MISSION weltweit – Ausgaben 2016

Lieber Hanspeter, wie fühlst Du Dich eigentlich, wenn Du von uns für diese kolumne angefragt wirst? Erste Reaktion: Krass! Entweder ist denen von „Mission weltweit“ die Munition ausgegangen, oder ich gehöre schon zu den Spinnhuddeln der LM-Geschichte. Dabei bin ich doch erst 57 Jahre alt plus ein paar Monate … Wie viele Monate? Na gut, plus 122. Ich bin seit zwei Jahren im Ruhestand und halte diese Lebensphase für ein Privileg und für etwas ganz Wunderschönes. Ich fühle mich sauwohl dabei – ich kann es einfach nur so urschwäbisch sagen! Ab dem 60. Geburtstag habe ich mich mental auf diese „Winterzeit“ (nach Paul Tournier, Jahreszeiten des Lebens) meines Lebens vorbereitet. Nun, wo ich dort angekommen bin, ist es richtig gut. Ich genieße die Befreiung von den früheren Pflichtaufgaben derart, dass ich mich mehrmals wöchentlich bei meiner Kollegin Evelyn Hauser bedanke, dass sie nun für mich Verwaltung macht, Kindergarten, Konfirmanden-Unterricht u.v. a. Das klingt ein wenig, als ob Du unter Deinem Beruf schwer zu tragen gehabt hättest? Nein, wenn ich noch mal auf die Welt kommen sollte, würde ich gerne wieder Pfarrer werden. Aber nach dem langen Pflichtenweg kommt nun die Kür, und das ist auch schön! Ich fühle mich jetzt wie ein Bergwanderer, der nach Erreichen des Gipfels erleichtert seinen Rucksack abstellt, den kühlen Wind genießt, das Vesper, die Aussicht … Welche Aussicht hast Du denn, um bei Deinem Bild zu bleiben? Nun, zunächst ist es ein Weitergehen zu zweit. Alle Kinder sind aus dem Haus; jetzt können Bärbel und ich oft zusammen aufbrechen zu Vorträgen, Konferenzen, Kreuzfahrten oder einfach zu Kindern und Enkeln. Nachdem ich früher meist alleine gefahren bin – unsere Kinder sollten gegebenenfalls nicht beide Elternteile gleichzeitig verlieren – sind wir jetzt meist zu zweit „on tour“. – Und dann ist da ja auch noch das „Haus der Besinnung“ in Betberg – ein Geschenk vom Himmel und einst ermöglicht durch die Großzügigkeit der LM. Ich bin weiterhin sehr gerne dabei bei den Tagungen und genieße es, wie Gott auf diese Arbeit Acht hat – ganz wie Mose es gesagt hat (5. Mose 11,12). Wirklich, ganz so! Denkst Du auch noch gerne an Deine Zeit bei der Liebenzeller Mission? Oh ja! Ich habe mich in jenen Jahren von Herzen mit den Menschen und dem Anliegen des (Gesamt-)Werkes verbunden. Ich freue mich über alle erhalten gebliebenen Beziehungen und komme von Zeit zu Zeit gerne auf den Missionsberg zurück. Als ich 1992 zum Direktor gewählt wurde, hat einer das ja öffentlich als „Katastrophe“ bezeichnet. Ich empfinde zurückblickend: Ach, ist das schön, was unser treuer Herr aus Katastrophen machen kann. Und wenn ich heute an „Liebenzell“ denke, dann meine ich nach wie vor: Dieses Werk bringt etwas Helles in die Welt. Das macht der Christus in ihm. Eine andere Erklärung habe ich nicht. Hast Du noch etwas Fröhliches für uns? Wir haben früher so gerne mit Dir gelacht! Nach einer Versammlung im MSZ haben drei fromme Frauen darüber verhandelt, welche ihrer Familien die älteste ist. Frau Bäcker: „Mein frühester Vorfahre hat das Abendmahlsbrot für die Jünger gebacken.“ Frau Zimmermann hält mit: „Unser ältester Vorfahre hat mit Noah die Arche gebaut.“ Frau Krause sagt: „Kennt ihr noch die Eva aus dem Paradies? Die war eine geborene Krause!“ Hanspeter Wolfsberger lebt mit seiner Frau bärbel im ruhestand in müllheim/baden. Dort im markgräfler land ist er auch aufgewachsen. Die lektüre des tagebuchs von jim elliot war der erste anstoß für den pädagogik- und psychologiestudenten, fortan evangelische theologie zu studieren. auf das vikariat in schnait/remstal folgte der Dienst als gemeindepfarrer in bad Wildbad, staufen im breisgau, aldingen und bis zum ruhestand in betbergseefelden. von 1993 bis 2003 war hanspeter Wolfsberger Direktor der liebenzeller mission. …hanspeter Wolfsberger Das Interview führte monika Weinmann, Redaktion „mission weltweit“ Was macht eigen tlich ... Foto: privat

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