MISSION weltweit – Ausgaben 2021

4 darum geht’s zentralasien In einer stürmischen Nacht flog dann das Dach weg. Andere Gründe kamen hinzu, sodass das Haus verkauft werden musste. Aus der Traum. Weg das Geld. Und jetzt? Später konnte die Familie sich ein Häuschen kaufen – und musste feststellen, dass es durch und durch mit dem Hausschwamm verseucht war. Solche und ähnliche Geschichten hören wir hier oft: Einer wagt etwas. Investiert, bringt sich ein. Und dann ändern sich die Vorzeichen, und plötzlich steht er vor einem Scherbenhaufen. Das tut weh! Die Nöte sind schnell existenziell. Haftpflicht-, Hausrat- oder Krankenversicherung hat keiner. Das Risiko zu leben trägt jeder selbst. Zur Lebensrealität gehören herbe Verluste und Rückschläge. Im besten Fall ist man eingebettet in ein funktionierendes Familiensystem. Gibt es ein Recht auf Sicherheit und Erfolg? Seit mehr als sieben Jahren leben wir in Zentralasien. Wir haben viel Leid und Not gesehen. Manchmal habe ich mich gefragt, wie die Menschen das überhaupt aushalten können. Ich komme unweigerlich ins Nachdenken über meine persönlichen Erwartungen an das Leben und die Rolle, die Erfolg und Misserfolg für mich spielen. Mir scheint es, als ob die Menschen in dem zentralasiatischen Kulturkreis, in dem wir leben, nicht so sehr davon überzeugt sind, ein Recht auf Sicherheit und Aufschwung zu haben, wie ich das bin. Leid und Misserfolg sind eher akzeptiert als ein Teil des Lebens. Die Lebensgestaltung ist weniger davon geprägt, sich gegen alles abzusichern und die Kontrolle zu behalten. Im Lauf der Entwicklung vom Baby zum Erwachsenen nimmt jeder Mensch eine ganze Reihe von Glaubenssätzen an. Sie werden für uns so selbstverständlich, dass wir sie in der Regel nicht mehr hinterfragen. Sie sind die Basis, auf der wir beurteilen, was richtig und falsch oder erstrebenswert und unerwünscht ist. Diese Welche Rolle der Glaube an Erfolg, Fortschritt und Wachstum für mich persönlich spielt, merke ich erst dann, wenn Misserfolg, Stagnation und Scheitern in mein Leben kommen. Erfolg ist nicht das größte Gebot Es sollte der Ort werden, an dem die Familie eine Heimat hat. Die Kinder könnten im Garten mit den Nachbarkindern spielen, das Haus würde gefüllt sein mit Gästen. Es sollte ein Platz werden, an dem sich Christen treffen und Gemeinschaft haben können. Vor der kalten Jahreszeit wurde der Rohbau fertig, das Dach war gedeckt, das Gröbste geschafft! Jetzt konnte die Arbeit über den Winter ruhen. Die Lebensumstände in Zentralasien sind alles andere als einfach: extreme Kälte und Hitze, viel Armut, zerschlagene Träume, fehlende Sicherheit.

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