MISSION weltweit – Ausgaben 2020
5 mission weltweit 1–2/2020 zentralasien darum geht’s Sie selbst auf haarsträubend schwierige Zeiten zurück. Vielleicht stecken Sie mitten drin in einer bedrückend ausweglosen Situation. Viel- leicht verstehen Sie Gott nicht und es fällt Ihnen schwer, ihm weiter zu vertrauen. So ging es zumindest uns. Mittlerweile sind zwei Jahre vergangen. Ab und zu tut sie noch weh, die Narbe in unseren Herzen. Der Schmerz über den Verlust einer Vision, die Gott uns gegeben hatte. Das Nicht-Verstehen von seiner Führung in dieser Zeit. Die Zweifel, ob wir Gott vertrau- en können, wenn er uns so weit gehen lässt und dann nicht verhindert, dass alles innerhalb von ein paar Tagen zerbricht. … und ein Wunder erleben Heute sehen wir, dass in dieser ganzen Katastro- phe auch ein Wunder geschehen ist: Gott hat unsere Herzen bewahrt. Nicht wir haben uns an Gott festgehalten. Er hat uns gehalten. Wir haben seinen Frieden gespürt, der alle Vernunft übersteigt. Die Vernunft schrie: „Wirf hin!“ oder „Wie kann das sein – wir haben so viel aufgege- ben und jetzt lässt Gott uns hängen!“ oder „Wa- rum gönnt Gott uns nicht einen Platz, an dem wir Wurzeln schlagen und nach den Heimatauf- enthalten einfach weitermachen können?“ Aber da war Gottes Friede in uns. Der Vernunft- übertreffer schenkte Geborgenheit im tobenden Sturm. Wir konnten die Spannung der vielen Fragen ertragen, ohne Gottes Handeln erklären zu müssen. Oft suchen wir schnell nach Erklä- rungen, weil ja „alles zum Besten dienen muss“. Doch manchmal ist es einfach dran, Gott Gott sein zu lassen und sein Handeln oder Zulassen auszuhalten. Es war sein Wunder an uns in dieser Situation, dass er uns vor Bitterkeit bewahrte. Eine wichtige Rolle hat unser Team gespielt. Es war für uns da. Hat mitgeweint. War mit uns erschrocken über Gottes Weg. Es hat mit uns in dieser Spannung ausgehalten. Es hat unsere Zweifel und die Enttäuschung angehört und nicht versucht, sie uns auszureden. Es hat uns erlaubt, zu straucheln, und für uns mitgeglaubt. Wie wir weitermachen Heute erleben wir, wie Gott uns versorgt. Wir haben uns entschieden, aufzuhören zu überle- gen, was jetzt wäre, wenn wir hätten bleiben können. Es gibt noch viele Fragen, auf die wir keine Antwort wissen. Aber wir sehen, dass Gott heute gut ist und erleben, wie er uns gibt, was sich unser Herz wünscht. Das Haus konnte wie- der verkauft werden. Wir haben ein schönes Haus zur Miete in der Hauptstadt gefunden, und unsere Tochter kann hier in eine internationale Schule gehen. Wir machen es zu Gottes Sache, dass wir wieder so weit weg von unserer Gemein- de und den jungen Leuten wohnen. Wir erleben, dass ER uns trotzdem gebraucht, und vertrauen, dass es okay ist, wenn wir jetzt nicht so engen Kontakt haben können, wie wir uns das wün- schen würden. Wir wollen dankbar sein. Jeden Tag! Wir sehen viel Not um uns herum. Armut. Ungerechtigkeit. Unsere Freunde leben in einem winzigen Haus. Er arbeitet 60 Stunden pro Woche als Schreiner, um über die Runden zu kommen. Wir können uns nicht vorstellen, wie sie in dieser Situation durchhalten. Es bewegt uns tief, wie geduldig und fröhlich sie sich mit der ganzen Familie am einzigen freien Tag der Woche in der Gemeinde einbringen. So gehen wir weiter. Wir akzeptieren Zweifel und verdammen uns nicht dafür. Wir üben uns darin, uns mit den Zweifeln Gott zuzuwenden. Wir üben, dankbar zu sein. Dankbarkeit öffnet eine Tür zur Freude. Diese Herzenshaltung kön- nen wir nicht kaufen oder besitzen. Auch nicht konservieren für die dürren Zeiten. Sie will geübt und gelebt sein. Jeden Tag. Das ist sehr herausfordernd. Es ist unser Weg in der Nachfol- ge. Und das ist das Wunder, das geschieht: Gott selbst bewahrt unsere Herzen. Nicht wir halten Gott – ER hält uns! Johannes l Oben: Winter im Dorf. Die Temperaturen fallen bis auf –40 °C. Unten: Pferderennen Fotos: Johannes
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