MISSION weltweit – Ausgaben 2021

15 mission weltweit 7–8/2021 burundi darum geht’s Schwarz-weißer Humor In Burundi fallen wir käsig-bleichen Europäer auf. Dort werden wir oft „Muzungu“ (der Weiße) genannt. Natürlich wollen wir „etwas Farbe“ bekommen. Burundier haben das gegenteilige Verlangen: Sie wollen „etwas weißer“ werden. Die Kosmetikindustrie mit ihren vielerlei Salben und Mittelchen profitiert davon. Eines Morgens fand ich mich als der „erste Weiße“ in einer Kirche im Landesinneren wieder. Der Tag hatte gut angefangen. Thermalbaden bei Sonnenaufgang in der nahe gelegenen heißen Quelle. Der Bademeister praktizierte verschiedene Eintrittspreise. Für den afrikanischen Begleiter aus der Hauptstadt verlangte er das Doppelte wie für Einheimische. Der Muzungu sollte das Zehnfache löhnen, den „Touristenbonus“. Da in Afrika die Preise flexibel gestaltet werden, begannen wir nach dem Baden mit den Verhandlungen. „Eigentlich müsstest du mir Geld erstatten“, sagte ich ihm. „Als ich heute Morgen ankam, war ich fast so dunkel wie mein Begleiter. Sieh mich an, das heiße Wasser hat alles abgewaschen.“ Da blieb ihm dann doch der Mund offen stehen vor Erstaunen. Letztendlich war am Preis nichts zu machen. Der Muzungu erhielt zehn einfache Eintrittstickets, da der Bademeister nur solche hatte. Aber Ordnung muss sein. Dafür badete mein afrikanischer Begleiter umsonst. Der hatte ja seine Farbe behalten … In der Kirche im Landesinneren angekommen, erzählte ich die Geschichte. Eine Welle von Gelächter schlug mir entgegen, und der dunkelhäutige Dekan meinte humorvoll: „Das muss ich auch mal probieren!“ Wieder großes Gelächter. Nach dem Gottesdienst stand ich neben meinem afrikanischen Begleiter. Unsere nackten Unterarme berührten sich. Tiefschwarz gegen käseweiß. Da kam ein kleines 5-jähriges Mädchen und kratzte vorsichtig an meinem Arm. Ob die weiße Farbe abgehen würde? Sie kam ein zweites Mal, was die dritte Welle des Lachens auslöste. Und ich habe natürlich kräftig mitgelacht. In Burundi leben wir in einer Schamkultur. Hier zählen nicht Gesetze oder Vorschriften und deren Einhaltung, sondern die soziale Verbundenheit. Das Schlimmste ist, wenn der andere öffentlich blamiert oder gar aus seinem sozialen Netz ausgestoßen wird. Deshalb ist Humor auch ein Heilmittel, Menschen nicht bloßzustellen. Gleichzeitig ermutigen wir, Dinge besser zu machen oder noch mal zu versuchen. Wie beim Beispiel mit den kandierten Erdnüssen. Ansteckende Freude in den kirchen Die Kirchen sind voll in Burundi – voller Menschen, voller Lachen und spontan ausgedrückter Freude. Ein besonderes Ereignis sind die Einsätze der vielen Chöre: Gemeindechor, Männerchor, Frauenchor, Mitarbeiterchor, Studentenchor, Jugendchor, Kinderchor … Alle wollen ihren Beitrag zum Gottesdienst leisten. Singen, tanzen, jubeln und klatschen gehören unbedingt dazu. Mehr Hüftschwung, Pastor! Eines Tages bin ich in einer großen Kirche mit mehr als tausend Besucherinnen und Besuchern. Der verantwortliche Pastor will mir etwas Gutes tun, damit ich meinen deutsch geprägten Lobpreis besser entfalten kann. Er nimmt mich mitten in den tanzenden Jugendchor, damit ich mich ungeniert ausdrücken kann. Ein junger Mann tanzt und singt neben mir und flüstert mir zu: „Pastor, du musst die Hüfte mehr schwingen lassen, denn wir tanzen zur Ehre Gottes!“ Nach einigen Anstrengungen ist es wohl klar erkennbar, dass das nicht so „mein Ding“ ist. Der Pastor begleitet mich zurück zu meinem Platz auf der Bühne. Beschwingt gehe ich die Predigt an. Unser Ziel ist es, Menschen in Burundi die Liebe Gottes nahezubringen und sie zu einem Leben mit Christus einzuladen. Wenn Humor mithilft, sie zu fördern und zu ermutigen, damit sie ein besseres Leben haben, freuen wir uns mit ihnen darüber. Humor ist kostenlos, aber nicht umsonst. Albrecht Hengerer l „Missionare mögen keine Bohnen“ Wir stehen in der schlange am aufgebauten buffet. ich will mich gerade bei den bohnen bedienen, da kommt eine küchenhilfe und stellt mir schnell eine schüssel mit erbsen und möhren hin. „denn“, so sagt mein afrikanischer kollege, „missionare mögen keine bohnen!“ dabei sind bohnen doch ein gutes grundnahrungsmittel in burundi! nachfragen ergeben, dass die ersten anglikanischen missionare die einseitige ernährung beklagten: bohnen und maisbrei waren an der tagesordnung. nachzulesen im buch von Patricia st. John, „nur der himmel ist die grenze“, seite 34, hänssler-verlag, holzgerlingen, 1978 „Amusement“ beim Französisch-Sprechen foto: aLBrecht hengerer

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