MISSION weltweit – Ausgaben 2020

9 mission weltweit 9–10/2020 bangladesCh darum geht’s wollte, selbst unter Druck setzte und bei den Besuchen nicht ganz anwesend war. Habe ich mich dagegen auf den Besuch eingelas- sen, meine „Liste“ und meinen Plan über Bord geworfen und mich ungeteilt dem Gegenüber gewidmet, ging ich meistens erfüllt und zufrie- den, ja als die Beschenkte nach Hause. Ein ratschlag für die Missionarin Kürzlich waren wir in Gopalgonj, unserem ers- ten Einsatzort in Bangladesch. Wir wollten Freunde besuchen und uns verabschieden. Es war wieder so eine Situation, in der es mir als westlich geprägte Frau schwerfiel, einfach dazu- sitzen und zu warten. Ich kam mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der zunächst nicht mitbekommen hatte, dass bei meinem Mann eine große Operation ansteht.* Er berichtete mir, dass er über einen längeren Zeitraum hinweg sehr krank gewesen sei, dass die Ärzte nicht helfen konnten und deshalb sei- ne Familie jeden Abend für ihn vor Gott einge- standen sei und gebetet hätte. Und hier sei er nun, ein Zeugnis der Treue Gottes. Er hieß mich, im Vorfeld täglich für meinen Mann und den Eingriff zu beten im Vertrauen darauf, dass Gott nichts unmöglich ist. Ich war so überrascht über den einfachen Glau- ben des Mannes, der mir „weißer Missionars- frau“ selbstbewusst und sicher einen (nicht erbetenen) Ratschlag gab. Dieser zeugte von sei- nem tiefen Gottvertrauen. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht loszuheulen, so ermutigt und bewegt war ich! Welche Prioritäten setzen wir? Eine gute Freundin meinte einmal: „Anne, wenn mir ein sauberes Waschbecken wichtiger wird als Menschen, dann sag es mir!“ Daran muss ich immer wieder denken. Ich bin schon für Sauber- keit, aber es geht um Prioritäten. Wie setzen wir sie? Wir haben tatsächlich die Wahl! Wir kön- nen uns von Terminen, Wäsche, Reparaturen, Gar- tenarbeit, Abgabefristen und Sonstigem bestim- men lassen – oder wir können versuchen, dem Gegenüber unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Was ist wirklich wichtig und schafft etwas, das Wert hat, verändern wird und bestehen bleibt? Wenn du nicht weißt, wie „so etwas geht“, lohnt es sich, jemanden zu suchen, der das lebt. Du kannst im Gespräch mit und von dieser Person lernen. Dazu wünsche ich dir Gelingen! Anne Strauß l Familie Strauß in einem „Besucherzimmer“ in Gopalgonj. Sie sitzen und essen auf einem Bett. Bei einer Einladung in Dhaka gab es leckere bengalische Currys mit Reis. Fotos: sAmuel strAuss Abschiedsbesuch bei einer Familie in Dinajpur *samuels hüftoperation ist mit Gottes hilfe gut verlaufen.

RkJQdWJsaXNoZXIy NjU1MjUy