MISSION weltweit – Ausgaben 2020

19 das empFehlen wir mission weltweit 1–2/2020 Weiterdenken >> sonderbeitrag zum thema von ernst günter w zle in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fas- ten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, die Sorge für alle Gemeinden.“ – Kaum zu glauben, mit welchen Widerständen, Rückschlägen und Frustrationen es der große Apostel und Missionar zu tun hatte. Schockierend, wie gering die „Erfolgsquote“ bei dem riesigen Einsatz war. trotzdem rappelte er sich immer wieder auf. trotzdem packte er immer wieder neu an. trotzdem gab er nicht resigniert auf. Wie ein „Stehaufmännchen“ richtete er sich immer wieder auf. Auch wenn er infrage gestellt, lächerlich gemacht und verleum- det wird. Auch wenn ihn ethische und theologische Verirrungen in Gemeinden belasten. Auch wenn er von engen Freunden ver- lassen und im Stich gelassen wird. Hatte Paulus einfach eine gute Konstitution? Wohl kaum! Nach allem, was wir wissen, war er alles andere als ein Riese. Widerstandskraft war ihm nicht ange- boren. Leichtigkeit lag nicht in seinem Naturell. Manches hat ihn „umgeworfen“ – aber immer wieder ist er hochgekommen. Das „Stehaufmännchens“ kann uns zeigen, wie so etwas möglich ist. Seine halbkugelförmige Unterseite hat einen tief liegenden Schwerpunkt. Wenn man den Kopf nach unten drückt, verschiebt sich dieser, und die Figur wird durch die Schwerkraft wieder auf- gerichtet. Das Gewicht im Innern gibt ihr die Stabilität. Was den Völkermissionar immer wieder aufrichtete, war die Ge- wissheit, „dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Römer 8,38–39) Das gab ihm die Verwegenheit, trotzdem Ja zum Leben zu sagen. Dabei beschönigt Paulus auch die Grenzerfahrungen und Über- forderung nicht. Sondern erzählt ganz ungeschminkt: „Wir waren über die Maßen beschwert und über unsere Kraft, sodass wir auch am Leben verzagten; und wir dachten bei uns selbst, zum Tode verurteilt zu sein.“ (2. Korinther 1,8b) Wie mutig – und wie ermutigend! Keiner muss den Starken spielen, wenn er schwach ist. Niemand muss so tun, als ob er alles im Griff hat, wenn alles aus dem Ruder läuft. Man muss es nicht verschweigen, wenn die Belastbarkeits- grenze überschritten und der Akku leer ist. Nicht vor den Mit- christen (nicht einmal vor so problematischen Gemeindegliedern wie in Korinth) und schon gar nicht vor Gott. Das steht fest: Wenn Gott uns mehr zumutet, als wir „verkraften“ können, dann nicht, weil ihm das Maß unserer Kraft nicht bewusst wäre. Sondern weil er das Maß seiner Kraft kennt. Im Rückblick erkennt Paulus: „Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten aufer- weckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird“ (2. Korinther 1,9f). Paulus wollte die Hoffnung festhalten und ist „überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“ (Römer 8,18) Dabei geht es nicht nur um eine menschliche Hoffnung, sondern um das Wissen, dass das Schönste noch vor uns liegt und sich aller Einsatz lohnt. In allem Angefochtensein ist sich Paulus seiner Berufung gewiss. Er weiß: Der Sinn meines Lebens ist es nicht nur, auf dieser Welt, sondern ein Segen zu sein. Gott hat uns zu Hoffnungsträgern berufen. Wir dürfen die beste Botschaft aller Zeiten weitergeben. Von der Gnade leben und Gottes Gnade bezeugen. Das gibt unse- rem Leben Sinn und Ziel, trotz aller Schwachheiten, Niederlagen und Enttäuschungen. Deshalb wollte Paulus seine Lebensaufgabe nicht aus den Augen verlieren. Verwegen bezeugt er: „Ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes.“ (Apostelge- schichte 20,24) Aushalten, durchhalten, dranbleiben kann der, der weiß, dass er gehalten ist. Wie die schmerzgeplagte, krebskranke Frau, die mir sagte: „Jetzt kann ich mich nicht mehr an Jesus festhalten. Aber jetzt hält er mich fest.“ l ernst Günter Wenzler , glücklich verheiratet, zwei töchter, drei enkel. industriekaufmann, ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission. tätigkeit als ec-bun- deswart. nach zusatzstudium gemeindebe- rater, inspektor für gemeindebau, perso- nalvorstand und gemeinschaftsinspektor im süddeutschen gemeinschaftsverband. »egw« predigt leidenschaftlich gern und freut sich, mit gott und mit anderen über gott ins gespräch zu kommen. Sonder- beitrag von ernst Günter Wenzler wie kann man aushalten, durchhalten, dranbleiben? Foto: istocKphoto.coM/roMan tirapolsKy

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