MISSION weltweit – Ausgaben 2020
16 darum geht’s deutschland Die Kirchen sprechen von 15 bis 17 Prozent Kir- chenmitgliedern. Aber nur drei bis fünf Prozent der Einwohner beteiligen sich am Gemeindele- ben. Immerhin – als wir vor 17 Jahren in Schwe- rin begannen, lag die Zahl der aktiven Christen noch bei ein bis zwei Prozent. Missionsarbeit ist Beziehungsarbeit, und die leben wir in unserem Gemeindeaufbau in Bad Doberan. Die Menschen sind zurückhaltend, es braucht Zeit und Geduld, bis sie sich öffnen und kommen. Für uns Mitarbeiter heißt das: Gott vertrauen, denn ER baut die Gemeinde, und wir machen mit. Neben dem Umbau des ehemaligen Freizeitheims „Haus Gottesfrieden“ zu einem Gemeindezentrum sind wir in unserer Klein- stadt unterwegs und mittendrin, wenn etwas los ist und wir mitmachen können. Heute haben wir Gottesdienste mit bis zu 70 Besuchern, und auch die monatlichen Mitarbei- terabende mit einem gemeinsamen Abendessen sind fester Bestandteil der Gemeindearbeit. Schwester Hilde Häckel ist täglich unterwegs und knüpft Beziehungen. Sie lädt fast jede Woche Leute zum Essen ein und baut kräftig mit an der Gemeinde. Beziehungsarbeit braucht Zeit, und diese nehmen wir uns. Sektenimage und rückschläge In den ersten Jahren hier hat Inka als Tagesmut- ter gearbeitet. Viele Familien sind dadurch über ihre Kinder in unser Gemeindehaus gekommen. Die Berührungsängste wurden abgebaut, das merken wir bis heute. Trotzdem sind wir als Landeskirchliche Gemeinschaft für viele Men- schen immer noch so etwas wie eine Sekte. Geduld ist gefragt. Wir erklären gerne und immer wieder, dass wir als Gemeinde innerhalb der evangelischen Nordkirche zu Hause sind. In unserem Jugendkreis ist seit Jahren ein Kom- men und Gehen. Unzählige kleinere oder größe- re Änderungen im Konzept haben wir schon erlebt. Unsere Tochter Maike konnte zwei Freun- dinnen in die Jugendarbeit einladen. Beide füh- len sich hier sehr wohl, stellen ihre Fragen und kommen gerne. Der wöchentliche Eltern-Kind- Kreis ist unterschiedlich frequentiert, findet aber kontinuierlich statt. Mit drei bis vier Haus- kreisen haben wir Treffpunkte für fast alle Altersgruppen. Dazu gibt es in monatlichen Abständen den Frauenkreis, die Männerarbeit sowie Paarabende, die in unserem Kontext besonders wichtig sind, weil es auch hier zu Trennungen kommt. Der Teufel hat in manche Beziehungen viel Unruhe hineingebracht, aber wir erleben dankbar, dass Jesus stärker ist! Immer wieder kommt es zu Rückschlägen in der Arbeit, wenn fähige Mitarbeiter berufsbedingt wegziehen, mit Aufgaben oder ihrer Lebenssitu- ation überfordert sind. Dann müssen wir auch mal „bremsen“ und Aktivitäten zurückschrau- ben. Wie in jeder Gemeinde ist es ein nicht ein- fach zu bewältigender Spagat, neben dem äuße- ren Wachstum das innere Wachstum der Ge- meinde im Blick zu behalten – wir brauchen An- gebote für am Glauben interessierte Menschen genauso wie für diejenigen, die schon länger dabei sind und im Glauben wachsen wollen. Zu „Bibel & Café“ am Montagnachmittag bei Schwester Hilde kommen seit Jahren mehrere Frauen. Sie lesen zusammen Gottes Wort und bekommen Antworten auf ihre Fragen. Ob sie einmal den „letzten Schritt“ in ein verbindliches Leben mit Jesus wagen? Christoph Scharf l Christoph und inka Scharf leben seit sommer 2010 in Bad Doberan an der ostsee und sind in der missiona- rischen Gemeindearbeit tätig. Zuvor arbeitete Familie scharf in schwerin. chris- toph stammt aus Berlin, ist Krankenpfleger und hat die ausbildung am theologi- schen seminar der lieben- zeller Mission absolviert. inka kommt aus Mecklen- burg-Vorpommern und ist Krankenschwester von Beruf. Die beiden haben fünf, zum teil erwachsene Kinder. mit geduld und gottvertrauen „das ist ja wunderschön hier“, hören wir immer wieder von gästen, die bei uns an der ostseeküste ihren urlaub genießen. stimmt, die gegend ist schön. aber wir leben in einem bundesland, in dem der glaube an Jesus bei vielen menschen noch keine rolle spielt. Bei der Gemeindefreizeit in Meetzen Foto: christoph scharF
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