MISSION weltweit – Ausgaben 2020

15 sambia darum geht’s mission weltweit 9–10/2020 te durch unsere Tür ein- und ausgehen, ließ mich losweinen. Nicht jetzt. Nicht bei uns. Mir blieb aber nichts anderes übrig. Da musste ich durch. Jesus erleben in unserem Zuhause In dieser Situation fiel mir wieder ein, was ich in einem meiner Lieblingsbücher gelesen hatte, und ich ließ mich von Sally und Sarah Clarkson inspirieren. Sie schreiben in „The life giving home“ (frei übersetzt: Das Leben schenkende Zuhause), wie es ihnen wichtig wurde, dass Menschen, die in ihren vier Wänden zu Gast sind, Jesus erleben. Angefangen von einer Will- kommenstafel am Hauseingang über leckeres Essen auf dem Tisch bis hin zu einem Verwöhn- körbchen am Gästebett: Mit allen möglichen Gesten rufen die beiden Autorinnen ihren Gäs- ten entgegen: „Du bist wertvoll“ und „Für dich wird gesorgt“. Also nahm ich mir vor, die Zeit mit dem Jünger- schaftsteam nicht nur einfach hinter mich zu bringen, sondern für die bei uns einquartierten Gruppenleiter eine Oase zu schaffen: ihnen jeden Morgen ein besonderes Frühstück auf den Tisch zu stellen; ihnen Kaffee und andere Lecke- reien bereitzuhalten; sie mit Leib und Seele bei uns willkommen zu heißen. Und wer hätte es gedacht: Am Ende der Woche fiel es mir sehr schwer, sie gehen zu lassen, denn das gemeinsa- me Essen, Lachen, Reden und Beten ist mir wirk- lich zum Segen geworden. Auf Jesus zeigen in unserem Zuhause Unser Gott ist vielseitig und kann in den kleins- ten Gesten unserem Gegenüber begegnen. Des- halb ist es Manuel und mir wichtig, dass sich Menschen bei uns wohlfühlen: Nicht nur, weil wir sie gerne bei uns zu Gast haben, sondern weil unser Gott ein Gott ist, der auf extravagan- te Art und Weise liebt. Und so wollen wir mit unserem Zuhause und unserer Art und Weise Gastfreundschaft leben und Gott reflektieren. Wie in der oben beschriebenen Situation in der Küche bedeutet das: l mit einem offenen Ohr zuzuhören, l mit echtem Interesse nachzufragen, l auch mal die Arbeit ruhen zu lassen, l dem Gegenüber zu vermitteln: Ich sehe dich mit deinen Sorgen, deinen Fragen, aber auch deiner Freude, l ihnen Jesus zeigen. In den Evangelien erleben wir Jesus oft so: Er hat die Menschen und ihre Bedürfnisse gesehen und war interessiert an ihnen. Seine Begegnun- gen mit der Samariterin (Johannes 4) oder dem Zolleinnehmer Zachäus (Lukas 19) sind gute Beispiele, wie Jesus Kontakte knüpft, um Hilfe bittet oder sich sogar selbst einlädt – und sein Gegenüber erkennt, wer er ist und umkehrt. „Ich sein“ mit Menschen in unserem Zuhause Mein Mann und ich kommen aus Familien, in denen Gastfreundschaft unterschiedlich gelebt wurde, und daher erfahren wir Gastfreundschaft auch unterschiedlich. Jetzt wohnen wir hier in Sambia, wo sie wieder ganz anders buchstabiert wird als in Deutschland. Bei aller Vielfalt der Gastfreundschaft bin ich als Individuum gefragt. Ich kann nicht einfach meine Nachbarin, eine Freundin oder die oben erwähnten Autorinnen kopieren, sondern soll so Gastgeberin sein, wie Gott mich geschaffen hat. Das bedeutet: Manch- mal über meinen Schatten zu springen wie beim Besuch der Jüngerschaftsgruppe. Es heißt vor allem, authentisch in dem zu sein, wer ich bin und was ich kann. Dann können es selbst geba- ckene Leckereien auf dem Tisch sein oder wel- che aus dem Supermarktregal. Mal ist das Haus schön aufgeräumt, ein anderes Mal dürfen sich Besucher zwischen den Spielsachen unserer Tochter ihren Platz auf dem Sofa suchen. Ich bin nicht perfekt und werde es auch nie wer- den – wie sehr viele Gastgeber. Aber ich möch- te den Menschen so begegnen, wie ich bin, denn so will Gott mich gebrauchen. Genau so möchte er auch Sie gebrauchen! Carmen Sept l Manuel und Carmen Sept leben seit 2017 in sambia und leiten ein neunmonati- ges impact-team. manuel ist energieelektroniker und hat durch einen impact-einsatz in mikronesien die liebenzeller mission kennengelernt. er absolvierte hier sein B.A.- Gemeindepädagogikstudium. carmen hat theologie/soziale Arbeit im interkulturellen kontext an der internationa- len hochschule liebenzell studiert. die beiden haben eine tochter. Der plötzliche Abschied des impact-Teams wegen Corona wurde mit Kuchen gefeiert, obwohl allen zum Heulen war. Die Jugendgruppe der Gemeinde fühlt sich wohl bei Familie Sept. Fotos: cArmen sept

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