MISSION weltweit – Ausgaben 2021

missiOn weltweit 1–2/2021 7 eCuadOr darum geht’s stieg in die Arbeit wird langsam klar, dass es nicht harmoniert und Erwartungen nicht erfüllt werden. Die Probleme sind vielschichtig. Es gibt zahlreiche Gespräche und Versuche, die Dinge besser zu machen, noch mal neu anzufangen, sich zu verstehen. Am Ende geht er mit seiner Frau in ein anderes Land. Nicht nur für mich, auch für die Gemeindeleitung: tRÄnEn! „Eine neue Studentenstadt entsteht!“ Und das direkt vor unserer Haustür! Yachay, Stadt des Wissens, heißt das Großprojekt. Die künftige Elite Ecuadors und darüber hinaus sollte hier studieren. Alles lief großartig an: Es wurde in Lichtgeschwindigkeit gebaut. Investoren suchten überall nach verfügbaren Grundstücken. Schnell waren die ersten 1000 jungen Leute am Studieren. „Da müssen wir uns investieren!“ Und das haben wir, Mitarbeiter und der nötige Platz wurden gefunden. Alles lief planmäßig. Dann kam die Ölkrise, dann der Regierungswechsel, und den Todesstoß gab die Corona- Krise. Ein großartiges Projekt, ein Traum wurde zu Grabe getragen. tRÄnEn! War alles für die katz? Orte, die sich nicht öffnen. Mitarbeiter, die enttäuschen. Menschen, die sich wieder von Jesus abwenden. Träume, die sich in Luft auflösen. Das ist auch Wirklichkeit in der Missionsarbeit. Das sind Leiden, die emotional auslaugen, viel Kraft kosten und Zweifel wecken: „Was haben wir falsch gemacht? War alles für die Katz?“ Mit diesen Erfahrungen sind wir nicht allein. Elia hat sie auch gemacht: Großer Einsatz, große Hoffnung, Wunder, Gottes eindeutiges Reden – und am Ende kehrt niemand um; alles bleibt wie vorher. Elia wird sogar bedroht und läuft davon. Tränen der Enttäuschung fließen (1. Könige 18–19). Und wie viele Tränen wird Elisa vergossen haben, weil sein jahrelanger Mitarbeiter Gehasi sich in Lüge und Geldgier verstrickte und dann leprakrank wurde (2. Könige 5). Dabei hatte Gehasi so viel von Gott gehört und seine Wunder gesehen. Paulus weinte bestimmt um Demas (2. Timotheus 4,10). Jesus selbst um Judas, den er am Ende noch „mein Freund“ nannte (Matthäus 26,50). Und Jesus weinte über die Bewohner Jerusalems, weil sie nicht erkennen wollten, was ihnen Frieden bringt (Lukas 19,41f). Ein teil des dienstes Tränen gehören dazu bei denen, die sich für Menschen, die sie lieben, einsetzen. Ja, wer die rettende Botschaft von Jesus weitersagt, weint auch viel. Es ist wie bei Saat und Ernte: Die Arbeit ist hart. Manche Saat geht verloren. Die Ernte ist bedroht durch Unwetter. Nicht immer kann alles eingebracht werden. Tränen sind Teil des Dienstes. Sie sind das, was am schwersten ist und am meisten an uns zehrt. Sind sie auch etwas vom Leiden Jesu, an dem wir teilhaben (Philipper 3,10)? Auf jeden Fall lassen sie uns am eigenen Leibe spüren, mit welch großer Intensität und persönlichem Leiden Jesus sich für die Welt bis zum bitteren Tod am Kreuz eingesetzt hat. Und wie sehr er immer noch leidend und Tränen vergießend dabei ist. Wir verstehen Jesu Trauer besser. Ende gut, alles gut? Leider oft nicht. Dennoch: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen, und die letzte Seite ist noch nicht beschrieben. Wir halten uns an die Zusage: „Wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.“ Und: „Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn.“ (1. Korinther 15,58) Und die Ernte lässt die Tränen in einem anderen Licht erscheinen. Jesus selbst ließ sich durch Misserfolg und Ablehnung nicht entmutigen, sondern hat auf die „Ernte“ gesehen – auf das, wo- rüber er sich nach der Zeit der Tränen unbändig freuen würde: auf gerettete Menschen, ewig in seiner Nähe (Hebräer 12,3; Jesaja 53,12). Auch uns hilft und tröstet es, auf die Ernte zu schauen: Wir freuen uns über die, die zumGlauben gekommen sind und Jesus treu nachfolgen. Und wir danken für die Gemeinden, die im Norden Ecuadors entstanden sind. „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten“, lesen wir in Psalm 126,5. Tränen der Freude: Ja, die gibt es Gott sei Dank auch! Rainer und Katharina Kröger l Rainer und katharina kröger leben seit Sommer 2006 in Ecuador und arbeiten neben der Teamleitung in der Gemeindegründung unter der schwarzen Bevölkerung nordöstlich von Ibarra. Rainer hat nach dem Abitur die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission absolviert, war sechs Jahre als Prediger in Berlin tätig sowie acht Jahre als Pastor in Edmonton/Kanada. Katharina ist Krankenschwester und liebt die missionarische Arbeit unter Kindern und Jugendlichen. Im landschaftlich schönen Norden des Landes leben Afroecuadorianer und indigene Völker wie die Awa. FoTo: RAINER KRÖGER

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