MISSION weltweit – Ausgaben 2020
12 darum geht’s interkulturelle teams deutschland Foto: istockphoto/baona Da singen wir gemeinsam ein Lied zur Ehre Got tes mit einem eindrücklichen Text, doch in mir menschelt es: Ich kategorisiere, beurteile und messe mich. Schließlich bin ich ja auch Klavier spieler. Es gelingt mir dieses Mal nicht, „einfach so“ zuzuhören und mitzusingen. Stattdessen spielen verschiedene Gedanken hinter meinem inneren Vorhang mit. Und das bestimmt nicht nur bei mir. Deshalb ist es verständlich, dass mancher Musikliebhaber „einfach nur für sich“ musizieren will. Denn nach vorne treten heißt, sich auszusetzen – der Beurteilung durch andere und der Beurteilung durch mich selbst. Ich trete in die Manege und werde beurteilbar Worüber ich zuvor noch leicht hinwegsehen konnte – es schmerzt im Rampenlicht. Warum ärgern wir uns so, wenn einmal etwas nicht so gut läuft? Rein nüchtern betrachtet ist doch nicht viel passiert. Aber hinter dem Vorhang: ein ganzes Bilderbuchkino. Das gute Ansinnen, einfach zu spielen, wird zur Belastung oder zum selbstgefälligen Rausch. Würde es mir besser gehen, wenn mich keiner wahrnimmt? Wohl kaum. Während es außen klingt, bauen sich hinter mei nem inneren Vorhang Träume und Ziele auf. Ich möchte mich weiterentwickeln, auch mal so wie der oder die spielen können oder zumindest in diese Richtung gehen. Indem ich loslaufe, mer ke ich, dass diese Reise niemals aufhört. Sobald ich meine, ein mir gestecktes Ziel erreicht zu haben, kann ich es kaum noch feiern oder genie ßen. Denn das, was ich nicht kann, schreit gewöhnlich lauter als das, was ich kann. Nach Höherem streben wird mich letztlich nicht beruhigen Die Frage ist vielmehr, wer hinter meinem Vor hang in diesem orchestralen Gewirr das Sagen Das, was ich nicht kann, schreit gewöhnlich lauter als das, was ich kann. Hinter dem Vorhang Ein Lied soll gesungen werden. Einer kommt nach vorne, setzt sich ans Klavier und begleitet uns. Eine ganz normale Sache eigentlich. Vordergründig. Doch hinter meinem inneren Vorhang baut sich eine verzweigte Gedankenwelt auf.
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