MISSION weltweit – Ausgaben 2025

ZUM THEMA KANADA 8 Benjamin und Julia Schöniger sind seit August 2020 in einem Gemeindegründungsprojekt im Norden Torontos tätig. Dort arbeiten sie mit jungen Menschen vieler verschiedener Kulturen. Ben studierte Evangelische Theologie an der Internationalen Hochschule Liebenzell sowie der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg, Julia studierte Familienwissenschaften in den USA. Die beiden haben einen Sohn. Im Sommer 2020 reisten meine Frau Julia und ich nach Kanada aus, um uns in ein Gemeindegründungsprojekt in Toronto einzubringen. Schnell wurden Vorfreude und rosige Vorstellungen von der Realität abgelöst. Unter Coronabedingungen saßen wir zunächst in der Wohnung eines Kollegen fest, der wenige Tage später nach Deutschland abreiste. Auf unser eigenes Zuhause mussten wir wegen eines Rechtsstreits drei Monate warten. In den ersten Gesprächen mit Leuten der jungen Gemeinde offenbarten uns zwei Ehepaare, dass sie aus beruflichen Gründen weiterziehen würden. Ernüchterung machte sich breit, doch wir wollten nicht gleich aufgeben. Drei Monate später kehrte unser deutscher Kollege wieder zurück, musste aber innerhalb von eineinhalb Jahren aufgrund eines Burnouts die Arbeit niederlegen. Im gleichen Zug zogen sich drei weitere Schlüsselpersonen aus der Gemeinde zurück. Gott, schließ die Gemeinde und schick uns heim! Hinzu kamen Komplikationen mit untermietenden Gemeinden, Wasserschäden im Kirchengebäude, für das wir nun verantwortlich waren, und komplette Überforderung mit zwei sehr bedürftigen Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das alles brachte uns in unseren ersten Monaten in Toronto an den Rand der Verzweiflung und tiefen Unzufriedenheit. „Gott, schließ die Gemeinde und schick uns einfach heim – oder verändere etwas!“, war nicht selten unser Gebet. Heute sind wir noch immer in Toronto. Die Reach Community Church zählt fast 30 Mitglieder, mit bis zu 50 Personen in Gottesdiensten, vier Kleingruppen und viel Potenzial für weiteres Wachstum. Gott hat etwas verändert – und zwar zuallererst uns. Als wir aufgeben wollten und alles aktiv an Jesus abgaben, überließen wir ihm endlich das Feld. Paul E. Miller bezeichnet diesen Prozess in seinem empfehlenswerten Buch „J-Curve“ als das Erleben von Gottes Auferstehungskraft im Moment des Mit-Jesus-Sterbens. In diesen schweren Umständen haben wir gelernt: Wenn wir uns in jeder Situation Gottes Gnade und Güte ins Herz sprechen lassen, ohne die Notwendigkeit für Veränderung zu ignorieren, werden wir in Christus zufrieden. Durch Unzufriedenheit wachsen Wenn es nach unserer Zufriedenheit ginge, wären wir heute nicht mehr hier. Doch wir sind es – Gott sei Dank! Rundbriefe und mehr: www.liebenzell.org/schoeniger FOTO: JOEL ZANTINGH Joel und seine Frau Christy zu Besuch bei Benjamin, Julia und Baby Enno Gott hat etwas verändert – und zwar zuallererst uns.

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