MISSION weltweit – Ausgaben 2021

7 missioN weltweit 5–6/2021 Verheißungsvolle Anfänge – und dann? Neue Leute kommen in die Gemeinde. Diese lebt von Mitarbeitern wie Juan*, einem jungen Bolivianer. Bei einem Motorradunfall brach er sich einen Halswirbel. Fast wäre eine Querschnittslähmung die Folge gewesen. Juan dachte über sein Leben nach, reifte für die Mitarbeit. Dann wurde seine Freundin schwanger, und Juan ließ sich nicht mehr blicken, trotz mehrerer Einladungen. Es war nicht mehr daran zu denken, dass er die Verantwortung für die Jugendgruppe übernehmen könnte. Welche Rolle spielte seine Vergangenheit und die Familie? Hatte sein Verhalten mit seinem Vater zu tun, der sein Geld mit Drogenschmuggel verdiente und mehrmals verheiratet war? Jeder muss sich entscheiden, Wunden der Vergangenheit heilen zu lassen. Veränderung und Heilung gibt es bei Jesus und durch die Gemeinde, die ein „bunt gemischter Haufen“ von Sünderinnen und Sündern ist. Wir sehen, wie Gott erika vorbereitete. Mit Begeisterung arbeitete sie den Jüngerschaftskurs gleich viermal durch. Sie ist inzwischen Mitarbeiterin in der Jugendgruppe. Und da gibt es ein gutes Wachstum. Dani* ist ein junger Mann mit vielen Gaben. Schon vor Jahren dachten wir, ihn in die Verantwortung für die Jugendgruppe zu nehmen. Dann wurde er alkoholabhängig. Es scheint verrückt zu sein: Leute mit genialen Gaben werden oft durch eine Schwäche unwirksam gemacht. Wie schade! Dani macht gerade eine Entzugstherapie in einem christlichen Rehazentrum nach vielen, teilweise kriminellen „Ausrutschern“. Im Leben von Fabian gab es schwerwiegende und unangenehme Veränderungen durch einen Gehirntumor. Nach zwei großen Operationen und anderen Behandlungen hat er sich sehr verändert. Nichts ist mehr wie vorher. Fabian kann nicht mehr arbeiten und hat eine Konzentrationsschwäche, die ihm die Mitarbeit in der Gemeinde sehr erschwert. Seine Frau bemüht sich unermüdlich, die Familie finanziell über Wasser zu halten. Da bekommt sie einen Gefäßtumor. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Das Ehepaar fragt sich: „Wann ist es eigentlich genug, was geschieht noch alles?“ Schon bevor Sebastián Jesus kannte, hatte ihm das Leben gravierende Veränderungen beschert: Die Ehe war in die Brüche gegangen, das Verhältnis zu den Söhnen negativ, der Arbeitgeber versetzte ihn nach Pakistan. Dort fand er zu Jesus, mitten in einem islamischen Land. Vor etwa vier Jahren starb Sebastián fast an einer Darmfistel. Die ganze Gemeinde betete für ihn. Mitten in diesen Veränderungen bewirkte unser Herr geistliches Wachstum. Kürzlich gab Sebastián einen Jüngerschaftskurs, denn da hattheo und Carolin Hertler arbeiten seit 1996 als gemeindegründer in Marbella/andalusien. Sie begleiten die gemeinde auf dem Weg in die Selbstständigkeit und engagieren sich überregional bei Missionseinsätzen. drei ihrer vier kinder sind zur aus- bzw. Weiterbildung in deutschland. theo war vor seiner theologischen ausbildung in bad Liebenzell als Maschinenschlosser tätig. carolin ist krankenschwester, besuchte eine bibelschule und arbeitete ehrenamtlich im gemeindeaufbau im osten deutschlands. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/ hertler-theo-carolin FotoS: theo hertLer Jugendliche vor ihrem Kunstwerk: Im Jugendkreis gestalteten sie das Schaufenster der Gemeinde. te er seine Gaben entdeckt. Er meinte, dass er Gott erst richtig in der Tiefe begegnete: „Ich habe einen sehr starken Charakter, und diese Behandlung war notwendig.“ Es ist wie bei einem Rohdiamanten, der geschliffen wird. ist das Schwere nötig? Gemeindeglieder und Mitarbeitende werden verändert, „durch die Mangel gedreht“, transformiert. Verstehen kann man nicht alles. Unser Herr lässt es geschehen; nein, er gibt sogar seine Zustimmung dazu. Ist all das Schwere denn notwendig? Oft erkennen wir erst nach der Krise, wie Gott uns veränderte. Und das fällt anderen meistens zuerst auf. Wir werden umgänglicher und haben mehr Mitgefühl. Zuvor neigten wir eher dazu, andere zu verurteilen. Jona wurde durch die harte Schule Gottes zum Zeichen des Messias (Matthäus 12,39.16,4; Lukas 11,29). Zum Signal der Befreiung. Er selbst wurde befreit von Vorurteilen gegenüber Menschen, von denen in Israel keiner etwas erwartete – man hatte Angst vor den Assyrern. Danach schreibt Jona eine Autobiografie seiner „heldenhaften“ Erlebnisse. Es ziehen so manche „Wolken ohne Wasser“ durch unsere Gemeinde: Plötzlich sind sie wieder weg, ohne dass sie einen Tropfen Regen schenkten. Dann gibt es die „Kometen“: Sie tauchen unvermittelt auf und verschwinden wieder für einige Jahre. Keiner kann irgendein Recht einfordern. Mitarbeit geschieht auf freiwilliger Basis. Um ehrlich zu sein: Oft können wir unsere Enttäuschung nicht verbergen. Alle Schulungen und Bibelkurse scheinen vergessen. Manche neuen Besucherinnen und Besucher stressen, weil sie Dinge anders wollen und anders sehen. Doch es stellt sich als Gnade Gottes heraus: Man lernt zu unterscheiden zwischen Kultur und Glaube. Dabei gibt es viele Überraschungen, nicht nur für die „Neuen“. Alles, was wir für Jesus tun, tun wir im Glauben, dass der Herr weiter arbeitet und verändert. Es ist Saat auf Hoffnung. Theo Hertler l *name geändert

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