5 missiOn weltweit 1–2/2021 zentralasien darum geht’s Glaubenssätze sind viel mehr geprägt von gesellschaftlichen und kulturellen Normen, als wir uns bewusst sind – und oft weniger biblisch, als uns lieb ist. Geht’s immer aufwärts? Der Glaube an Erfolg, Wachstum und Fortschritt ist für viele von uns so ein Glaubenssatz. Und unsere Erfahrungsrealität scheint dieses Denken auch zu bestätigen. Nur ein Beispiel: Mein Opa hatte noch einen Fernsprecher mit Wählscheibe. Ich bin mit einem Telefon mit Funkstation aufgewachsen. Und jetzt habe ich schon das dritte Smartphone, jedes besser ausgestattet als das vorherige. Es geht doch immer bergauf! Welche Rolle der Glaube an Erfolg, Fortschritt und Wachstum für mich persönlich spielt, merke ich erst dann, wenn Misserfolg, Stagnation und Scheitern in mein Leben kommen. Wenn bei mir scheinbar nichts gelingt und dafür die Arbeit der Kollegen umso erfolgreicher ist, dann merke ich schnell, woran ich wirklich glaube. Dann kommt etwas ins Ungleichgewicht. Mein Selbstbewusstsein schmilzt dahin. Ich fühle mich nicht mehr so wichtig und wertvoll. Spätestens dann merke ich, dass ich an etwas glaube, das keine Substanz hat: l Ich habe geglaubt, dass Erfolg mich wertvoll macht. l Ich habe dem Erfolg eine Rolle in meinem Leben gegeben, die ihm nicht zusteht. l Ich wollte mit meiner Arbeit und meiner Leistung das Bedürfnis nach Status, Annahme und Wert befriedigen. l Ich wollte meinen Wert, mein Dasein selbst rechtfertigen. An welchem Maßstab orientiere ich mich? In solchen Zeiten bitte ich Gott, an meinen Glaubenssätzen zu arbeiten. Ich will ihm ganz bewusst Raum geben, um Wahrheit in mein Denken zu bringen und mein Urteilen zu erneuern. Ich glaube, das ist es auch, was Paulus in Römer 12,2 meint: „Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist …“ Gottes Wort ist der Maßstab, an dem ich mich orientiere. Sein Geist wirkt, damit ich es verstehen kann und es mich verändert. Sicher ist es auch dran, Gott um Vergebung zu bitten, weil ich ihm weniger Glauben schenke als den Glaubenssätzen meiner Kultur und Gesellschaft. Wie werde ich meinem Auftrag gerecht? Die Bibel spricht erstaunlich wenig über Erfolg! Meines Wissens kommt dieses Wort in dem hier gebrauchten Sinn gar nicht vor! Gott hat uns nicht den Auftrag gegeben, erfolgreich zu sein. Das größte Gebot ist viel weniger leistungsorientiert – es ist beziehungsorientiert: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand!“ und „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ (Matthäus 22,37.39). In Johannes 14,21a sagt uns Jesus, wie wir ihn lieben können: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Gott hat uns nicht beauftragt, erfolgreich zu sein. Er hat uns zur Treue und zum Gehorsam gerufen. Erfolg kann also nie die Messlatte sein, an der ich meinen Wert oder meine Treue festmache! Meinem Auftrag werde ich gerecht, wenn sich meine Liebe zu Gott in Treue und Gehorsam gegenüber seinem Wort und seinem persönlichen Reden zu mir zeigt. die eine – und die andere Seite! Die Geschichte, mit der ich begonnen habe, hat immer noch kein Happy End! Mittlerweile wohnt die Familie in einer Wohnung, die einer Verwandten gehört. Der Versuch, sich eine Lebensgrundlage und Absicherung für die Zukunft zu schaffen, blieb ohne Erfolg. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite sehe ich, wie die Familie sich in der Gemeinde einbringt. Wie sie sich um Menschen mit Behinderung kümmert. Sie ist bereit, von dem wenigen, was sie hat, noch abzugeben. Das erfüllt mich mit tiefer Freude! Sie ist mir und vielen anderen ein Vorbild. Es ermutigt mich auch zu sehen, wie Gott sie versorgt und seinen Weg mit ihr geht. Johannes l Gott hat uns nicht beauftragt, erfolgreich zu sein. Er hat uns zur Treue und zum Gehorsam gerufen. FoTo: JoHANNES “The aim of the missionary is to do Godʼs will, not to be useful, not to win the heathen. He is useful and he does win the heathen, but that is not his aim. His aim is to do the will of his Lord.” „Das Ziel des Missionars besteht darin, Gottes Willen zu tun, nicht darin, nützlich zu sein, nicht darin, die Heiden zu gewinnen. Er ist nützlich und er gewinnt die Heiden, aber das ist nicht sein Ziel. Sein Ziel ist es, den Willen seines Herrn zu tun.“ oSWALD cHAMBERS (1874–1917)
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