5 mission weltweit 11–12/2023 spanien darum gehts weit, und wir wissen, dass Dolores seit Längerem einen verletzten Fuß hat. „Nein, nein“, erklärt sie. „Da muss ich jetzt selbst durch. Ich habe Mist gebaut, und ich muss das jetzt vor Gott bezahlen. Ich habe letztens wieder zum Alkohol gegriffen, und Paloma hat sich sehr darüber aufgeregt. Ich hatte ihr versprochen, dass ich nie wieder trinken würde. Jetzt tut es mir schrecklich leid, dass ich es trotzdem getan habe. Ich bereue es zutiefst. Aber Paloma will mir nicht vergeben. Ich habe gesündigt und muss das jetzt vor Gott büßen, damit wenigstens Er mir vergibt. Mir tun die Füße unglaublich weh, aber das ist die Strafe für mein Vergehen.“ Wir verstehen, wie Dolores sich fühlt und können ihre Gedanken nachvollziehen. Geduldig versuchen wir ihr zu erklären, dass Jesus genau dafür gestorben ist: Jesus hat die Schuld bereits bezahlt und möchte ihr Gnade und Vergebung entgegenstrecken. Die Vergebung Gottes ist ein Geschenk. Doch Dolores lässt sich nicht von ihrer selbst auferlegten Strafe abbringen und geht hartnäckig weiter. Sie hört unsere Worte, kann sie aber nicht für sich annehmen. Ins Auto zerren können wir sie nicht. Also lassen wir sie traurig ihren Weg gehen. Jesus war das Opfer: ein für alle Mal Einige Tage später hat Daniel die Möglichkeit, erneut mit Dolores zu reden. Er erklärt ihr noch einmal, was Gnade bedeutet und dass wir in der Bibel von Gottes Barmherzigkeit lesen. Vor allem aber spricht er davon, dass Jesus das Opfer ein für alle Mal selbst am Kreuz gebracht hat. Gott hat schon bezahlt und das Allerteuerste geopfert: seinen eigenen Sohn. Das ist Ostern! Vergebung: aus Liebe. Gnade: aus Barmherzigkeit. Der Weg dorthin: durch Buße (Umkehr) und Glauben. Unsere Werke dagegen werden nie genug sein, um unsere Sünde zu bezahlen. Jesu Werk am Kreuz jedoch reicht als Lösegeld für alle. Gnade, Buße, Barmherzigkeit – was steckt alles in diesen Begriffen! In der Situation von Dolores bekommen sie eine Tiefe, die die Mauern des Herzens erst einmal sprengen muss. Und Dolores versteht – ein wenig; für diesen Moment. Sie schafft es, zusammen mit Daniel auf Paloma zuzugehen, und die Freundinnen erleben Versöhnung und Vergebung. kann dolores auch die Vergebung von Jesus annehmen? Der Weg zur Vergebung ist Jesus selbst. Die Tür zur Versöhnung steht weit offen. Dolores hat diesen Weg erfahren, hat einen Blick darauf geworfen, was es für ihr Leben bedeutet. Ihr Weg ist jedoch noch weit, und solange sie ihn allein geht, wird sie die Last an den Füßen spüren. 50 Jahre lang hat sie sich damit abgemüht, ihre immer wiederkehrenden Sünden auf verschiedene Art abzuzahlen. Um die unverdiente Gnade für sich annehmen zu können, muss sie noch viele Hürden in ihrem Denken und ihrer Weltanschauung überwinden. Paloma dagegen hat sich kurz nach diesem Geschehen für einen Jüngerschaftskurs angemeldet, denn sie möchte sich taufen lassen. Lässt sich auch Dolores von Jesus „einsammeln“ und wagt sie es, ins „Auto“ der Vergebung aus Gnade einzusteigen? Oder wird sie weiterlaufen, „bis die Füße bluten“? Rosita Suchalla l daniel und rosita Suchalla leben mit ihren vier kindern in spanien und arbeiten seit 2015 im gemeindebau in benicarló. daniel hat die interkulturelle theologische akademie (ita) in bad liebenzell absolviert. beiden liegt es auf dem herzen, dass in spanien menschen eine lebendige beziehung zu jesus bekommen und mit christus leben können. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/suchalla Fotos: rosita suchalla religion und kultur fließen in spanien ineinander. religion bedeutet dort: ich muss etwas tun, um zu gott zu kommen. ich muss bezahlen, um Vergebung zu erlangen. Jährliche opfergaben oder religiöse rituale gehören zur kultur. „erkläre mir in drei Worten den unterschied zwischen der katholischen kultur und dem evangelischen glauben“, bat jemand in unserem bibelstudierkreis. „ich gebe dir vier begriffe“, war meine antwort: „allein durch glauben – allein durch gnade – allein durch Jesus – allein durch die bibel finden wir erlösung“. das zu verstehen und zu akzeptieren, ist für spanierinnen und spanier eine große herausforderung. Großes Bild: Daniel Suchalla tauft eine junge Frau aus der Gemeinde Benicarló Unten: Ausflug zur Ermita Vinaroz
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