MISSION weltweit – Ausgaben 2020

darum geht’s eCuador 6 Dieses Gefühl der Annahme und des Willkom- menseins spüre ich, wenn ich Gladis besuche. Egal, an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit ich an ihre Tür klopfe, die junge Quichua kommt mir mit einem breiten, freudestrahlenden Lächeln und einer herzlichen Umarmung entge- gen. Nie habe ich das Gefühl gehabt, dass mein Besuch unangebracht oder störend ist. Gladis bittet mich immer sofort, hereinzukommen. Sie bietet mir ein Erfrischungsgetränk und einen Sitzplatz an. Während sie weiter die Suppe für das Abendessen zubereitet, fragt sie, wie es mir in den vergangenen Tagen ergangen ist. Ich erzähle von meinen Erlebnissen aus dem Kinder- kreis in Calera und was die Kinder beim letzten Mal über Gottes Wort gelernt haben. Wir lachen miteinander und beobachten, wie ihre einjähri- ge Tochter Crystel die ersten Schritte durch das Wohnzimmer macht. Ich bitte Gladis um ein Brettchen und ein Mes- ser, um ihr beim Gemüseschneiden zu helfen. Gemeinsam arbeiten wir in der Küche, und ich frage, was sie gerade so bewegt. Gladis erzählt von den Schwierigkeiten, die sie mit der Fami- lie ihres Mannes hat. Seit sie regelmäßig in der Bibel liest und in unseren Hauskreis kommt, ver- sucht die Verwandtschaft, sie zu meiden, und man redet schlecht über sie. Dass sie nicht mehr in die katholische Messe geht, können sie nicht verstehen. Ich höre aufmerksam zu. Tränen rol- len über ihre Wangen. Ich tröste sie und erzäh- le, wie Jesus während seiner Zeit auf der Erde von den Menschen verspottet und abgelehnt wurde wegen seines Lebensstils und seiner Leh- re. Doch die Annahme und Liebe seines Vaters galt für ihn ununterbrochen und unendlich. Dann beten wir zusammen. Ich ermutige sie, selbst täglich für diese Situation zu beten und um Gottes Eingreifen zu bitten. Als die Suppe fertig ist, lädt sie mich ein, zum Essen zu blei- ben. In einem Gebet danke ich Gott für die guten Gaben, und gemeinsam mit ihrem Mann Jairo und den beiden Kindern verbringen wir eine fröhliche Zeit. Beim Verabschieden schenkt Gla- dis mir noch ein paar selbst angebaute Zitronen und bedankt sich für mein Kommen. „das ist der Gastfreundschaft tiefster sinn, dass einer dem anderen rast gebe auf dem Weg nach dem ewigen zuhause.“ romAno GuArdini Besuche und Freundschaft in der Quichua-kultur: Quichua nehmen es einem übel, wenn man sie nicht besucht. bleibt man alleine zu hause, signalisiert man, dass man keine verbindung wünscht und dass einem nichts an einer engeren Freundschaft liegt. niemand wird dir eine einladung schicken, damit du kommst. du musst eigeninitiative zeigen und leute spontan besuchen! stören erwünscht ist es nicht ein gutes gefühl, willkommen zu sein? wenn sich jemand freut, dass wir da sind, fällt es uns dann nicht leicht, anzukommen und auszuruhen? Gladis kocht für die Mitarbeiter der Kinderbibeltage.

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