4 darum gehts deutschLand Es ist ein kalter Montagabend. Ich, damals Teenager, sitze im Auto meines Teenkreis-Leiters. Wieder einmal hat er mich anschließend nach Hause gebracht, und wieder will ich mich mit etwas Spritgeld für den Service bedanken. Er schaut mich an und sagt: „Dirk, hör auf, mir Geld zu geben. Heute habe ich ein Auto und fahre dich nach Hause. Irgendwann hast du ein Auto, und dann wirst du andere nach Hause fahren. Das ist ein Generationenvertrag.“ Das sitzt und prägt mich seither: Menschen investieren in uns, und wir können es ihnen oft nicht zurückzahlen. Stattdessen nehmen wir dankbar an – und geben es an die weiter, die nach uns kommen. „Pay it forward“ nennt man das, die wörtliche Übersetzung ist „bezahl es vorwärts“. Seit wir als Familie in Berlin leben, versuchen wir, nach diesem Prinzip zu leben. Dabei ist die JKB entstanden, eine Gemeinde im Osten der Stadt, in der zahlreiche Atheisten Jesus kennengelernt haben. Max und Bille Seifert gehören zu ihnen. Großzügigkeit und K.o.-Tropfen Dirk: Max, du kommst aus einer Familie imOsten Berlins, die mit Glauben und Kirche nichts am Hut hat. Dann hast du als Teenager Christen kennengelernt. Was ist dir aus dieser Zeit in Erinnerung geblieben? Max: Am Anfang war das gar nicht so einfach für meine Familie, dass ich plötzlich in die Jugendarbeit und dann auch in die Gemeinde ging. Früher war ich sehr zurückhaltend und hatte Angst, vor anderen Menschen zu sprechen. Ich konnte nicht einmal Vorträge vor meiner Klasse halten aus Sorge, abgelehnt oder ausgelacht zu werden. In der JKB konnte ich in einem geschützten Rahmen meine Begabungen entdecken und wurde in dem, was ich gut kann, gefördert. Es hat mir dabei geholfen, Neues auszuprobieren und auch zu erkennen, dass Gott mich begabt hat. Nachdem ich zum Glauben gekommen war, wollte ich beispielsweise Gitarre spielen lernen. Nathanael Bader bot mir an, mir bei sich zu Hause Gitarrenunterricht zu geben. Als ich das meinen Eltern erzählte, warnten sie mich eindringlich, ich solle bei ihm auf keinen Fall etwas trinken. Man werde mir dort sicherlich K.o.- Tropfen ins Glas mischen. Heute sehen sie die Gemeinde glücklicherweise als etwas sehr Positives in meinem Leben. Ich kam aus eher armen Verhältnissen und obwohl ich vieles aus meinem Kinderzimmer verkauft hatte, reichte das Geld nicht, um mir meine erste richtige Gitarre zu kaufen. Damals hat Nathanael sie für mich gekauft, ich konnte sie in kleinen Raten bei ihmabbezahlen. Er hat anmich geglaubt und in mich investiert, auch wenn ich am Anfang eher schlecht als recht gespielt habe. Bille: Einer der Grundwerte in der JKB ist „Freunde finden“. Gerade in Berlin erleben die meisten Menschen zerbrochene Familien und Beziehungen in ihrem unmittelbaren Umfeld. Für mich war es beeindruckend zu sehen, wie anders die pay it Forward der christliche generationenvertrag mit multiplikations-potenzial Maximilian und Sybille Seifert (beide außen) mit Ben und Julia Schöniger Foto: MAXiMiLiAn SeiFert
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