MISSION weltweit – Ausgaben 2020

6 darum geht’s sambia Wir leben mittlerweile schon einige Jahre im Land, haben Erfahrungen gemacht, in vielen Gesprächen so manches gelernt und stel- len heute andere Fragen als am Anfang. Aber wir haben auch viel Scheitern erlebt. Trotz guter Absicht, durch- dachter Programme und viel In- vestition bleibt Erfolg (was im- mer das heißt) aus. ImGegenteil: Manchmal hat man den Eindruck, das Land sei in einer Abwärtsspirale gefangen. Der Kampf gegen Korruption scheint aussichtslos. Dringende Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur werden anscheinend Prestigepro- jekten geopfert. Heute flatterte die Nachricht herein, dass ein wunderschöner Nationalpark in Sambia in eine offene Kupfermine umgewandelt werden soll. Es ist zum Davonlaufen. ich könnte ein super Missionar sein, wenn … Wir sind gemeinsam unterwegs, ein sambischer Kir- chenleiter und ich. Das Auto stelle ich; den Sprit bezahle ich; das Essen bezahle ich; den Snack am Nachmittag bezahle ich. Er freut sich und sagt Danke. Am Abend nach diesem langen Tag kommen wir in Ndola an, und er fragt nach Benzingeld, damit er vollends nach Hause fahren kann. In meinem Kopf hatte sich den ganzen Tag über Unmut über die ein- seitige Partnerschaft breitgemacht. Ich gebe ihm ein wenig Geld und sage zum Abschied, dass wir uns über diese Art der Partner- schaft noch einmal unterhalten müssten und dass es so nicht weitergehen könne. Ich bin stinksauer, weiß aber zugleich, dass ich mich danebenbenommen habe. Aber war ich nicht im Recht?! So kann es doch wirk- lich nicht immer sein ... Wie sagte ein ehemaliger holländischer Kollege: „Ich könnte ein super Missionar sein, wenn es die anderen Menschen nicht gäbe!“ ich brauche Geduld, aber sofort! „Darum werft euer Vertrauen nicht weg, wel- ches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt.“ Britta und ich haben uns nach unserer Hochzeit des Öfte- ren gefragt, was uns dabei geritten hat, diese Verse (Hebräer 10,35f) für den gemeinsamen Weg auszusuchen. Aber ein Teilvers kommt in letzter Zeit immer häufiger in unseren Gesprächen vor: „Geduld aber habt ihr nötig.“ Bei diesem Thema pralle ich oft mit Gott zusammen: „Das könnte doch schneller gehen!“ – „Warum verändert sich hier nichts?“ – „Meine Güte, mein Gegenüber kapiert es aber auch gar nicht!“ Was mir geholfen hat, eine andere Perspektive zu gewinnen? Mich von Gott herausfordern lassen. Meine ichzentrierte Denkweise an ihn abgeben. Mich auf seinen Plan einlassen. wenn es zum davonlaufen ist Wir kommen als neue Missionare nach Sambia. Ein Ehepaar, das schon länger im Land ist, soll uns unterstützen – aber es „hakt“ immer wieder. Missverständnisse, unterschiedliche Erwartungen, grundsätzlich verschiedene Lebenssituationen, einseitige Abhängigkeiten – manchmal ist es für beide Seiten zum Weglaufen. Lebensmittelhilfe in Lusitu: Eine Frau hat 50 Kilogramm Mais bekommen – nun trägt sie die schwere Last dankbar nach Hause.

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