MISSION weltweit – Ausgaben 2020

14 darum geht’s sambia Die junge Frau, die einen Kurzeinsatz in Sambia macht, gesellt sich zu mir, und wir beginnen ein Gespräch. Wie ihr Tag so war. Was es bei uns zu Mittag gab. Was heute noch auf ihrem Pro- gramm steht. Ob unsere Tochter Junia gerade schläft. Die Hälfte des Geschirrs steht schon sau- ber auf der Abtropffläche, als die impactlerin eine kurze Pause macht und dann fortfährt. Ich merke, wie sich ihre Art und Weise zu sprechen leicht verändert. Sie druckst ein wenig herum, kommt dann aber zu dem Punkt, worüber sie eigentlich sprechen will. Es ist also Zeit für mich, den Spüllappen ins Wasser sinken zu las- sen und meine Aufmerksamkeit ganz und gar der Person vor mir zu widmen. Jetzt geht es ans Eingemachte. An das, was sie gerade beschäftigt, was ihr Herz umtreibt. Ich höre einfach zu. Wiederhole hier und da ihre Worte, um sicherzugehen, dass ich sie richtig verstehe. Stelle Rückfragen und lasse am Ende meine Sichtweise dazu einfließen. Nach einer Weile bedankt sie sich für das Gespräch und die Zeit, die ich mir genommen habe. Sie möchte jetzt alleine weiter darüber nachdenken. impact in unserem Zuhause Solche oder ähnliche Situationen erleben wir hier in Sambia mit dem impact-Team immer wieder. Unsere Haustür steht meist offen, und die Kurz- zeitler sind willkommen. Der eine, weil er kurz den Brottopf ausleihen will. Die andere, weil sie die 60 °C-Wäsche vorbeibringt. Wieder andere, weil sie eine Frage haben oder einfach reden wol- len. Diese kurzen Wege genieße ich sehr. Es gibt mir als Mama die Möglichkeit, neben unserer Tochter für noch weitere Menschen da zu sein. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es nicht immer einfach, Tür an Tür mit so vielen anderen zu leben. Das fordert heraus, mich als Person und uns als Ehepaar. Da zerrt es manchmal in mir zwischen „einfach mal Zeit für uns“ und „noch mehr Gemeinschaft“. Einmal hatte ich es ziemlich satt, Men- schen in meinem Zuhause willkommen zu heißen. Das war zum schlechtesten Zeitpunkt überhaupt – kurz bevor wir als impact-Team eine andere Jün- gerschaftsschule mit mehr als 30 Leuten bei uns begrüßen durften. Da alle Unterkünfte ausgelastet waren, mussten wir bei uns zwei Zimmer für sechs Leute räumen. Der Gedanke daran, dass eine Woche lang sechs Unbekann- gäste: da muss man durch! ich stehe am spülbecken, weiche das dreckige geschirr kurz im wasser ein, und mein blick wandert durch unseren kleinen garten zwischen haus und mauer. „hallo! Carmen?“, werde ich von einer impactlerin aus meinen gedanken gerissen. „Ja, komm rein. bin in der Küche!“, antworte ich und fange an zu spülen. Foto: FABiAn reinhArdt Carmen hat Besuch von einer jungen Frau aus der Gemeinde.

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