MISSION weltweit – Ausgaben 2026

18 LIEBENZELLER MISSION AKTUELL WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON GABRIEL HÄSLER Mit der TikTok-App sucht man nicht bewusst nach Videos. Der Algorithmus wählt aufgrund meiner bisherigen Vorlieben die Inhalte aus, die mich vermutlich ansprechen. So kann man sich stundenlang von einem Kurzvideo zum nächsten klicken. Als ich gerade wieder ein Kurzvideo wegdrückte, um mir das nächste anzuschauen, befand ich mich plötzlich in einer TikTok-Livesendung. Eine verschleierte Muslima beantwortete Fragen der Zuschauer, die – wie ich – per Algorithmus bei ihr gelandet waren. „Warum trägst du ein Kopftuch?“, fragte jemand. Sie erklärte es. In diesem Moment sprach der Heilige Geist direkt in mein Herz: „Was liegst du auf deinem Bett und schaust dir Videos an? Steh auf und erzähle den Menschen auf TikTok von Jesus.“ Nun, ich produzierte schon seit Längerem evangelistische Videos und lud sie auf Plattformen wie TikTok oder YouTube hoch. Aber Livestreams nutzte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, um Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Also stand ich auf, zog mich an, ging hinunter in die Stube, richtete mein Handy auf mich und startete eine TikTok-Livesendung. Das war vor anderthalb Jahren. Seither gehe ich jede Woche „live“ und darf erleben, wie Hunderte von Menschen ihr Leben Jesus anvertrauen. Nie dagewesene Möglichkeiten Die sozialen Medien sind ein Missionsfeld mit ungeheurem Potenzial. Hast du schon einmal darauf geachtet, was die Menschen im Wartezimmer, an der Bushaltestelle oder im Zug machen? Sie richten ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihr Handy. Die meisten konsumieren Inhalte aus den sozialen Medien. Eine Studie von „Datareportal“ aus dem Jahr 2025 besagt, dass etwa 65 % der Weltbevölkerung soziale Medien nutzen – Tendenz steigend.1 Der typische Nutzer bewegt sich auf mehr als sechs Plattformen. Ganz vorne dabei: Facebook, YouTube, Instagram, WhatsApp und TikTok. Im Durchschnitt verbringt eine Person 19 Stunden pro Woche auf diesen Plattformen – vor allem mit Videos oder anderen Beiträgen. Sonderbeitrag von Gabriel Häsler FOTO: ISTOCK.COM/MARTIN DIMITROV 1 https://datareportal.com/reports/digital-2025-global-overview-report, 2.12.2025. JESUS AUF TIKTOK BEGEGNEN Es war schon nach 21 Uhr. Ich lag im Bett und vergeudete meine wertvolle Lebenszeit, indem ich mir auf meinem Handy sinnlose TikTok-Videos anschaute. Allen evangelistisch denkenden Menschen dürfte an dieser Stelle ein Licht aufgehen: Die sozialen Medien sind ein Missionsfeld mit nie dagewesenen Möglichkeiten. Wer es schafft, mit dem Evangelium in diese Handys hineinzukommen, ist genau da, wo die Menschen sind. Seit meinem Erleuchtungserlebnis im Bett setze ich mich also jeden Dienstag um 20:30 Uhr mit meiner Bibel vor die Webcam und starte eine Livesendung. Ich gehe gleichzeitig auf YouTube, Instagram, Facebook und TikTok live. Dabei lese ich einen Abschnitt aus der Bibel vor und lege ihn Vers für Vers aus – immer mit evangelistischer Absicht. Im zweiten Teil des Abends gehe ich auf Fragen ein und bete für die Anliegen der Leute. Ein Mitarbeiter namens Algorithmus Einem Großteil meiner Zuschauer geht es wie mir damals im Bett: Sie sitzen irgendwo und klicken sich durch ein Meer sinnentleerter Videos. Und plötzlich sind sie in meiner Live-Sendung. Je nach Interesse klicken sie gleich weiter – oder sie bleiben und hören zu. Zu Beginn sind kaum Leute da. Doch nach und nach kommen immer mehr hinzu, und bald sind über 300 Zuschauer auf allen vier Kanälen dabei. Manche schütteln genervt den Kopf und „gehen“ weiter. Andere schreiben hämische oder beleidigende Kommentare in den Chat. Oft sind auch Muslime dabei, die mit ihren Beiträgen im Chat versuchen, andere von ihrer Sache zu überzeugen. Aber jeden Dienstag sind auch offene, suchende und hungrige Menschen dabei. Denn ich habe einen Mitarbeiter, der genau diese Menschen findet und zu mir bringt: den Algorithmus.

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