damaris Hoppe was verbindest du mit dem thema „wie Gott mir, so ich dir“? Gott vergibt mir – deshalb möchte ich auch anderen vergeben und mich auch selbst vergebend annehmen, wenn ich an anderen schuldig wurde. Vergebung ist ein Schlüsselbegriff im Glauben und die Basis: Gott vergibt uns unsere Sünden, deshalb können wir zu ihm kommen. Auch im zwischenmenschlichen Miteinander fordert die Bibel auf: „Vergebt einander, wie auch Christus euch vergeben hat“ (Kolosser 3,13). Als Pastoraldiakonin stehe ich immer wieder im Austausch mit Menschen, die tiefe Verletzungen in sich tragen. Vergebung ist ein Prozess, zu dem man niemanden drängen oder gar zwingen kann und sollte – weder von der Kanzel noch zwischen Tür und Angel. Deshalb möchte ich nicht vorschnell oder platt darüber sprechen, nach dem Motto „vergib halt einfach schnell, und dann geht es dir besser“. was also tun? Mein Gegenüber sollte verstehen, was Vergebung ist – und was nicht. Sie bedeutet nicht, das Verhalten des anderen zu entschuldigen oder zu verharmlosen und den eigenen Schmerz zu verdrängen. Unrecht bleibt Unrecht! Vergebung kann uns vor Verbitterung bewahren, – macht aber den Schmerz und die Verletzung nicht ungeschehen. Doch es macht uns innerlich frei, wenn wir aktiv und bewusst, oft auch mehrmals, die Verletzung und den anderen in die Hände eines gerechten Gottes übergeben, der von sich selbst sagt: „Die Rache ist mein, ich will vergelten“ (5. Mose 32,35a). damaris Hoppe ist verheiratet mit Florian, hat zwei kinder und kommt aus sersheim. sie studierte theologie/soziale arbeit im interkulturellen kontext an der internationalen hochschule liebenzell. im studium am Fuller theological seminary, pasadena/usa, spezialisierte sie sich auf seelsorge bei sexuellem, geistlichem und physischem missbrauch in kirche und gesellschaft. damaris ist pastoraldiakonin und überregionale sprecherin im liebenzeller gemeinschaftsverband sowie botschafterin und gremiumsmitglied bei the justice project, einem gemeinnützigen verein, der betroffene von menschenhandel und in der prostitution tätige Frauen unterstützt. Zum Thema dieser denkst du an eine konkrete Situation? Ja. Bevor ich Mutter wurde, habe ich als Sozialarbeiterin bei The Justice Project gearbeitet und u. a. ein freiwillig wählbares Fach über christliche Vergebung unterrichtet. Das gehörte zu den herausforderndsten Aufgaben in meinem Leben, obwohl ich nur ein fertiges Konzept auf den speziellen Kontext anpassen musste. Wie höhnisch können Worte über Vergebung im Gespräch mit Frauen klingen, die von ihren Eltern in die Prostitution verkauft wurden, „von unbekannt“ schwanger sind und innerlich kaputt aus der Zwangsprostitution kommen! Mir wurde bewusst: Ich kann und muss Vergebung nicht bewirken. Aber ich kann da sein, Fragen und Zweifel hören, mitringen, Schmerz mit aushalten und beten. Aufklären, was Vergebung ist und was sie nicht ist. Eventuell zu einer Psychotherapie raten. Und darauf hoffen, dass Gott sein Werk tut und mein Gegenüber durch das Wunder seiner Vergebung bereit wird, den Schuldigern zu vergeben. Und das geschieht heute noch, egal wie ausweglos die Situation scheinen mag. welchen denkanstoß möchtest du den Lesern mitgeben? Gott drängt uns zu nichts. Er steht immer mit offenen Armen da und begleitet uns treu auf unserem Weg. Er verliert nie die Hoffnung oder die Geduld mit uns, sondern will helfen, auch schwierige Momente im Leben anzugehen und zu verarbeiten. Überlege: Gibt es Situationen in deinem Leben, in denen du dir neu über das Thema Vergebung bewusst werden darfst? Wie sprichst du mit Freunden, Familie oder in der Gemeinde über das Thema Vergebung? Sei dir deiner Worte bewusst! die Fragen stellte marc schwips, mitarbeiter bei impact-move, leiter des Ypc verdrängen. Unrecht bleibt Un aber den Schmerz und die Ver frei, wenn wir aktiv und be (5. Mose 32,35
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