MISSION weltweit – Ausgaben 2020
7 sambia darum geht’s mission weltweit 1–2/2020 treue oder erfolg? Wir berichten in Rundbriefen und im Reise- dienst, was wir gearbeitet haben. Natürlich wol- len Missionsfreunde auch hören, dass sich etwas bewegt. Erfolge sollen präsentiert werden, denn es soll sich „lohnen“, weiter in uns zu „investie- ren“. Aber das ist nur die eine Seite. Viel wich- tiger ist, dass Gott einen viel größeren Horizont hat und meine Existenz niemals das Zentrum seiner Arbeit ist. Im Plan Gottes gibt es viele „kleine Rädchen“ – die ihm nicht weniger wich- tig sind als die zentralen Schaltstellen. Gott hat in Europa Jahrhunderte dunkles Mittel- alter ausgehalten. Es hat lange Zeit gedauert, bis ein Martin Luther seine Thesen an die Kirchen- tür gehämmert hat, um eine Diskussion anzufa- chen. Er hatte keine Ahnung, was er damit aus- lösen würde. In Sambia haben wir noch keine 200 Jahre Mis- sionsarbeit. Unsere Partnerkirche begann ihre Geschichtsschreibung im 20. Jahrhundert. Wir stecken also weltgeschichtlich gesehen noch in den Kinderschuhen. Doch die Entwicklung ist rasant, auch wenn sie uns aus der Hier-und- Jetzt-Perspektive immer noch wie Stillstand erscheint. Gott ist an der Arbeit. Er sucht und findet seine Menschen – aber Geduld haben wir nötig. Deshalb will ich wegsehen vom Ergebnis und hinsehen zumAuftraggeber. Bei der Abrech- nung lobt der Gutsbesitzer (Matthäus 25,21): „Gut gemacht, du treuer Knecht.“ – Er sagte nicht: „… du erfolgreicher Knecht.“ Ich lege hof- fentlich nicht zu viel in diesen Bibeltext hinein, wenn ich sage: Entscheidend wird nicht mein Erfolg sein, sondern meine Treue! Und treu sein, das kann ich. Es ist eine Entscheidung, die ich treffen kann. Erfolgreich sein, das kann ich nicht, denn ich kann keinen Menschen verän- dern oder zu Gott „hinschieben“. Verändern, was man verändern kann Gott fordert von mir nichts Unmögliches. Wir haben das vielfach erlebt. So hat sich die Bezie- hung zu unseren Kollegen super entwickelt. Weil beide Familien dran geblieben sind, ist eine Freundschaft entstanden, die es in dieser Art in Deutschland niemals gegeben hätte. Dort wären wir nicht zum Durchhalten gezwungen gewesen – wir hätten uns aus dem Weg gehen können. Wir sind dankbar, dass wir das nicht konnten, sondern nun besondere und wertvolle Freunde wurden. Wenn man sich die vielen Herausforderungen und Möglichkeiten in einem Land vor Augen hält, weiß man nicht, wo man dranbleiben soll. Aber wir haben uns zum Ziel gesetzt, im Kleinen treu zu sein. Wir reduzieren Umweltverschmut- zung da, wo wir einen Einfluss darauf haben. Wir gehen mit unseren Mitarbeitern fair um und unterstützen sie, auch wenn wir keinen Einfluss auf die Wirtschaft des ganzen Landes haben. Beides tun wir wohl wissend, dass das immer unbefriedigend ist, sobald man sich den großen Rahmen ansieht und die Probleme täglich vor Augen hat. Vor allem wollen wir in Beziehungen dranblei- ben. Die Sache mit dem „Benzingeld“ musste bereinigt werden. Am nächsten Morgen habe ich dem sambischen Bruder eine Entschuldigung geschrieben. Er hat mir daraufhin offen und ehr- lich mitgeteilt, dass es ihn sehr verletzt habe. Er wollte mir keine Last sein, hatte aber in dem Fall wirklich keine andere Möglichkeit. Er schrieb weiter, dass er trotzdem die Chance sieht, dass sich unsere Freundschaft durch solche Tiefen und Höhen entwickelt ... Manchmal könnte man trotzdem (an sich) ver- zweifeln. Aber die Perspektive der Ewigkeit hilft mir, in den Tälern nicht depressiv zu werden und auf den Höhen nicht überheblich zu sein. Wo wir bereit sind, Gottes Willen zu tun, da wer- den wir auch seine Verheißung empfangen. Hans-Peter Hertler l Hans-Peter und Britta Hertler sind im Januar 2019 mit ihren drei Kindern zum dritten einsatz nach sambia ausgereist. nach zehn Jahren in der schulung von ehren- amtlichen Gemeindeleitern sind sie jetzt in der team- leitung tätig. Dazu gehört die enge Zusammenarbeit mit der einheimischen partner- kirche. hans-peter arbeitete als Bankkaufmann und layou- ter und studierte theologie (B.a.) in Bad liebenzell. Britta sammelte nach dem abitur erste Missionserfah- rungen in Bolivien und ließ sich dann am theologischen seminar der liebenzeller Mission zur Gemeindepäda- gogin ausbilden. Britta, Emma und Lea (von hinten) bei einer kleinen Wanderung. Durchhalten ist gefragt, um ans Ziel zu kommen. Ganz links: Die Flammen- bäume haben sechs Monate Trockenzeit ausgehalten. Genau vor Beginn der Regen- zeit beginnen sie zu blühen. Fotos: hans-peter hertler
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