20 Was glücklich macht Gute Sozialkontakte: Glückliche Menschen haben Zeit für Freunde, Familie und Bekannte. Dies scheint ein zirkulärer Zusammenhang zu sein: Wenn Menschen unzufrieden sind, sind sie weniger sozial attraktiv und ihre Nähe wird nicht so häufig gesucht. Umgekehrt gilt auch, dass unglückliche Menschen glücklicher werden, wenn sie bewusst mehr Sozialkontakte herbeiführen. Liebe: Wer in der Liebe glücklich ist, ist mit der Gesamtsituation zufrieden – und umgekehrt. Beruflicher Erfolg verschwindet hinter einer Ehekrise oder Sorgen mit Kindern. Und berufliche Krisen wirken sich weniger aus, wenn eine stabile familiäre Bindung die Ängste auffangen kann. Aktivitäten: Glücksgefühle entstehen am häufigsten, wenn Menschen sich in eine Tätigkeit vertiefen, die sie gut können. Ob im Beruf oder in der Freizeit, Musik, Kochen oder Sport − Aktivitäten lassen die Glückshormone fluten. Ein besonderer Faktor: Anderen helfen ist für Helfer mit Glücklichsein verbunden. Der Verdacht eines „Helfersyndroms“ bei hilfsbereiten Leuten ist also schädlich. Ein Helfersyndrom beschreibt eine Störung in der Persönlichkeit, bei der das Selbstwertgefühl übermäßig auf dem Gebrauchtwerden basiert. Diese Personen umgeben sich mit weniger lebenstüchtigen anderen − sie helfen aber immer nur so weit, dass die Abhängigkeit bestehen bleibt. Innere Einstellung: Optimismus und Dankbarkeit sowie die Fähig- keit, anderen vergeben zu können, sind die stärksten Faktoren dauerhaften Glücks. Damit gibt uns die wissenschaftliche Glücksforschung − etwas verkürzt – folgende Rezepte für Zufriedenheit: Werde dankbar. Wenn du diesen Artikel in einem trockenen und geheizten Haus lesen und verstehen kannst, gehörst du global gesehen schon zu einer hochprivilegierten Minderheit. Lass die Hoffnung nicht fahren. Wenn dir unsere Zeit als besonders hoffnungslos erscheint: Wann wäre die Zukunft denn besser gewesen? Vor hundert Jahren hättest du zwei Weltkriege zu erwarten gehabt. Von den Jahrhunderten davor mit Armut, Seuchen und Kriegen gar nicht zu reden … Vergib Schuld. Wer nachträgt, trägt viel. Pflege deine Gaben, folge aktiv deinen Interessen und tue anderen Gutes. Konsum macht nur halb so glücklich wie selbst etwas tun. Gib den wichtigsten Menschen in deinem Leben die höchste Priorität! Pflege familiäre Bindungen. Suche oft Gemeinschaft mit Menschen. Feiere mit Freunden, genieße Gottesdienste und sei gastfrei. Prof. Dr. Ulrich Giesekus (*1957) ist Professor für Beratung und Counseling i. R. an der IHL und freut sich daran, dass er jetzt wieder mehr Zeit für Ehe, Kinder und Enkel hat, seinen Hobbies nachgehen kann und in der eigenen Gemeinde dienen darf. WEITERDENKEN >> SONDERBEITRAG ZUM THEMA VON PROF. DR. ULRICH GIESEKUS Gesundheit: Das mag eine Überraschung sein – aber Kranke sind im Durchschnitt nicht unglücklicher als Gesunde, auch bei schweren Erkrankungen (z. B. Krebs, Rheuma, Aids oder Diabetes). Eine Ausnahme bilden Menschen, die lange unter schweren Krankheiten mit starker körperlicher Beeinträchtigung leiden. Wenn die Krankheit aber dazu geführt hat, dass man den wirklich wichtigen Dingen im Leben Priorität gibt, zeigt sich sogar eine höhere Zufriedenheit als bei Gesunden. Trotzdem freue ich mich über alle, die mir zum Geburtstag Gesundheit wünschen. Bildung: Der Bildungsgrad hat keine Bedeutung für das Lebensglück. Es gibt unglückliche und verkorkste Professoren und lebensfrohe Hauptschulabsolventen. Aber auch hier gilt eine Ausnahme am unteren Rand: wenn ein analphabetischer Erwachsener Lesen und Schreiben lernen darf und damit Teilhabe am gesellschaftlichen Leben bekommt. Oder Menschen in Armutsregionen, wenn sie durch minimale Bildung neue Perspektiven erhalten. In vielen Tätigkeitsfeldern unserer Mission macht Bildung also tatsächlich glücklich. Glück ist keine Glücksache, sondern ein Ergebnis von gelebten Haltungen, Werten und Einstellungen. FOTO: DUSTIN WATERS FOTO: H. STAMM
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