MISSION weltweit – Ausgaben 2021

6 darum geht’s sambia Es waren die ersten WG-Erfahrungen, die ich damals in Kanada machte, wo mein Mann Benjamin und ich zur Missionsvorbereitung für sieben Monate lebten. Meine Komfortzone wurde ziemlich „ausgeweitet“, als es nach einigen Monaten hieß, dass das „Liebenzell House“ anderweitig belegt würde und wir Missionskandidaten uns in der Großstadt Toronto eine eigene Bleibe suchen sollten. Wir zogen in das alte Kinderzimmer einer sudanesischen alleinerziehenden Mutter im 17. Stock eines Hochhauses, in dem wohl rund 1000 Menschen aus aller Welt lebten. Oft waren wir die Einzigen mit heller Hautfarbe im Aufzug oder der Lobby des Wohnhauses. Die Gerüche, die uns auf dem Flur entgegenströmten, brachten uns häufig dazu, den Schal vor Mund und Nase zu halten. Unsere sudanesische Mitbewohnerin Hanna (Name geändert) hatte aufgrund ihres Glaubens ihr Heimatland verlassen und arbeitete nun in Toronto mit Geflüchteten. Wir lernten sie über die Organisation „Move in“ kennen. Das ist eine Bewegung von Christen, die bewusst in städtische Gegenden ziehen, in denen sozial schwächere Gesellschaftsschichten leben, dort intensiv für ihre Nachbarschaft beten und evangelistische Events oder Kinderklubs für die Nachbarn organisieren (mehr unter www. movein.to). Uns hat die Bewegung sehr fasziniert, und so schlossen wir uns ihr an, nahmen regelmäßig an Gebetstreffen und der Hauskirche teil und waren somit viel mit Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen. Es war die perfekte Vorbereitung für unseren Dienst in Sambia. Es hat uns begeistert, dass die Move-in-Mitarbeiter ihre Komfortzone und die geistliche „Kuschelatmosphäre“ ihrer lokalen Kirchengemeinde verlassen hatten, um für unerreichte Menschen anderer Kulturen Salz und Licht zu sein und mit ihnen regelmäßig Gottesdienst zu feiern. Leben in der christlichen Blase Wie oft sitzen wir Christen Sonntag für Sonntag in unseren Gottesdiensten und genießen die Gemeinschaft und den geistlichen Austausch. Wieder einmal haben wir aufgetankt und fühlen uns gewappnet für eine neue Woche unter „Nichtchristen“. Ist es nicht oft so, dass wir Christen unseren Horizont beschränkt halten? Wir fühlen uns wohl unter unsresgleichen, und Mushili ist eine arme stadtrandsiedlung mit rund 80.000 menschen und gehört zur großstadt ndola. einheimische mitarbeiter und unsere missionare helfen ganzheitlich im projekt „mushili – hilfe zum leben“. raus aus der Komfortzone! Wir stiegen aus dem aufzug, und duftnoten aus aller Welt strömten uns entgegen. darunter mischte sich ein süßlicher drogen-geruch. ich war gerade mit unserem ersten Kind schwanger und musste gegen die aufsteigende übelkeit ankämpfen. „Unsere Straße“ in Mushili ist keine bequeme Teerstraße, sondern eine hoppelige Angelegenheit. So sah unser Häuschen am Anfang aus (oben) und so, nachdem wir es etwas schöner gemacht und renoviert hatten (rechts).

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