MISSION weltweit – Ausgaben 2020
Heike Strauß im dezember 2017 starb ganz überraschend dein Mann Gerd im Alter von 52 Jahren. Wie gehst du als Witwe mit deinen schweren Lebensführungen um? Ob die Verluste nach der Dreifach-Katastrophe in Japan vom 11. März 2011*, der plötzliche Tod von Gerd, der Abschied von Japan oder nun die Corona-Pandemie – alle Krisen hatten ihre eige- ne schwere Not. Oft habe ich gedacht: „Ich kann nicht mehr.“ Aber jede Krise hat meine Beziehung zu Jesus tiefer gemacht. Nach dem Tod von Gerd habe ich oft gebetet: „Herr, nun habe ich nur noch dich, verlass mich nicht!“ Und er hat mich auch nie verlassen. Was hat dir in dieser Zeit gutgetan? Tägliche Spaziergänge in den frühen Morgen- stunden waren Zeiten, in denen ich für den Tag Kraft geschöpft habe. Laufen, Musik hören und reden mit Gott waren gut für Leib, Seele und Geist. Besonders geholfen haben mir Gebetslie- der, deren Texte das formulieren, was ich selber nicht in Worte fassen konnte. Welche weitere Unterstützung wünschst du dir? Ich muss lernen, als Witwe alleine zurechtzu- kommen und nach 22 Jahren Japan in Deutsch- land ein neues Leben aufbauen. Das braucht Zeit, Kraft, Geduld und Menschen, die einen begleiten. Deshalb wünsche ich mir Begleiter in meinem Umfeld, die geduldig sind und mich aushalten, bis ich in meiner neuen Umgebung Fuß gefasst habe. Was empfiehlst du Menschen, die Schweres ertragen müssen? Mir hat geholfen, ein Krisen-Tagebuch zu füh- ren. Ich schreibe auf, was ich denke, fühle, wel- che Bibelverse mir wichtig werden, welche Liedtexte mir helfen und wem ich begegnet bin. Wenn ich dann später darin lese, bekomme ich den Blick für Veränderungen. Ich staune dabei, was Gott alles schon zum Guten gewendet hat und wie er mich beschenkt hat. In allem möch- te ich aber auch Gott Herr sein lassen. Ich glau- be, dass er es auch im Leid gut mit mir meint und mich nicht aus dem Blick lässt. Sein Arm ist nicht zu kurz, als dass er nicht helfen könnte. Wie fordert dich die Corona-krise heraus? Gerade in dieser Jahreszeit wird mir bewusst, dass nach einem dunklen Winter auch wieder heller Frühling wird, ein Sommer folgt und Gott mich schon aus manchem finsteren Tal hinaus- geführt hat. Wie es bei mir mit der Kurzarbeit im Monbachtal weitergeht, weiß ich noch nicht. Aber ich stehe, wie so oft, auf meinem Balkon und bete: „Herr Jesus, nun bin ich gespannt, wie du das wieder hinbekommst“. die Fragen stellte claudius schillinger Heike Strauß ist in Mainz aufgewachsen und hat hotelfachfrau gelernt. Mit ihrem verstorbenen Mann gerd arbeitete sie 22 jahre als Missionarin in japan. heute ist die Mutter von samuel (22 jahre, Ausbildung zum ptA), sabrina (20 jahre, duales studium hotelmana- gement) und sebanja (15 jahre, realschüler) in der serviceleitung der „christlichen gästehäuser Monbachtal“ tätig. Zum Thema dieser * 20.000 menschen starben bei einem verheerenden erdbeben mit folgenden tsunamiwellen und dem reaktorunglück in Fukushima.
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