MISSION weltweit – Ausgaben 2025

Marianne, was sind deine Hauptaufgaben als Oberin? Meine Hauptaufgabe ist die Begleitung der Schwestern in ganz unterschiedlichen Bereichen: Sei es geistlich durch Andachten, durch Seelsorge, mit ihnen Abendmahl zu feiern oder Gebetszeiten zu gestalten. Dazu gehört auch die persönliche und praktische Begleitung, wie zum Beispiel Arztbesuche. Außerdem gebe ich Hilfestellungen und unterstütze die Schwestern in allen alltäglichen Dingen. Zu meinen Aufgaben gehört auch, Schwestern auf ihrem letzten Weg bis zum Tod zu begleiten. All das mache ich natürlich mit anderen Schwestern gemeinsam. Hinzu kommt die Gremienarbeit: Ich bin im Vorstand der Liebenzeller Mission, gehöre dem Komitee und dem Schwesternrat sowie der Leitung der Missionsberggemeinde an. Wenn es zeitlich möglich ist, besuche ich auch unsere Schwestern, die nicht in Bad Liebenzell wohnen. Ebenso organisiere ich verschiedene Veranstaltungen wie Schwesternkurse, Schwesterntage und gemeinsame Unternehmungen. Du bist die erste Oberin in der Geschichte der Schwesternschaft, die selbst keine Schwester ist. War es schon immer dein Lebenstraum, Oberin zu werden? Im Gegenteil. Als junge Frau wollte ich heiraten und möglichst viele Kinder bekommen. Aber Gott hat es anders geführt. MARIANNE STAPFER ist ausgebildete Gemeindediakonin. Von 2000 bis 2015 war sie in der Geschäftsstelle des Liebenzeller Gemeinschaftsverbandes tätig. Danach arbeitete sie als Pastoraldiakonin in Bad Mergentheim. Seit 1. April 2023 ist sie Oberin der Liebenzeller Schwesternschaft, der 77 Missionsschwestern angehören. Es war nicht immer leicht, aber irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich mich entscheiden musste: Entweder ich sage Ja dazu oder ich verbittere. Und dann habe ich mich für das Ja entschieden – und auch gemerkt, dass Gott es wirklich gut mit mir gemeint hat. Ich hätte mich nie für diese Stelle beworben, aber ich wurde berufen und habe dann großen Frieden darüber gefunden. Ich habe gerne zugesagt und ja, das Amt macht mir auch sehr viel Freude. Was daran macht dir am meisten Freude? Vor allem der Kontakt zu den Schwestern und das Miteinander mit ihnen. Auch ihr großes Vertrauen und ihre Wertschätzung mir gegenüber sind etwas ganz Besonderes. Es ist einfach schön, für sie da zu sein und in dieser Gemeinschaft mitzuleben. Das ist ein unheimlich großes Geschenk. Viele wie ich verdanken den Schwestern unendlich viel. Womit kann man den Schwestern hier im Feierabendhaus Gutes tun? Die Schwestern werden älter und schwächer, und immer wieder merken sie, dass sie an ihre Grenzen kommen. Da ist es einfach schön zu wissen, dass viele für uns beten. Dazu haben wir ein kleines Gebetsheft mit Porträtbildern der Schwestern herausgebracht, das bei uns angefordert werden kann. Wir sind auch immer dankbar für ehrenamtliche Mitarbeiter, die uns auf der Pflegestation oder im Feierabendhaus unterstützen. Ebenso freuen wir uns über alle, die uns besuchen kommen. Und ja, ab und zu freuen wir uns auch über ein Schokolädchen. Die Fragen stellte Claudius Schillinger, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit Oberin – ein unerwartetes Amt FOTO: ELKE WEISSSCHUH

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=