MISSION weltweit – Ausgaben 2020

4 darum geht’s zentralasien Rückblick: Die ersten vier Jahre lebten wir in der Hauptstadt, lernten die Sprache und Kultur, fanden unseren Platz. Dann der erste Heimatauf- enthalt. Wir gingen mit der Frage, wie und wo es für uns danach weitergeht. Gott hatte schon früher in uns den Wunsch gelegt, in eine nahe gelegene Kleinstadt zu ziehen. Dort wollten wir gerne eine kleine Gemeinde unterstützen. Mit der Zeit wurde aus dem Wunsch eine konkrete Vision. Wir träumten davon, für die Jugendli- chen zum Anlaufpunkt zu werden und sie an unserem Leben teilhaben zu lassen. Im April waren wir wieder zurück in Zentralasi- en. Die Sache gestaltete sich schwieriger als gedacht: Wir konnten in der Gegend kein Haus zur Miete finden. In uns wuchs die Liebe zu der Gemeinde. Wir pendelten von der Hauptstadt aus und suchten weiter eine Möglichkeit, in die kleine Stadt zu ziehen. Nachdem wir innerhalb weniger Monate schon dreimal mit Sack und Pack umgezogen waren, war es im November endlich soweit. Nach langem Hin und Her konn- te ein Haus gekauft werden. Es war so, wie wir es uns immer erträumt hatten: viel Platz, ein großer Garten, sogar einen Hühnerstall gab es und eine Garage, die als Werkstatt für alle mög- lichen Projekte dienen konnte. die ersten Wochen waren schwer Es wurde kalt. Der Strom fiel ständig aus. Wir mussten erst lernen, wie der Kohleofen zu bedie- nen ist. Trotz allem waren wir glücklich und dankbar. Endlich waren wir nah dran an den Menschen, die Gott uns aufs Herz gelegt hat. Und dann kam eben dieser Tag im Dezember. Vor sechs Wochen waren wir hierher gezogen. Jetzt sollten wir wieder packen und weiterzie- hen! Woher sollen wir die Kraft nehmen? Wohin überhaupt? Und was ist mit unserer Vision? Gott, was soll das?! Warum zerbricht jetzt alles, was du vorher bestätigt hast? Bei den Arbeiten auf dem Dachboden hatte Johannes schon vor einer Weile dieses grau- weißliche, lockere, flockige Zeug entdeckt. Es dauerte, bis wir realisiert hatten, was es war: ungebundenes Asbest! Sondermüll als Isolierung auf unserem Dach! Die ört- liche Zementfabrik stellt bis heute Eter- nitplatten und Rohre her. Das Rohmate- rial eignet sich als Isolierung. Wie wir heute wissen, wurden viele Häuser mit diesem Gift gedämmt. Bei jenem Telefon- gespräch hatte mein fachkundiger Onkel ausgesprochen, was wir eigentlich schon wussten: „Johannes! Wenn das Asbest ist, dann könnt ihr da nicht bleiben!“ Ans Limit kommen … Man muss nicht in einem fernen Land leben, um Grenzerfahrungen zu machen. Vielleicht blicken Wer hält wen? es war im Dezember. Im advent. Karoline hatte es endlich geschafft, die Weihnachts- deko aufzuhängen. Die Kinder schliefen schon. Ich hatte gerade den Hörer aufge- legt. In den vergangenen Tagen hatten wir es schon gespürt. aber jetzt war es aus- gesprochen: Wir müssen raus. Wir können nicht bleiben. Das war der Moment, in dem etwas in uns zerbrach. Dankbarkeit öffnet eine tür zur Freude. Diese herzenshaltung können wir nicht kaufen oder besitzen. auch nicht kon- servieren für die dürren Zeiten. sie will geübt und gelebt sein. Jeden tag.

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