MISSION weltweit – Ausgaben 2025

ZUM THEMA BANGLADESCH 8 „Bangla“ beschreibt sowohl die Region als auch den Stamm, der die Mehrheit der Bevölkerung ausmacht, und „desch“ wird mit „Land“ übersetzt. Somit bedeutet der Name „Land der Bengalen“. Aber nicht jeder Mensch hier ist Bengale. Es gibt einige ethnische Minderheiten im Land, die von der Mehrheit der Bevölkerung als „die Anderen“ behandelt werden. Meist erkennt man an Gesichtsform und Namen, dass sie keine Bengalen sind, und auch, zu welchem Stamm sie gehören. Maniks große Chance Der kleine Manik stammte aus der ethnischen Gruppe der Santali. Sein Gesicht war runder als das vieler Bengalen und in seinem Dorf wurde ausschließlich Santali gesprochen. Sein Vater verdiente durch Landwirtschaft das tägliche Brot für die fünfköpfige Familie. Er hatte keinerlei Hoffnung, dass seine drei Kinder eine gute Schulausbildung bekommen würden. Denn in Bangladesch müssen Schulgebühren bezahlt werden, die für Maniks Familie unmöglich aufzubringen waren. Manik ging regelmäßig mit seinen Eltern in den Gottesdienst. Eines Tages erzählte der Pastor dem Vater vom Kinderdorf in Dinajpur. Ein Hoffnungsschimmer kam auf. Ob Manik wohl eine Chance hätte, im Kinderdorf eine gute Schulausbildung zu bekommen? Manik bekam tatsächlich einen Platz in Dinajpur. Er durfte erfahren: Gott hat keine Lieblinge und kümmert sich nicht nur um die Mehrheit. Egal welche Abstammung die Kinder haben, jeder ist im Kinderdorf willkommen. Der Schüler wird zum Lehrer Der Schritt vom Dorf in die Stadt war herausfordernd. Manik kam ohne bengalische Sprachkenntnisse ins Kinderdorf. Acht Jahre lebte er dort und besuchte die Carey Memorial High School. Durch den neuen Alltag veränderten sich seine Zukunftsaussichten. Nach seiner Schulausbildung absolvierte er seinen Bachelor in Biologie. Als Lehrer kehrte Manik 2018 an seine ehemalige Schule zurück. Hier wurde er als Schüler geprägt − nun hat er das Privileg, in eine neue Generation zu investieren. Durch seine Arbeit möchte er etwas zurückgeben von dem, was er in seiner Kindheit bekommen hat: „Weil ihr vom Kinderdorf in der Not die Rolle meiner Eltern ausgefüllt habt, werdet ihr mein ganzes Leben lang meinen Dank und meine Ehrerbietung bekommen. Herzlichen Dank!“ Die Geschichte von Manik ist eines von vielen Beispielen dafür, dass jedes Kind im Kinderdorf in Dinajpur willkommen ist. Es ist ein Privileg, junge Menschen durch eine christliche Schulausbildung im Glauben an Jesus und in ihrer Persönlichkeit zu prägen. Verena und Benedikt Tschauner Benedikt und Verena Tschauner studierten „Theologie und Soziale Arbeit im interkulturellen Kontext“ an der Internationalen Hochschule Liebenzell. Ein verlängertes Praxissemester führte sie nach Bangladesch. Es wuchs eine große Liebe zu Land und Leuten, sodass sie Anfang 2018 als Missionare dorthin zurückkehrten. Nach dem Sprach- und Kulturtraining arbeiteten sie an einer christlichen Schule, in zwei Schülerheimen, im Gemeindebezirk und in der TEE-Arbeit (außerschulische theologische Ausbildung). Seit 2023 leben sie mit ihren drei Kindern in Dhaka. Zu ihren Aufgaben gehört die Teamleitung, die Zusammenarbeit mit der Partnerkirche und die Koordination der von der Liebenzeller Mission geförderten Sozialprojekte. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/ tschauner Im Kinderdorf in Dinajpur werden rund 50 Mädchen und 40 Jungen unterstützt. Sie erhalten eine gute Schulausbildung und werden in ihrer Persönlichkeit individuell gefördert. Etwa die Hälfte der Kinder stammt aus ethnischen Minderheiten. Das Kinderdorf bietet ein sicheres Zuhause und eine Perspektive für die Zukunft. Das Mitarbeiterteam vermittelt den Mädchen und Jungen, dass Jesus Christus in ihrem Leben eine prägende Rolle spielen möchte. Mehr Informationen: www.liebenzell.org/ spenden/patenschaften Wer kümmert sich um die Ausgegrenzten? Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht, wie Ländernamen entstanden sind? „Bangladesch“ hört sich für uns wie eine willkürliche Bezeichnung an. Doch dahinter verbirgt sich die Identität einer Bevölkerungsgruppe. Manik mit Frau und Tochter FOTO: BENEDIKT TSCHAUNER

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