MISSION weltweit – Ausgaben 2021

17 Kanada darum geht’s mission weltweit 3–4/2021 Das erlebte ich hautnah mit während meines FSJ in dieser Organisation. Zehn Jahre danach sehe ich mit Schrecken, wie ein junger afroamerikanischer Mann in Georgia zunächst verfolgt und dann auf offener Straße erschossen wird. Nicht viel später wird, ebenfalls in den USA, George Floyd von einem Polizisten getötet. Dieser war neun Minuten auf dem gefesselt am Boden liegenden Mann gekniet, bis dieser sich nicht mehr bewegte. George starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus. Daraufhin folgten Proteste gegen Polizeibrutalität und Rassismus in den USA und in vielen anderen Ländern auf der Welt. Rassismus ist ein unangenehmes Thema – ob in Deutschland, Europa, hier bei uns in Kanada oder in unseren Gemeinden. Doch es muss ein Thema sein. Denn es liegt in der Natur vieler, Fremden reserviert oder sogar feindselig zu begegnen. Es fällt uns (und ich schreibe bewusst „uns“, weil ich Christen weder ausschließen will noch kann) schwer, Menschen anzunehmen, die wir nicht verstehen und die anders sind. Fremdes bringt uns an Grenzen. Deren Überwindung ist schwierig und erfordert, dass wir uns selbst zurücknehmen und bereit sind, Opfer zu bringen. Die besondere Verantwortung der Gemeinde Hier liegt der Knackpunkt für die Nachfolger von Jesus. Denn in der Bibel begegnet uns ein Gott, der sich bewusst für die einsetzt, die am Rand der Gesellschaft sind. Man möge sich nur einmal die Frauen im Stammbaum von Jesus (Matthäus 1) anschauen: Rahab und Ruth sind Ausländerinnen, die durch ihren Glauben Platz finden in der Familie Gottes. Immer wieder ermahnt Gott sein Volk, sich um die Fremden und Randgruppen (Arme, Witwen und Waisen) zu kümmern, weil sie besonders schutzbedürftig sind. Das allein sollte uns als Gemeinde daran erinnern, dass wir hier eine besondere Verantwortung tragen. Jesus selbst hat Vorurteile beseitigt und Grenzen überwunden, um uns nahe zu sein. Er hielt nicht an seinen Privilegien fest, sondern wurde Mensch wie du und ich (Philipper 2). Wo wir sein Leben und Evangelium ernst nehmen, haben Rassismus und Xenophobie (feindliche Einstellung Fremden gegenüber) keinen Platz. Mission – weltweit oder lokal – lebt davon, dass wir wie Jesus Grenzen überschreiten und uns nicht von Vorurteilen bremsen lassen. Als Jesus gefragt wird, was es heißt, seinen Nächsten zu lieben, wählt er ein Beispiel, das zunächst erstaunt. Der Held seiner Geschichte (Lukas 10,30ff) ist kein guter, gläubiger Jude, sondern ein Ausländer, ein Samariter. Wer die Hintergründe der damaligen Zeit kennt, weiß, dass zwischen beiden Volksgruppen ein starker Rassismus herrschte. Jesusmacht in der Geschichte deutlich, dass sein Reich und seine Gemeinde anders sind. Wo wir Menschen begegnen, die anders sind als wir, haben wir die Chance, Jesu Liebe zu leben und Gottes Reich sichtbar zu machen. Als wir in Toronto anfingen, Gemeinde zu bauen, wurde uns ganz wichtig: Wirklich Heimat finden unsere Besucher nicht bei uns, sondern nur in Jesus. Unsere Aufgabe als Gemeinde würde es sein, den vielen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen dabei zu helfen! Das kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam mit Jesus Grenzen überwinden und seinem Beispiel folgen. Jörg Wacker l Jörg Wacker lebt seit 2016 in kanada und ist teil von „reach north york“, einem gemeindegründungsprojekt in toronto. er hat „theologie und soziale arbeit“ an der internationalen hochschule liebenzell studiert. seit ende 2020 ist er mit alexandra (zanna) verheiratet. sie arbeitet als lehrerin im großraum toronto. rundbriefe erwünscht? www.liebenzell.org/wacker Werde grenzüberschreiter mein freund, freiwilliger mitarbeiter in einer christlichen organisation in toronto, wurde verhaftet. durch seine hautfarbe hatte er in das täterprofil der polizei gepasst. nach über einem Jahr langwieriger verhandlungen wurde er in allen anklagepunkten freigesprochen. doch ein Jahr seines lebens war verloren. Treffen mit ausländischen Studierenden Foto: JÖrg wacker

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