MISSION weltweit – Ausgaben 2020

4 darum geht’s burundi Am Ende des Hauskreises frage ich (Tabea): „Was denkt ihr, was ist das Besondere an Gast- freundschaft?“ Nach einer kurzen Pause antwor- tet jemand: „Das ist ein Teil unserer Kultur in Burundi. Ohne das geht es nicht!“ Die Haus- kreisleiterin meint: „Menschen werden an ihrer Gastfreundschaft gemessen. Gastfreundliche Menschen wirst du nicht vergessen.“ Dieser Satz ist mir zu Herzen gegangen. Es stellt sich im Leben immer wieder die Frage: Was bleibt? Ist es das, was wir tun, unsere Arbeit? Oder sind es die Momente, in denen wir Zeit für Menschen haben, Leben mit ihnen teilen, um den Tisch sitzen, gemeinsam essen oder ei- nen Tee genießen und reden? Die Stunden, in denen wir in Beziehungen investieren und unser Zuhause ein Ort sein kann, von demMenschen ge- stärkt weggehen, weil sie hier Jesus begegnen?! Aller Anfang ist … anders Erinnerungen an unsere Zeit im Landesinneren kommen hoch. Als wir noch ganz neu in Burun- di waren, wurden wir von einem Gemeindedia- kon eingeladen. Damals hatten wir nur ein Kind. Wir drei bekamen mehr zu essen vorgesetzt als die neunköpfige Familie zusammen. Dort im Landesinneren wohnten wir die ersten zwei Jahre, und es war normal, dass Freunde und Nachbarn einfach zum Tor hereinkamen. Wir haben damals neu gelernt, was es heißt, gastfreundlich zu sein: alles stehen und liegen lassen, sich um den Gast kümmern, Zeit haben, da sein. Das hört sich einfach an, aber von Deutschland kommend mussten und müssen wir es immer wieder lernen, inmitten von Vorberei- tungen und Aufgaben, die zu erledigen sind, eine Pause zu machen und sich dem Gast zu wid- men. Es wäre mehr als unhöflich zu sagen: „Tut mir leid, ich habe gerade keine Zeit“. Wir mussten bei Besuchen lernen, l die angebotene Fanta nicht wegen des Durstes zu trinken, sondern so langsam wie die ande- ren Gäste oder der Gastgeber. Schnell leer trinken vermittelt: Ich möchte gehen. Lang- sam trinken bedeutet: Mir gefällt unsere gemeinsame Zeit. l was man als Gastgeschenk mitbringt: Meistens wird ein Korb mit Lebensmitteln überreicht im Wert dessen, was das Essen möglicherwei- se kostet. Im Gegenzug bekommt man beim Weggehen eine Kleinigkeit in den Korb gelegt. l dass man Getränke nicht einfach so auf den Tisch stellt. Man fragt, was der jeweilige Gast trinken möchte und serviert es. l dass ein burundischer Gast nie in die Küche kommen würde, um noch beim Abwasch oder Aufräumen zu helfen. Es ist Teil der Gast- freundschaft, die Gäste zu bedienen. An vielen Stellen mussten wir unsere Gewohn- heiten anpassen. Das war nicht immer einfach. Alexander und tabea Biskup leben mit ihren drei kindern in Burundi. 2010 reisten sie zum ersten mal aus. sie waren in der ju- gend- und Gemeindearbeit sowie an der Bibelschule in muramvya tätig. seit August 2018 engagieren sie sich in jüngerschaftskursen, der sonntagsschule und einer Gemeindegründung von clm (christian life minis- tries) und der teamleitung. Alex absolvierte nach dem Abitur die Ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller mission. tabea ist erzieherin und Gemein- depädagogin von Beruf. gastfreundliche menschen: unvergessen wie jede woche treffen wir uns am mittwochabend zum hauskreis. viele in der runde sagen: „es ist ein stück heimat für mich, wenn wir in euer haus kommen.“ In der Anfangszeit in Burundi: zu Gast bei einem Gemeindediakon und seiner Familie

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