denen, die Menschen zum Glauben zwingen!“ Ich fragte mich: Ist das das heutige Verständnis von Mission? Der Vorwurf hat gesessen und sich mir bis heute eingebrannt. Er hat mich als menschenorientierte Person sehr getroffen und verletzt. Er hat mich lange beschäftigt, weil es absolut nicht unsere Intention ist, Menschen zu etwas zu zwingen, ganz im Gegenteil! Eigentlich ist der Begriff Mission für mich klar und nichts Außergewöhnliches: Christen haben den Auftrag, die hoffnungsvolle Botschaft in ihrem Alltag zu leben und den Missionsauftrag zu erfüllen. Auch früher, als ich noch in der Firma arbeitete, war es selbstverständlich, dass sie eine Mission hat und alle Beschäftigten ihr Mögliches tun, den Auftrag umzusetzen. Wenn sie es nur miterleben würden Manchmal wünsche ich mir, Menschen könnten nicht nur unsere bewegenden Geschichten lesen oder über digitale Medien mitbekommen, was wir tun, sondern live in unserem Alltag dabei sein. Dann würde niemand mehr sagen, dass wir irgendjemanden zu irgendetwas zwingen! Da fällt mir Milito ein, ein junger Mann, der ohne seinen früh verstorbenen Vater aufwächst. Er ist einer von den Jungen, die erst durch den Sport zu unserer Jugendgruppe kamen. Diese ist mittlerweile ein fester Bestandteil der Jugendarbeit unserer Partnerkirche. Als ich Milito daheim besuchte und mich, wie in Malawi üblich, auf eine Matte vors Haus setzte, Unsere malawischen Freunde machen es uns leichter als der Reporter oder der Friseur in Deutschland. „Was bedeutet für Sie Mission?“ Als ein SWR-Reporter ein Interview mit mir führte und mir spontan diese Frage stellte, musste ich erst einmal schlucken. Blitzartig kam mir eine Begebenheit in den Kopf, die ich vor vier Jahren in Deutschland erlebt hatte. Kinder aus dem Dorf mit unserem Sohn Finn

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