MISSION weltweit – Ausgaben 2020

18 darum geht‘s weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von thomas wirth Sonder- beitrag von Thomas Wirth Foto: istockphoto.com/pete will Wer kennt nicht das erhebende Gefühl, wenn man gelobt und her­ vorgehoben wird oder etwas Besonderes geleistet hat. Liegt die Motivation dafür in einem schwachen Selbstwert oder kommt sie aus einem großen Minderwertigkeitsempfinden, wird mir der Vergleich mit anderen nicht wirklich weiterhelfen in der Akzep­ tanz und Weiterentwicklung meiner Persönlichkeit. Haben Sie das auch schon erlebt? Man setzt sich im Beruf, in der Familie oder Gemeinde mit ganzer Energie für eine Sache ein, die einem am Herzen liegt. Erste Erfolge stellen sich ein. Man fühlt sich bestätigt und engagiert sich noch mehr. Man geht ans Limit, und manches Mal überschreitet man seine Grenzen. Man setzt sich unter Druck, denn man will unbedingt den Erfolg, der bis zu einem gewissen Maß machbar ist. Man muss nur das Letzte aus sich herausholen, dafür kämpfen, sich voll einsetzen. Die Leistung des Gegenübers hat man dabei fest im Blick. Im Ver­ gleichen ist man stark, das spornt an. Doch es kann passieren, dass wir durch das ständige Sich-vergleichen-Müssen mit der Zeit so unter Druck geraten, dass wir die innere Balance verlieren, eine große Leere in uns spüren und in ein „Loch“ fallen, aus dem wir uns nicht mehr selbst befreien können. Dann ist guter Rat teu­ er. Manches Mal sogar im wahrsten Sinn des Wortes. Gegebenen­ falls benötigen wir professionelle Hilfe. Idealismus, gepaart mit strebsamem Erfolgseifer, unablässig angetrieben, sich und anderen permanent Stärke zu beweisen – sieht so die Konstruktion unseres Lebens aus? In Gottes Wort fin­ den wir Hinweise, damit es erst gar nicht so weit kommt. Der Apostel Paulus berichtet von folgendem Zuspruch: „ Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung.“ (2. Korinther 12,9) Der heilsame Vergleich Es soll bei unserem Thema weniger um das Vergleichen-Müssen gehen als darum, Gottes Kraft und seine Möglichkeiten in mei­ nem Leben neu zu entdecken, anzunehmen und meine Ressour­ cen zu erweitern. Im Kern geht es nicht um mein Engagement oder darum, dass Erfolg nicht machbar und Stärke nicht erreich­ bar wäre – im Wesentlichen geht es darum, dass Gottes Kraft in und durch mich wirkt. Es kommt nicht auf meine Stärke, mein Abschneiden oder meine Ergebnisse im Vergleich mit den ande­ ren an, sondern darauf, dass ich mich mit meiner Begrenzung Gott zur Verfügung stelle. Dann kann und wird ER durch mich wirken! Im Umkehrschluss bedeutet das nicht, dass ich mich weniger engagieren soll. Gott möchte, dass wir uns einsetzen. Allerdings sollen und dürfen wir uns dabei nicht auf unse­ re Kraft verlassen oder sie gar überschreiten. Gott kennt Kraft und Grenzen und auch unsere Schwachheit, die ihre Ursache nicht selten im Vergleichen hat. Bringen wir also unser Leben in den heilsamen Vergleich mit Gottes befreien­ dem Evangelium. Dann erkennen wir: Es ist alles bereits für mich getan! Vergleichen? Erfolg und Stärke bestimmen oft unser Tun. Erfolg macht attraktiv – das wol- len wir sein. Mit aller Kraft und unserer ganzen Energie präsentieren wir Stärke. Auch die Gesellschaft setzt auf Sieger- typen. Verlierer sind nicht gefragt, sie passen nicht ins Denkmuster. Sieger stehen im Mittelpunkt, um Verlierer macht man einen Bogen. Im Vergleich mit anderen möchten wir besser sein, uns abheben von der Masse, an Bedeu- tung gewinnen. Dem Vergleich standhalten Phil (Name geändert) berichtet: „Solange ich denken kann, war ich depressiv. Ich hatte als J ug endlicher nie viel Umgang mit anderen Menschen. Stattdessen vergrub ich mich zu Hause und saß vor dem Computer. Ich hatte nur wenige soziale Kontakte außerhalb meiner Familie. Die Leistungen auf dem Gymnasium waren okay, wenn auch nicht wirklich herausragend – ich war ein durchschnittlicher Schüler. Im Gegensatz zu meiner Schwester und meinem Bruder fiel ich nie wirklich auf, schon gar nicht negativ. Weil sie die ‚Troublemaker‘ waren, flog ich ‚unter dem Radar‘. Als ich meine Frau und mit ihr auch Jesus kennenlernte, änderte sich nichts an meiner Depression. Aber ich ordnete sie end- lich als solche ein. Bis dahin waren das Gefühl von Lee- re und eine gewisse Stumpfheit gegenüber Freude oder Leid für mich normal gewesen. Ich begann nun zu ver- stehen, dass mit mir etwas nicht stimmte; ich suchte und fand Hilfe. Die Depressionen wurden diagnosti- ziert, genauso wie eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS).“ Idealismus, gepaart mit strebsamem Erfolgseifer, unablässig angetrieben, sich und anderen permanent Stärke zu beweisen – sieht so die Konstruktion unseres Lebens aus?

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