MISSION weltweit – Ausgaben 2020

11 malawi darum geht’s mission weltweit 9–10/2020 waschen. Dann Feuerholz suchen, um den Früh- stückstee machen zu können. Jetzt waren schon ganze zwei Stunden vergangen, bis wir „so rich- tig“ in den Tag starten konnten! Wir bewundern es, wie die Malawier ihren Alltag meistern. Für uns waren die ersten Monate oftmals hart und anstrengend, weil wir es gewohnt waren, auf einem Herd zu kochen und fließendes Wasser zu haben. Ein Fitnessstudio brauchten wir nicht. Wer einmal seine Wäsche von Hand gewaschen hat, weiß, wie mühsam das ist … Die Zeit in der Gastfamilie vergessen wir nicht. Sie tat alles, damit wir uns wohlfühlten. Oftmals wurden wir eingeladen, und es gab etwas, das sie sonst nicht gegessen hätte und sich nicht leis- ten würde. Manchmal wurde uns zum Frühstück noch ein (hier nicht typisches) Spiegelei vorbei- gebracht. Mehr geben, als man sich selbst gibt, so würden wir malawische Gastfreundschaft beschreiben. Sie erinnert uns an das, was Paulus beim Abschied der Gemeinde in Ephesus sagte: „Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbei- ten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.“ (Apostel- geschichte 20,35) Essenseinladung in der Hungerzeit Wir könnten von vielen Begegnungen in den vergangenen drei Jahren berichten und erzäh- len, wie Malawier alles gegeben haben, um ihr hohes Gut Gastfreundschaft zu leben. Ein Erleb- nis ist uns besonders in Erinnerung: Wir waren von der Jugendgruppe bei einem Jugendlichen zu Hause zum Essen eingeladen. Es war mitten in der Hungerzeit. Die Vorräte vom Vorjahr waren fast aufgebraucht, aber der neue Mais – das Grundnahrungsmittel hier – war noch nicht erntereif. Würde es einen guten Ertrag geben, nachdem es viel zu wenig geregnet hatte? – Der Junge, bei dem wir im Hof saßen, war deutlich dünner als vor zwei Monaten, aber er tischte uns reichlich auf. Es war beschämend für uns. Doch wir haben gelernt, diese Sprache der Gast- freundschaft zu akzeptieren und anzunehmen, trotz der Umstände unserer Freunde. Es ist ein Zeichen von Wertschätzung und Dankbarkeit. Viel mehr noch haben wir nach solchen Erfah- rungen für uns beschlossen, von unseren Freun- den zu lernen und stärker in Gastfreundschaft zu investieren. Die Sprache der Gastfreundschaft lernen Während der beiden Jahre, die wir im Dorfent- wicklungsprojekt Ubwenzi lebten, kam es des Öfteren vor, dass es mitten im stressigen Alltag an der Tür klopfte und wir Besuch bekamen. Anfangs war es schwer, alles liegen zu lassen, um der Person zuzuhören und ihr Zeit zu wid- men. Vor allem dann, wenn es gerade so gut lief und man vorwärtskam. Mittlerweile haben wir aber auch für solche Situationen von unseren malawischen Freunden gelernt. Es ist für uns normal geworden, dass wir versuchen, für spon- tane Gäste Zeit zu haben. Diese Art von Gast- freundschaft hat unsere Beziehung zu vielen Malawiern positiv verändert und unseren Freundschaften Tiefe gegeben. Auch wenn es immer noch in uns verankert ist, so effektiv wie möglich zu sein, ist uns durch das, was Chikon- di sagte, bewusst geworden, wie wichtig es ist, mit voller Aufmerksamkeit in Beziehungen zu investieren. Vermutlich wären seine Worte nie gefallen, hätten wir nicht drei Jahren zuvor von den Malawiern gelernt, wie Gastfreundschaft aussehen kann. Worauf kommt es an? Erreichte Ziele und das, was wir tun, ist in unserem Alltag nicht das Wichtigste. In Einzelne und in Beziehungen investieren – das verändert Menschen. Und unser tiefer Wunsch ist, dass Malawier in Begegnungen mit uns immer wieder Gott begegnen. Jesus selbst lebte Gastfreundschaft. Wir wollen und müssen noch viel von ihm lernen: Menschen anzu- nehmen, ohne einen Unterschied zu machen. Zeit zu haben, wenn man eigentlich voll im Stress ist. Den anderen höher schätzen als sich selbst. Gastfreundschaft ist mehr als nur ein gutes Essen hinzustellen. Sie bedeutet, seinen Nächsten zu lieben. Wenn wir Jesus nachfolgen, uns an ihm ein Bei- spiel nehmen und Glaube im Alltag leben, erken- nen Menschen, dass Jesus verändert und einen Unterschied macht. In den einzelnen Begegnun- gen erleben wir immer wieder, wie Jesus zu uns und zu den Menschen um uns redet. Es begeis- tert uns, wie wir es ganz persönlich erfahren, auch indem uns Gastfreundschaft angeboten wird. Willst auch du in den nächsten Wochen ganz konkret Gastfreundschaft leben? Cathrin und Sebastian Pfrommer l Spontaner Geburtstagsbesuch von einigen Jugendlichen Fotos: Sebastian Pfrommer Gespräch mit Euwart. Er leitet eine Jugendarbeit in Zomba.

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