MISSION weltweit – Ausgaben 2021

5 malaWi darum geht’s mission weltweit 11–12/2021 schnell etwas auf die Beine stellen. Ob es nachhaltige Projekte oder Aktionen sind, steht auf einem anderen Blatt. Die Zeit wird es zeigen. Der Helfer war unabhängig – aber die Menschen vor Ort wurden abhängig vom Helfer. Was passiert, wenn westliche Projektleiter das Land verlassen müssen? Projekte „sterben“ und Hilfsmittel werden kreativ anderweitig genutzt. Als Liebenzeller Missionare arbeiten wir gemeinsam: Partnerschaftlich gründen wir Gemeinden, leiten Bibelschulen, engagieren uns in Entwicklungsprojekten, der Jugendarbeit, in Frauen- und Kinderkreisen. Missionare kommen und gehen, der lokale Partner bleibt und ist die Konstante. In ihn investieren wir. Denn wenn die Arbeit vor Ort bestehen soll, muss der einheimische Partner von Anfang an dabei sein, er muss eine Vision haben und das Anliegen mit vorantreiben. Wenn Abhängige zusammenarbeiten Jeder Partner hat seine Aufgabe, seinen Verantwortungsbereich, seine Expertise. Doch die Partnerschaft lebt durch eine Beziehung auf Augenhöhe und eine gemeinsame Basis, den Glauben an Jesus. Manchmal ist das Miteinander anstrengend. Doch das ist in einer anderen Partnerschaft wie einer Ehe oder Freundschaft nicht anders. Die Zusammenarbeit weitet den Horizont für beide Seiten. Man spricht über die Herausforderungen des Alltags, sucht Lösungen, findet Wege, packt zusammen an. Man überlegt gemeinsam, wie zum Beispiel eine kontextualisierte (also eine für den malawischen Kontext relevante) Jugendarbeit aussehen kann, was im Lehrplan einer Bibelschule enthalten sein muss, wie man einem Dorf langfristig hilft durch die Produktion von Nahrungsmitteln vor Ort. Oft verbringt Joachim lange Abende in Pastor Kandojes Wohnzimmer, der die Leitung von Chisomo übernommen hat. Joachim ist immer wieder zumUnterricht dort, nachmittags geht es um Administratives. Wenn dann gegen 18 Uhr die Sonne untergeht, gibt es ein gutes malawisches Essen und „Kucheza“ bis in die späten Abendstunden. Herrlich! Wenn sich Abhängige ergänzen Seit knapp 30 Jahren arbeitet die Liebenzeller Mission inMalawi mit der EBCMzusammen. Diese Jahrzehnte sind geprägt von Höhen (asphaltierte Straßen) und Tiefen (Schlaglöcher), Festen und Beerdigungen, MissverständnissenundVersöhnung, gemeinsamenZielen und Alleingängen. Wir haben gelernt: DiePerspektivedes anderen ist sehr oft hilfreicher als man zunächst denkt. Wir sind positiv voneinander abhängig, denn wir bereichern uns in unserer Arbeit. Zusammen schaffen wir es besser. Wir Missionare sprechen Chichewa, essen den landestypischen Maisbrei mit den Fingern, tragen die typische Kleidung im Alltag und an Feiern. Wir arbeiten innerhalb der bestehenden Strukturen, beten für unsere malawischen Geschwister, respektieren ihre Leitung, hinterfragen liebevoll – und dafür werden wir als Partner geschätzt und geachtet. Natürlich unterstützen wir die Arbeit vor Ort mit Euros, denn in Europa sind wir mit diesem Hilfsmittel mehr gesegnet. Damit keine negativen Abhängigkeiten geschaffen werden, klären wir miteinander, wo und wie wir die Spendengelder einsetzen können, damit viele Menschen die Wahrheit in Jesus Christus erkennen. Es geht um geistliche und theologische Hilfe, um die Befähigung zum Dienst und zur Selbstständigkeit, um Bedürfnisse wie Nahrung, (Weiter-)Bildung, Transportmittel oder auch die Übernahme einer Krankenhausrechnung. Wir wollen ganzheitliche Partnerschaft leben und nicht in ungesunde Abhängigkeiten führen. Damit uns das gelingt, sindwir auchbei Besuchen in den Gemeinden und Konferenzen gemeinsam unterwegs. Nur durch unsere malawischen Geschwister können wir ihre Kultur in der Tiefe verstehen. Sie erklären uns Redewendungen und Sprichwörter, diewir weder imWörterbuch noch im Internet finden. Sie sagen uns nach einer Predigt in Liebe, was verständlich, weniger passend oder unverständlich war. Sie spiegeln, ob die Gemeinde unseren Gedanken folgen konnte. All dies ist möglich, weil wir eine sehr gute Beziehung haben und diese aktiv leben. Wir sind gespannt, wie sich unser Miteinander in den nächsten Jahren entwickelt. Wo und wie dürfen wir „Liebenzeller“ zu einer positiven Gestaltung unserer Partnerschaft beitragen? Wir freuen uns, in Abhängigkeit voneinander und von unserem Herrn gemeinsam ihm zu dienen. Joachim und Mirjam Berger l „Kucheza“ ist ein Wort in der landessprache chichewa. darunter versteht man: miteinander Zeit verbringen, zuhören, reden, gemeinsam unterwegs sein. Die Pastorenfamilie Yakobe mit Mirjam Berger und den Töchtern Emily, Joy und Mia fOtOs: JOachIm bErgEr

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