ZUM THEMA 12 ZENTRALASIEN Doch Gott versorgte uns wundersam mit den finanziellen Mitteln, um die Werkstatt zu erweitern. Über Monate arbeiteten wir intensiv. Mit viel Freude und Leidenschaft bauten wir an, bis wir fast doppelt so viel Platz zur Verfügung hatten wie zuvor. Als es danach ruhiger wurde, merkte ich aber auch, dass es mich viel Kraft gekostet hatte. Gefühle der Unsicherheit tauchten in mir auf. Innere Unruhe. Sinnfragen. Was jetzt? Was kommt als Nächstes? Alles, was mir sonst Freude machte, wurde plötzlich zum inneren Kampf. Wo war meine Begeisterung geblieben? Beim Nachdenken über diese Situation wurde mir bewusst, dass aus meiner Leidenschaft für Gott und sein Wirken schleichend eine Leidenschaft für mich und mein Wirken geworden war. Ich habe alles im Griff Besonders in Zeiten, in denen es gut läuft, wenn die Dinge, die wir anpacken, gelingen, stehen wir in der Gefahr, uns selbst zu wichtig zu nehmen. Das geschieht schleichend. Unser Stolz und unsere Befriedigung an unserem Tun gehen über das gesunde Maß hinaus und wir fangen an, uns zu viel auf unsere eigenen Fähigkeiten einzubilden. Wir verlieren die enge Verbundenheit mit Jesus, weil wir denken, dass wir es ziemlich gut im Griff haben. Die Beziehung zu Gott leidet, weil wir uns auf uns selbst konzentrieren. Wir machen Pläne, ohne wirklich mit ihm zu rechnen und von ihm abhängig zu sein. Gott brauchen wir noch als Helfer für unsere Wege und bitten fromm: „Segne uns!“ Wenn es dann ruhiger wird, wenn wir nicht mehr gebraucht werden oder wenn der Erfolg auf sich warten lässt, bleibt nichts übrig. Wir sind nur noch mit uns selbst konfrontiert. Dann kommen Leere, Unsicherheit und Unruhe. Und schließlich fragen wir uns, wo die Leidenschaft geblieben ist. Vielleicht stellen wir sogar unseren Glauben oder Gott infrage. Echte Leidenschaft für Gott entdecke ich, wenn ich mir bewusst mache, wer er ist. Die Krone ablegen Schon lange war es in unserer Werkstatt viel zu eng. Unsere Mitarbeiter standen sich ständig auf den Füßen und effizientes Arbeiten war kaum möglich. Mit ein bisschen Abstand betrachtet ist das kein Wunder. Wenn es zu sehr um uns selbst geht, stehen und fallen wir mit unserer Leistung und unserem Erfolg. Das ist bitterernst! Da entsteht Enge, weil wir uns selbst für unseren Wert verantwortlich machen. Wo hat Leidenschaft da noch Platz? Ich lege alles ab Mein Mentor hat mich über die Jahre immer wieder ermutigt, in solchen Zeiten innezuhalten und hinzuschauen. Dafür bin ich sehr dankbar. Es wäre viel einfacher, sich in die Arbeit zu stürzen und die unangenehmen Gefühle mit dem nächsten Ziel, einem weiteren Projekt oder sonst irgendwelchen Ablenkungen zum Schweigen zu bringen. Aber leider geht es mir mit dieser Strategie irgendwann so wie mit unserer Klärgrube, die gerade gereinigt wird, während ich diese Zeilen schreibe: Irgendwann läuft das Fass über und dann stinkt es gewaltig! Statt einfach weiterzumachen, lädt Gott uns ein, vor ihm still zu werden. Er möchte, dass wir in seiner Gegenwart unsere GedanFOTO: ISTOCK.COM/FOOTTOO
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