Bildungsangebote der Liebenzeller Mission

Bildung ist nicht etwas, was zum christlichen Glauben erst noch dazukommen muss, sondern in einem bestimmten Sinn das, was ihn ausmacht. Schon das Weitersagen des Evangeliums von Jesus Christus, „der in die Welt gekommen ist, um Sünder selig zu machen“ (1. Timotheus 1,15), ist ein Bildungsprozess, der in Menschen den Schöpfungswillen Gottes abbildet. Allerdings ist das Evangelium keine Philosophie nur für Intellektuelle und Hochbegabte – das wäre ein Missverständnis –, sondern eine selig machende Kraft für alle, die „glauben“, völlig unabhängig von ihrem Bildungsstand. Aber der christliche Glaube hat einen inneren Drang, verstehen zu wollen, was Gott im Kommen, Wirken, Sterben und Auferstehen Jesu Christi getan hat. Gottes Wahrheit soll nicht nur geglaubt, sondern will auch verstanden werden. Deshalb trat Jesus als „Lehrer“ auf und berief „Studierende“ (so müsste man eigentlich das neutestamentliche Wort „Jünger“ übersetzen) in seine Nachfolge. Deshalb schrieben die Apostel Briefe, in denen sie nicht nur aktuelle Angelegenheiten in den Gemeinden regelten, sondern theologisch reflektierten, was es bedeutet, dass in Jesus allen Menschen die heilsame Gnade Gottes erschienen ist (Titus 2,11). Deshalb schrieben die Evangelisten die Evangelien von Jesus Christus, damit wir in ihnen „den sicheren Grund der Lehre erfahren“, an die wir glauben (Lukas 1,4). Der Glaube fragt nach dem Verstehen. So formulierte es schon vor 900 Jahren der angelsächsische Abt und Theologe Anselm von Canterbury. Das Verstehen aber braucht Bildung. Diese Bildung fängt mit dem Erzählen von Geschichten an, setzt sich im Auswendiglernen und im Lesen und Schreiben lernen fort und hört mit dem Studieren an „hohen Schulen“ längst nicht auf. Deshalb war die Reformation im 16. Jahrhundert auch ein Bildungsaufbruch. Alle Kinder sollten eine Schule besuchen, damit sie nicht nur das Lesen und Schreiben lernen, sondern auch die Bibel lesen und verstehen konnten. Der christliche Glaube gründet eben auf einem Buch, das den Namen dieses Kommunikationsmediums erhalten hat, denn „Bibel“ heißt „Buch“ bzw. „Schrift“. Weil der Glaube verstanden werden will, wurden schon sehr früh Bekenntnisse wie zum Beispiel das Apostolische oder Nicänische Glaubensbekenntnis formuliert. In dieser Tradition haben auch die Reformatoren Katechismen verfasst, die alle Christen auswendig lernen sollten, um eine kompakte Basis des Glaubens zu haben, mit der jeder leben und sterben kann. Bildung und Mission gehören untrennbar zusammen 4

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