MISSION weltweit – Ausgaben 2019

18 DARUM GEHT‘S WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG VON JOHANNES LUITHLE Wo steht und wohin geht die Liebenzeller Mission? 120 Jahre nach ihrer Gründung machen sich die Verantwortlichen Gedanken: Welche Schwerpunkte soll das Missionswerk setzen, wo ist ihr Einsatz in Zukunft vorrangig gefragt. Johannes Luithle, seit 2018 Direktor der LM, erläutert. Wie beurteilt jemand, der noch nicht einmal halb so alt ist wie die LM, ihren „Gesundheitszustand“? Was sind Deine Eindrücke nach knapp zwei Jahren Leitungsverantwortung? Vor mehr als 50 Jahren schrieb ein Kenner der Liebenzeller Mission: „Ich denke mit Sorge und Angst an die Zeit, da Liebenzell einmal sein 120-jähriges Jubiläum feiern wird. Bis jetzt hat noch kein Reichgotteswerk ein solches Jubiläum geistlich lebendig erreicht.“ In diesem Jahr werden wir 120. In der biblischen Tradition steht diese Zahl für die maximale Länge eines irdischen Lebens. Gott legt fest: „Mein Geist soll nicht immerdar im Menschen walten, denn er ist Fleisch. Ich will ihm als Lebenszeit 120 Jahre geben.“ (1. Mose 6,3) Was blühend angefangen hat, kommt irgendwann einmal in die Jahre. Das gilt für Menschenleben, aber auch für Organisationen. Wenn Werke dennoch länger geistlich leben, haben sie sich permanent verändert und immer wieder Altes sterben lassen und Neues im Hören auf Gott entwickelt. In der Geschichte der Liebenzeller Mission gibt es dafür viele Beispiele. Sie startete als China-Inland-Mission. 60 Jahre später gab es keinen einzigen Chinamissionar mehr. Dafür reisten Mitarbeiter nach Japan, Mikronesien und Papua-Neuguinea. Wieder 60 Jahre später gibt es keine Missionsschwestern mehr, die in Kliniken arbeiten. Die meisten Missionare sind jetzt im Gemeindeaufbau und in der Schulung von Einheimischen tätig. Damit die Liebenzeller Mission weiter Zukunft hat, muss sie immer mit einem Ohr am Herzen Gottes und mit dem anderen Ohr bei den Menschen sein. Sie muss die Fragen der Menschen von heute hören und geistgewirkte Antworten geben können. Viele Jahre machte das Schlagwort „Glaubenswerk“ die Runde. Ist die Liebenzeller Mission noch eines? Was macht ein Glaubenswerk aus? Ist es ein Missionswerk, das durch Spenden finanziert wird? Dann sind wir das, denn zum größten Teil finanzieren wir uns aus Spenden. Sind wir ein Glaubenswerk, solange wir verschweigen, wie viel Spenden wir pro Jahr erwarten, um unsere Aufgaben abzudecken? Dann wären wir momentan kein Glaubenswerk, denn wir teilen unseren Bedarf mit. Ein Glaubenswerk zeichnet sich meines Erachtens darin aus, dass es glaub-würdig mit seinen Finanzen, Mitarbeitern und Freunden umgeht, und dass es seine Arbeit in Abhängigkeit und kindlichem Vertrauen Gott gegenüber tut. Wir bitten Gott um sein Leiten und Versorgen und rechnen mit seinem Eingreifen und der Wirkung seines Geistes. Quo vadis, Liebenzeller Mission?

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