MISSION weltweit – Ausgaben 2025

MISSION weltweit 4/2025 SAMBIA 11 ZUM THEMA Mit zwei Angestellten ging ich am Abend des Todestages zum Trauerhaus, wie das hier üblich ist. In mir machte sich eine leichte Unsicherheit breit. Soll ich meine Geldspende mitnehmen? Wem spreche ich mein Beileid aus? Wie ziehe ich mich an? Auch am Tag der Beerdigung beschäftigten mich verschiedene Gedanken. Wird erwartet, dass wir als Universität Blumen mitbringen und am Grab ablegen? Werde ich eventuelle Ansagen, die mich betreffen, auch verstehen? Gehen wir nach der Beerdigung zum Trauerhaus? Manches erklären mir meine Mitarbeiter auf Nachfragen, aber bei anderem gehen sie davon aus, dass ich das bestimmt weiß. Ich mag diese Unsicherheitssituation nicht. In Deutschland, da wo ich aufgewachsen und „zu Hause“ bin, wäre das bestimmt ganz anders und einfacher. Anders, aber nicht einfacher Ein paar Wochen später bin ich in Deutschland. Während dieser Tage wird meine Tante beerdigt und ich stelle fest, dass ich hier genauso wenig weiß, wie ich mich verhalten soll. In mir macht sich eine gewisse Unzufriedenheit breit. Im Ausland kenne ich mich in kulturellen Fragen nur bedingt aus und weiß nicht, was ich in bestimmten Situationen tun soll. In Deutschland geht es mir aber genauso. Wenn ich in Sambia mal wieder unzufrieden bin mit den Lebensverhältnissen, dem ständigen Anderssein und der Kultur, die mich herausfordert, hilft es mir, an dieses Erlebnis mit den Beerdigungen zu denken. Es ist ein Lernprozess, mit der Unzufriedenheit gut umzugehen. Meine Unzufriedenheit spornt mich an, Fragen zu stellen, damit ich besser verstehe, was um mich herum passiert. Wenn ich besser verstehe, werde ich zufriedener und kann die Andersartigkeit akzeptieren. Ich kann mich aber auch dafür entscheiden, mich weiter zu beklagen, dass ich anders bin und dass Dinge anders gehandhabt werden, als ich das kenne. Unzufriedenheit kann ich also auf zweierlei Weise begegnen – entweder ich lerne und entwickle mich weiter oder ich bleibe im Klagen hängen. Egal, wo ich bin, es gibt Dinge, die ich nicht verstehe, und Situationen, in denen ich unzufrieden bin. Dann will ich mich an das erinnern, was Paulus an die Philipper geschrieben hat. Er hat gelernt, mit jeder Lebenslage zurechtzukommen, nicht weil er der Superapostel ist, sondern weil Jesus Christus ihm die Kraft und Stärke dazu gibt (Philipper 4,12–13). Auch Paulus musste lernen und ermutigt uns, selbst Lernende zu bleiben. Margit Schwemmle Margit Schwemmle ist seit 2014 Dozentin an der Evangelical University (EU) in Ndola und begleitet junge Sambier in ihrer theologischen Ausbildung als Mentorin. Im Juni 2016 hat sie zusätzlich die Studienleitung übernommen. Nun strebt sie eine Promotion an. Aktuell überbrückt sie die Vakanz in der Leitung der EU. Die frühere Finanzbeamtin hat die Bibelschule Brake absolviert und war danach mit der Liebenzeller Mission in Malawi und in der Pioniermission in Sambia im Einsatz. Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/schwemmle Zwei Länder – zwei Beerdigungen Anfang April starb die Mutter eines unserer Dozenten. Als Arbeitgeber haben wir in solch einem Fall verschiedene Verpflichtungen und ich war dankbar, dass unsere sambischen Mitarbeiter genau wussten, was zu tun ist. FOTO: PATIENCE KASE Die Evangelical University (EU) besteht bereits seit 60 Jahren. Eine Jubiläumsfeier war für Juni organisiert. Dann starb der ehemalige sambische Präsident Edgar Lungu. Aufgrund der einwöchigen Staatstrauer konnte die Feier vorerst nicht wie geplant stattfinden. Ein Ehemaligentreffen und die Absolvierung der Studenten durften jedoch nachträglich gefeiert werden. Neben dem Theologiestudium ist an der EU ein Abschluss als Religionslehrer an weiterführenden Schulen sowie eine Grundschullehrer-Ausbildung möglich. Seit 2018 können Frauen, die ohne Ausbildung in der Gemeindearbeit aktiv sind, außerdem ein zweijähriges Programm absolvieren. Derzeit besuchen etwa 80 Studierende die Hochschule. Margit Schwemmle freut sich mit Dorcus Kaonga, die gerade ihr EU-Studium absolviert hat

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