Harald Gorges Ihr habt viele Jahre in Mikronesien gelebt. Jahrhundertelang waren die Inseln vom Rest der Welt abgeschnitten. Wie haben die modernen Medien das Leben verändert? Die Menschen sind dort sehr flexibel. Was für sie gepasst hat, haben sie übernommen. Die junge Generation hat überwiegend im Ausland studiert und ist an die Computerwelt gewöhnt. Heute lebt die Hälfte der Mikronesier nicht mehr auf den Inseln. Hat sich auch die Missionsarbeit gewandelt? Ja, wir haben gemerkt, dass wir in die junge Generation investieren müssen, damit sie den Anschluss nicht verpassen. Die Missionsarbeit hat absolut etwas gebracht – aber anders, als ich es erwartet hatte. Menschen aus Mikronesien sitzen heute in Gremien der UNO oder arbeiten selbst weltweit in Gemeinden. Das ist für mich ein Grund zu großer Dankbarkeit. Seit acht Jahren lebt ihr im Ruhestand im Oberbergischen Kreis. Wie war der Übergang für dich? Ich hatte ein sehr aktives Leben, führte mikronesische Gemeinden in die Selbstständigkeit, war viel unterwegs. Im Ruhestand war es deshalb nicht so einfach. Ich hatte das Gefühl, auf einem Autobahnparkplatz zu stehen, während der Verkehr an mir vorbeirast. Es hat acht Jahre gedauert, bis ich zur Ruhe kam. Wie gehst du mit Veränderungen um? Eigentlich bin ich von Natur aus ein flexibler Mensch. Man hat mir immer nachgesagt, dass ich mich schnell auf neue Situationen einstellen kann. Das hat für Mikronesien mit den vielen unterschiedlichen Kulturen sehr gut gepasst. Als Beziehungsmensch fiel es mir leicht, mich immer wieder auf neue Leute einzulassen. Wenn du an dein schönstes Erlebnis als Missionar zurückdenkst, dann ... ... denke ich daran, wie ich mit Einheimischen unter Palmen saß und wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichten erzählten. Ich bin kein typischer Prediger, der seine drei Punkte hat, sondern höre gerne Geschichten und erzähle selbst welche. Ich kann sagen: Ich hatte meinen Traumberuf und passte gut in die Kultur. „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“, so steht es in Hebräer 13,8. Welche Bedeutung hat dieser Vers für dich? Er beginnt in der Vergangenheit, handelt von der Gegenwart und führt in die Zukunft. Das macht unseren Lebensweg mit Jesus aus! Mein Leben spiegelt Gelassenheit wider, weil Gottes Handeln in der Vergangenheit beginnt, in der Gegenwart erfahrbar wird und mir Hoffnung auf Ewigkeit gibt. Was wünschst du den Leserinnen und Lesern von Mission weltweit? Dass sie immer wieder neu begreifen, wie sie als Unterstützer der Mission Mutmacher für die ganze Welt sind. Die Missionsarbeit hat dazu geführt, dass Menschen überall Bildung erfahren haben, zum Glauben gekommen sind und Hoffnung schöpfen. Mikronesien bedeutet „Kleine Inseln“. Ich erlebe in Deutschland immer wieder frustrierte Gemeinden – besonders, wenn sie kleiner werden. Ich will ihnen gerne Mut machen und aufzeigen, was sie weltweit dazu beigetragen haben, dass Gott aus Kleinem Großes entstehen ließ. Harald Gorges war zunächst maschinenbautechniker und hat dann die theologische ausbildung am seminar der liebenzeller mission (lm) absolviert. seine frau hannelore war Kontoristin von Beruf. die beiden haben drei Kinder und vier enkel. Von 1978 bis 1988 lebten sie auf Yap/mikronesien und in den usa und waren in der Gemeindearbeit tätig. anschließend machten sie die missionsarbeit in vielen Gemeinden im Westen deutschlands bekannt. Von 2004 an folgte ein weiterer einsatz in der südsee, dieses mal auf Guam und Palau. Während harald Bereichsleiter für mikronesien, Vorsitzender und lehrer an der Piu (Pacific islands university) war, übernahm hannelore logistische aufgaben für die missionare auf den inselgruppen sowie die Gästebetreuung. Zum Thema dieser die Fragen stellte Christoph Kiess, leiter der öffentlichkeitsarbeit
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=