15 Burundi darum geht’s missiOn weltweit 1–2/2021 Burundi zum Leben, dass man sonntags in die Kirche geht. Es ist einfach, Bilder von vollen Kirchen zu machen, – die Gemeinden haben oft mehrere Hundert Gottesdienstbesucher. In der anglikanischen Kirche in Bujumbura, in der wir anfangs mitgearbeitet hatten, kamen sonntags 400 Besucher zum Gottesdienst – aber zur Bibel- und Gebetsstunde am Mittwoch nie mehr als zehn. Die Frage nach Erfolg ist so leicht nicht zu beantworten. Wir können recht schnell Zahlen von Besuchern, Gemeindemitgliedern oder Freizeitteilnehmern nennen; das macht sich auch gut in einem Rundbrief. Aber sagt das wirklich etwas aus? die Erwartungen Und dann gibt es noch eine andere Seite: Was wird erwartet? Ist die Zahl der Gottesdienstbesucher Gradmesser für den Erfolg eines Missionars? Oder die der Taufen? Wie will man Tiefgang im Glauben, Hingabe zu Gott oder Treue im Gebet messen? Kann man das? Und wenn ja: Auf wessen Konto verbucht man den Erfolg, auf dem des Missionars? Jeder Einzelne zählt In diesen Tagen bin ich häufiger mit Daniel (Name geändert) im Gespräch, einem CLM-Mitarbeiter. Er will heiraten. Wir kennen ihn, und wir kennen die Familie seiner zukünftigen Frau. Daniel ist ein sehr wichtiger Mitarbeiter in der Gemeinde. Sein Vater ist gegen die Heirat, andere aus der Familie sind dafür. Eine sehr schwierige Situation! Als sein Vater zu ersten Treffen mit der Familie der Verlobten nicht kommt, bittet Daniel Leute aus der Gemeinde und auch uns, ihn „als seine Familie“ zu begleiten. Hier ist mit der Zeit nicht nur eine Beziehung entstanden, sondern Vertrauen gewachsen, sonst würde er uns nicht als seine Familie bezeichnen. Kann man dieses Maß an Vertrautheit als Erfolg werten? Ist Daniel, diese eine Person, nicht wichtiger als große Zahlen? Moses war 2020 bei mir im Jüngerschaftskurs, den wir Discovery 1 (Entdeckung 1) nennen. Er ist ungefähr in meinem Alter und kirchlich traditionell aufgewachsen. Moses ist ein sehr netter Mann, der mit beiden Beinen im Leben steht. Bei Discovery 1 erklärten wir das Evangelium und fragten, ob jemand noch nicht sein Leben Jesus gegeben hätte und das gerne tun möchte. Keiner meldet sich. Misserfolg? Am nächsten Tag ruft der Prediger im Gottesdienst ebenfalls dazu auf, nach vorne zu kommen und diese Entscheidung zu treffen. Und plötzlich geht Moses los, lässt für sich beten, gibt sein Leben Jesus. Er war jahrelang in Kirchen, hatte aber, so erzählt er mir später, nie eine Beziehung zu Jesus gehabt. Alles war bis dahin Kultur, Tradition und Gewohnheit. Muss es mich ärgern, dass er beim Gottesdienst nach vorne kam und nicht während meines Kurses? Vom Pflanzen und Gießen In 1. Korinther 3,5–8 schreibt Paulus: Der eine hat die Aufgabe zu pflanzen, der andere zu gießen, aber das Wachstum, das liegt allein bei Gott. Und er fährt fort, dass es verschiedene Personen sind und jeder „seinen Lohn empfängt nach seiner Arbeit“. Paulus schreibt hier nicht von Erfolg, sondern von der Arbeit und vom Investieren. Natürlich freue ich mich, wenn ich Erfolg habe, auch Erfolg nach menschlichem Ermessen. Es ist etwas Schönes, wenn man einen Menschen begleiten darf und dieser zu Jesus findet. Es ist toll, wenn die Gemeinde, in der man mitarbeitet, wächst. Aber letztlich kommt es nicht darauf an, was ich an Zahlen in einem Rundbrief erwähnen könnte. Denn Erfolg ist, wenn ich in aller Treue Gottes Auftrag ausführe. In Matthäus 25,21 erzählt Jesus das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden. Die Erfolgsmeldung lautet: „Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ In Treue Jesus zur Verfügung stehen. Das macht frei vom Vergleichen. Ich muss mich nicht mit dem Gründer von CLM oder Missionarskollegen messen. Ich habe eine andere Aufgabe als sie. Dennoch darf ich von ihnen lernen und mich von ihrem Einsatz motivieren, anspornen und herausfordern lassen. Nicht um der Zahlen oder des Erfolgs willen, sondern weil es darum geht, Gott zu verherrlichen, Menschen zu einem Leben mit Jesus einzuladen und nicht müde zu werden, für und mit ihm unterwegs zu sein. Alexander Biskup l In Treue Jesus zur Verfügung stehen. Das macht frei vom Vergleichen. Alexander und tabea Biskup leben mit ihren drei Kindern in Burundi. 2010 reisten sie zum ersten Mal aus. Sie waren in der Jugend- und Gemeindearbeit sowie an der Bibelschule in Muramvya tätig. Seit August 2018 engagieren sie sich in Jüngerschaftskursen, der Sonntagsschule und in einer Gemeindegründung von cLM (christian Life Ministries) und der Teamleitung. Alex absolvierte nach dem Abitur die Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission. Tabea ist Erzieherin und Gemeindepädagogin von Beruf. Alex unterrichtet beim Jüngerschaftskurs „Discovery 1“. FoToS: ALEXANDER BISKUP
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