MISSION weltweit – Ausgaben 2025

25 MISSION weltweit 4/2025 RATLOS meisten Gottesdiensten versammelt sich doch eine Kerngemeinde, die regelmäßig kommt. Braucht die wirklich Nachhilfe in „Seid nett zueinander“ oder „Beten hilft“? Sollte sie nicht eher verstehen, warum das nicht so einfach ist, weil sich „Mächte und Gewalten“ dagegenstemmen? Sollte sie, statt über die Kompliziertheit der Trinität zu murren, nicht vielmehr begierig hören und lernen, warum es ein Segen ist, dass Gott von Anfang an ein Gott in Gemeinschaft ist? Was hindert uns eigentlich an einem tieferen Verstehenwollen? Zum einen wohl unsere menschliche Bequemlichkeit, die sich der Teufel zu allen Zeiten zunutze macht: Es ist einfacher, sich bestätigen als sich herausfordern zu lassen. Von Jesus könnte man aber immerhin lernen, dass das nicht selig macht. Er hat maximal herausgefordert. Dazu kommt als zweites Hindernis oft eine unterschwellige Furcht, dass auf dem Weg zum Verstehen plötzlich Fragen auftauchen könnten, die die gefühlte persönliche Gewissheit gefährden. Eine kleine Ermutigung zum Denken Nachdenken führt aber nicht vom Glauben weg, sondern rechtes Verstehen führt zum Nachdanken. Das zeigt Paulus dreimal im Römerbrief: Nach acht Kapiteln intensiver und komplexer Argumentation über Glaube, Werke, Sünde und Vergebung, die der Apostel seinen Gemeinden zumutet, landet er bei einem dankbaren Bekenntnis (Römer 8,31–39); es folgen drei weitere anspruchsvolle Kapitel über Heilsgeschichte und Erwählung und sie enden mit dem Lobpreis Gottes (Römer 11,33–36). Daran schließen sich herausfordernde ethische, gesellschaftliche und pastorale Ermahnungen an, die in einem Hymnus enden, in dem die Offenbarung und Weisheit Gottes gerühmt wird. Hören, Nachdenken, Verstehen und dann das lobpreisende Nachdanken. Oder wie Paulus sagen würde: „Liebe Geschwister, seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen geht; sondern seid Kinder, wenn es um Schlechtes geht; im Verstehen aber seid erwachsen“ (oder: vollkommen; 1. Korinther 14,20). Letzte Frage: Würde Jesus zu einem Missionsfest als Redner eingeladen werden? Keine Chance! Er redet zu lange (Matthäus 15,32: drei Tage!) und er provoziert die Zuhörer, sodass sie davonlaufen (Johannes 6,60–66) bzw. ihn steinigen wollen (Johannes 10,31). Vielleicht wäre er als Geschichtenerzähler mit seinen Gleichnissen willkommen – aber die sind für ihn Teil des Gerichts: Viele hören sie, aber verstehen sie nicht (Matthäus 13,13–15). Sollte es nicht das Ziel sein, dass für uns Matthäus 13,16– 17 gilt? Dass wir also wieder lernen, dass die Worte des ewigen Lebens in der Regel in einer „harten Rede“ (Johannes 6,60) enthalten sind? Prof. Dr. Roland Deines ist seit September 2017 Professor für Biblische Theologie und Antikes Judentum an der Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL). Er ist seit 1985 verheiratet mit Renate und Vater eines erwachsenen Sohnes. „Es ist einfacher, sich bestätigen als sich herausfordern zu lassen.« FOTO: FABIAN REINHARDT FOTO: MARCO SCHORADT

RkJQdWJsaXNoZXIy Mzg4OTA=