MISSION weltweit – Ausgaben 2017

Roland, viele Jahre warst Du als Missionar in der Südsee. Das klingt für uns romantisch – wie würdest Du diese Zeit zusammenfassen? Das Leben in der Südsee ist einfach, aber die Leute sind freundlich und hilfsbereit. Wir ha- ben sie lieb gewonnen. Am Eindrücklichsten war für mich, wenn Menschen den klaren Schritt aus dem Animismus zum Glauben an Jesus Christus machten und es im Lebenswan- del sichtbar wurde. Oder dass wir als Familie bewahrt blieben: bei Blutvergiftungen, wenn das Boot in der Lagune kenterte oder auf offe- ner See das Benzin ausging. Was war für Dich das Schwierigste in dieser engen, kleinen Inselwelt? Immer wieder der Kampf mit den finsteren Mächten. Die Taifune, die Schaden angerichtet haben. Die Hitzewellen. Wenn Dorothea zur Geburt der Kinder 1000 Kilometer nach Guam fliegen musste. Was würdest Du heute anders machen? Ich würde intensiver die Kultur studieren, zum Beispiel die Familienverhältnisse der Menschen im Detail, der Umgang in der Ehe oder die Kindererziehung. Woran erinnerst Du Dich besonders gerne? An die Menschen, die zum Glauben an Jesus kamen. An unsere Missionarszusammenkünfte. Da konnten wir uns austauschen und Gemein- schaft haben. Wenn ich beim 40-jährigen Jubi- läum der Berea-Gemeinde auf Chuuk sein kann, werden einige Leute gestorben sein, die wir in der Missionsarbeit begleitet haben. Ich werde Männer und Frauen treffen, die damals in der Jugendarbeit waren und heute in Führungspo- sitionen in Gemeinde und Regierung sind. Wie haben die Kinder Euren Dienst erlebt und gesehen? Sie waren auf den Inseln zu Hause und fühlten sich wohl. Probleme hatten sie eher im Heimat- aufenthalt in Deutschland: alles fremd, keine Freunde. Als sie Teenager waren, gingen sie freiwillig und gern ins Internat nach Japan. Ist Dir das Einleben in der Heimat schwer gefallen? Was war besonders? Wir halfen im Heimataufenthalt kurz bei der FTS-Jüngerschaftsschule auf dem Missionsberg und erlebten, wie junge Leute in Deutschland ti- cken. Auch unsere Kinder, die schon länger hier waren, halfen uns, wenn wir Fehler machten. Du hast auf Chuuk eine Radioarbeit gegrün­ det, warst Dozent am einheimischen theo­ logischen Seminar, hast Pastoren begleitet und den akademischen Abschluss Doctor of Missiology erworben. Und jetzt? Was füllt im Ruhestand Deinen Alltag aus? Nach wie vor bin ich mit meinem Heimat-CVJM verbunden und leite mit meinem Freund einen Seniorenkreis mit rund 40 Teilnehmern. Neben dem geistlichen Programm stehen Geburtstags- besuche und gemeinsame Ausflüge an. Aus Alters- gründen habe ich Predigtdienste zurückgefahren. Wir haben noch einen Hauskreis, den wir von meiner Schwester Doris übernommen haben. Sie war gesundheitlich sehr angeschlagen und bis zu ihrem Tod haben wir sie betreut und begleitet. Was sind Deine Zukunftswünsche? Meine Heimat ist im Himmel. So lange es geht, möchte ich meine Kraft weiter von Herzen für unseren Herrn einsetzen, nach seinem Willen leben und die Anliegen der Mission täglich mittragen. Roland Rauchholz, verheiratet, fünf erwachsene Kinder, neun enkel. Geboren 1937 in neureut/Karlsruhe, nach der Schule lehre als Großhandels- kaufmann. 1952 entscheidung für Jesus auf einer cvJm- Freizeit. Während eines missionsvortrags Ruf Gottes in die mission erlebt. 1959 eintritt in bad liebenzell. nach dem Studium zwei Jahre als Prediger in Künzelsau. bei einem om-einsatz in Österreich die deutsch-ame- rikanerin dorothea kennen- gelernt. 1966 heirat und aus- reise nach chuuk. Sprachstu- dium auf den mortlock-inseln. auf chuuk unter anderem ausstrahlung des evangeliums über den Regierungsradio- sender und aufbau der berea-Gemeinde. Seit 2005 im Ruhestand. …Roland Rauchholz? Das interview führte Joachim kleemann, früher missionar in Japan, jetzt im aktiven ruhestand Was macht eigen tlich ... Foto: elKe PFRommeR

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