ZUM THEMA FRANKREICH 12 *Name geändert Auch als Jesusnachfolger überschreiten wir Grenzen, selbst wenn wir es nicht wollen. Wie gehe ich damit um? Ich fühle mich schuldig und schäme mich, weil dies für andere scheinbar kein Problem ist. Ist die Messlatte nur für mich zu hoch? Darf ich wirklich – vielleicht zum hundertsten Mal – neu anfangen? Solche Gedanken kannte auch Sabine*. Als sie Gott neu gefunden hatte, war sie voll Freude. Sie war glücklich, Menschen kennenzulernen, die auch an Jesus glaubten. Doch bald kam die Ernüchterung: Warum war die Sünde in ihrem Leben noch so präsent, manchmal sogar übermächtig? „Ich bin doch neu geboren. Wie kann das sein?“, fragte sie sich. Wie gehe ich mit Sünde um? In der Gemeinde ermutigte man sich gegenseitig, Jesus nachzufolgen. Aber über Sünde sprach man nicht. In Predigten wurde sie als Zielverfehlung dargestellt, die es unbedingt zu vermeiden galt. Sabine blieb mit ihrer Schuld und Scham allein und zog sich schließlich aus der Gemeinde zurück. „Ich bin nicht würdig, dazuzugehören“, glaubte sie. Über 20 Jahre lebte sie mit diesem Gefühl – und verdrängte es. Felsenfest, wie sein Name vermuten lässt, war auch Simon Petrus nicht (Johannes 1,42; Matthäus 16,18). Er tat so, als kenne er Jesus nicht. Doch Jesus orientierte sich nicht an Petrus’ Versagen, sondern an seinem eigenen Versprechen: Er würde aus Simon einen Petrus (= Fels) machen. Simon Petrus zog sich zwar nach der Verleugnung von Jesus zurück, doch dieser suchte ihn nach seiner Auferstehung wieder auf. Der barmherzige Sohn Gottes vergaß ihn nicht. Vergebung beendet die Einsamkeit Der geduldige und gnädige Gott hatte auch Sabine nicht vergessen. Sie fand eine Gemeinde, in der Sünde kein Tabuthema war. Heute weiß sie, wohin sie mit ihrer Schuld und Scham gehen kann: zu Jesus. Er mustert niemanden aus, wenn die Messlatte nicht erreicht wird. Der Tod und die Auferstehung von Jesus bedeuten Vergebung. Ich muss mich nicht ewig für meine Unzulänglichkeiten schämen. Und Jesus Christus schämt sich nicht, uns Schwestern und Brüder zu nennen (Hebräer 2,11). Drängen dich Scham und Schuldgefühle aus der Gemeinschaft hinein in die Einsamkeit? Jeder bleibt hinter Erwartungen zurück. Niemand genügt Gottes Maßstab. Aber Christen dürfen ihre Fehler bekennen − und erleben, wie Jesus verändert. Im Glauben begreife ich: Jesus schenkt mir einen Neuanfang. Und ich kann sagen: „Ich schäme mich nicht!“ Michael Eckstein Ich schäme mich … nicht! „Was für eine Schande!“ Jeder kennt das Gefühl der Scham: Wenn man die Erwartungen der Kollegen, der Nachbarn oder der Gemeinde nicht erfüllt. Wenn man sich nicht an Regeln hält und dabei erwischt wird. Sofort steigt die Schamesröte ins Gesicht. Müssten wir als Christen nicht besser sein? Gemeinsam Leben teilen in der Gemeinde Générations Michael und Tina Eckstein sind seit Juli 2009 in Frankreich tätig. Seit 2022 unterstützen sie die Gemeinde „Générations“ bei ihrem Gründungsprojekt. Michael ist Teamleiter der Frankreich-Missionare. Vor seiner Ausbildung am Theologischen Seminar der Liebenzeller Mission arbeitete er als Schreiner. Tina ist Ergotherapeutin. Ihre drei Kinder besuchen französische Schulen bzw. studieren. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/eckstein FOTO: MICHAEL ECKSTEIN
RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=