20 3. Familie Nehemia rückt die einzelnen verteilten Gruppen enger zusammen (Verse 13–14). Der familiäre Zusammenhalt gibt Mut, und Leidenschaft ist ansteckend. „Eisen wird durch Eisen geschärft, und ein Mann schärft das Angesicht seines Nächsten“ (Sprüche 27,17). Wer leidenschaftlich für Jesus bleiben will, muss sich immer wieder mit leidenschaftlichen Jesusleuten umgeben. Deshalb lädt uns Hebräer 10,24 ein, dass wir „aufeinander achthaben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen“. Schon Dietrich Bonhoeffer warnte: „Wer nicht in der Gemeinschaft steht, der hüte sich vor dem Alleinsein.“ Dieser steht in der Gefahr, in die „bodenlose Grube der Eitelkeit, der Selbstverliebtheit oder der Verzweiflung zu fallen.“6 Charles Haddon Spurgeon machte dieses Prinzip einem jungen Christen sehr deutlich. Er schob einmal mit dem Schürhaken ein brennendes Holzscheit aus der Mitte des Feuers an den Rand seines offenen Kamins. Nach etwa einer halben Stunde fragte er ihn, was denn mit dem Holzscheit passiert sei. Worauf der junge Christ meinte, dass es anfänglich brannte, dann die Flammen nachließen, es ausging und jetzt nur noch vor sich hin rauchte. Da wurde Spurgeons Punkt klar: Nur in der Hitze der Familie Gottes bleibt meine Leidenschaft brennend. 4. Hoffnung Nehemia ruft seinem Volk zu: „Unser Gott wird für uns kämpfen!“ (Nehemia 4,14) Dabei werden Erinnerungen wach an … … den Auszug aus Ägypten – Gott wird für uns kämpfen! … den Einzug ins verheißene Land – Gott wird für uns kämpfen! … Gideon mit seinen 300 Mann – Gott wird für uns kämpfen! … Jesus am Kreuz mit den Mächten der Sünde, der unendlichen Hoffnungslosigkeit – Gott wird für uns kämpfen! Weil Gott für uns kämpft, gibt es das Wort „aufgeben“ im Wörterbuch eines Christen nicht! Unser christlicher Optimismus wird geschürt von der Hoffnung auf die Tatsachen, die Gott geschaffen hat und noch schaffen wird, so wie er es versprochen hat. Sich darauf einzulassen, bedeutet Glaube! Und die, die auf diese Verheißungen des Herrn harren, die kriegen neue Leidenschaft und werden auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden (angelehnt an Jesaja 40,31). Verheißungsorientiert leben schafft leidenschaftliche Hoffnung. Ich hoffe und bete, dass wenn wir durch Entmutigung „verknittert“ sind, wir uns die Zeit nehmen, diese Faktoren Stück für Stück zu entfalten und dadurch die Leidenschaft für Jesus erneuern und erhalten zu Gottes Ehre und unserer Freude! Edgar Luz (MTh) ist seit 2019 Rektor der Interkulturellen Theologischen Akademie (ITA). Als Missionar der Liebenzeller Mission arbeitete er von 1998 bis 2012 in Ecuador. Von 2012 bis 2019 war er Akademischer Leiter der ITA. Zusätzlich ist er seit 2025 als Fachbereichsleiter Amerika und Projektleiter in Salzburg/Meran tätig. Er ist verheiratet mit Gyöngyvér; die beiden haben vier erwachsene Kinder. WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON EDGAR LUZ 2. Präsenz Gottes „An den Herrn denkt, den großen und furchtbaren!“ (Nehemia 4,8) Nehemia lenkt die Blicke und Gedanken der Menschen auf die Präsenz des allmächtigen Gottes. Der innere Kampf mit Leidenschaftslosigkeit zeigt uns möglicherweise, dass wir außerhalb von uns noch etwas brauchen, was wir bisher nicht in Betracht gezogen hatten – Gott! Wir brauchen ihn! Und dafür müssen wir uns nicht schämen, ganz im Gegenteil. Nach Søren Kierkegaard ist das „die Vollkommenheit, und es ist am traurigsten, wenn etwa ein Mensch durchs Leben ginge, ohne zu entdecken, dass er Gott nötig hat.“3 Diese Präsenz Gottes sucht man am besten im Gebet (Nehemia 4,3). Das ist der Ort, an dem Lasten die Schultern wechseln. Beim Beten lösen sich nicht alle Probleme, aber ich löse mich von allen Problemen und gebe sie in die Hände des Allmächtigen. Dahin tendiert auch Hans von Keler: „Das Gebet ersetzt keine Tat, es ist eine Tat, die durch nichts anderes ersetzt werden kann.“4 Und ähnlich formuliert es Corrie ten Boom: „Du kannst mehr tun als beten, wenn du gebetet hast, aber du kannst nicht mehr tun denn beten, bis du gebetet hast.“5 Du kannst beispielsweise so beten, wie es der bekannte Evangelist Vance Havner die letzten Jahre seines Dienstes täglich umsetzte: Wie Hiskia bitte ich um mehr Zeit (2. Könige 20,1–6). Wie Jabez bitte ich um mehr Raum (1. Chronik 4,10). Wie Elisa bitte ich um mehr Kraft (2. Könige 2,9). Wie Paulus bitte ich um mehr Menschen (Römer 9,1–5). Oder wie ich, ganz spezifisch: „Vater im Himmel, du siehst meine Ehe – hilf du mir dranzubleiben und zu wachsen in Geduld!“ „Guter Gott, du siehst den Frust mit meinem Sohn – gib mir Kraft, ihn zu lieben und zu fördern, dass er aufblühen kann zu deiner Ehre!“ „Allmächtiger Herr, du kennst meine Trägheit in Sachen Gemeinde. In letzter Zeit ist so viel passiert, was ich nicht einordnen kann − gib mir Durchblick, um weise zu handeln.“ „Barmherziger Gott, du siehst mein Versagen. Wieder die gleiche Sünde − bitte erneuere mein Wollen und mein Fühlen!“ Gesuchte göttliche Präsenz bringt ganzheitliche geistliche Power! 3 Søren Kierkegaard, Vier erbauliche Reden, 1844. 4 Vortrag von Hans von Keler. 5 Corrie ten Boom, Ganz persönlich − Treffsichere Anmerkungen, https://info2.sermon-online.com/german/CorrieTenBoom/ Ganz_Persoenlich_Treffsichere_Anmerkungen.pdf, S.3. 6 Dietrich Bonhoeffer, Gemeinsames Leben, S.66. Gesuchte göttliche Präsenz bringt ganzheitliche geistliche Power! Nur in der Hitze der Familie Gottes bleibt meine Leidenschaft brennend. FOTO: CARMEN SEPT
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