ZUM THEMA 10 MITTLERER OSTEN Während meines Bibelstudiums traf mich eines Tages Jesaja 60,4–6 direkt ins Herz. Mir war klar: Gott ruft die Menschen aus der arabischen Welt! Dieser Bibelvers und viele weitere Umstände haben dazu beigetragen, dass wir als Familie heute in einem islamischen Land leben, in dem Kamele und Weihrauch zum Alltag gehören. Harte Realität Wir machten uns damals voller Elan auf in die große Welt. Während der sieben Jahre im Ausland hat uns die Realität jedoch schon öfter hart getroffen. Den Einheimischen ist es offiziell verboten, ihre Religion zu wechseln. Nicht nur von der Regierung wird ihnen Druck gemacht, Anhänger des Islams zu bleiben. Besonders die Familie ist dafür verantwortlich, dass jeder auf dem „richtigen“ Weg geht. Wenn jemand wagt, aus der Religion auszutreten, dann wird er gleichzeitig aus der Familie ausgeschlossen. Damit ist man auch nicht mehr Teil der Gesellschaft. Doch auch für Missionare ist die Situation brenzlig. Wer in unserem Land zu offensichtlich von Jesus erzählt, wird des Landes verwiesen. Und dennoch: Wir haben uns den Menschen an unserem Ort verpflichtet. Das ist unsere Lebensaufgabe, in die Jesus uns sendet. Denn wir sind davon überzeugt, dass Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Dass er das beste Leben für alle bereithält. Dass jeder Mensch die Chance verdient, Jesus kennenzulernen. Es ist für uns gar nicht leicht, mit Menschen in Kontakt zu treten, die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind als wir. In den vergangenen Jahren haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, wie wir Fremden verständnisvoller begegnen können. Die folgenden Gedankenanstöße können auch an anderen Orten helfen, einen Schritt auf Menschen zuzugehen, die anders sind als wir. 1. Jeder trägt Gepäck, von dem wir nichts wissen Immer wieder muss ich mich daran erinnern: Mein Gegenüber hat Sorgen, Probleme oder Umstände, von denen ich nichts weiß und die ihn geprägt haben. Ich versuche, mich von Die Fremden lieben Wir wussten, dass uns in der arabischen Welt vieles fremd sein würde: eine andere Sprache, andere Sitten und Gewohnheiten. Doch wir wussten auch, dass Gott diese Menschen liebt und erreichen möchte. Wie sollten wir ihnen begegnen? undurchschaubaren Kommentaren und Gesten nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und diese nicht auf mich persönlich zu beziehen. Im Arabischen ist der Ausdruck „inshallah“ („so Gott will“) sehr flexibel. Er kann „ja“, „nein“ oder „vielleicht“ heißen. Wenn ich eine Einladung ausspreche, wird mein Gegenüber diese nicht ablehnen, sondern mit „inshallah“ antworten. Bis heute stellt mich diese Antwort nicht zufrieden. Ich habe gelernt, dass Menschen es nicht böse mit mir meinen, wenn sie mir nicht die Wahrheit sagen. Oft haben sie dann lediglich keine Zeit, weil sie eine andere Aufgabe wahrnehmen müssen. Durch ihre Kultur sind sie von klein auf daran gewöhnt, ihre Beziehungen indirekter zu leben, als wir das aus westlicher Sicht kennen. 2. Jeder hat das Bedürfnis, geliebt und angenommen zu werden Der tiefe Wunsch, dazuzugehören und Beziehung zu leben, ist kulturübergreifend. Manchmal braucht es jedoch sehr viel Zeit, um Nähe aufzubauen. In dem Land, in dem wir leben, ist man Ausländern gegenüber misstrauisch. Die Einheimischen haben Angst, mit Alkohol, Lieblinge Gottes beim Spielen
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