MISSION weltweit – Ausgaben 2020

14 darum geht’s malawi Wir haben uns damals gefragt: Sind wir wirklich am richtigen Platz? Sollen wir bleiben? Möchte Gott uns eine neue Platzanweisung geben? Oder will er bezwecken, dass wir ihm vorbehaltlos vertrauen? – Welche Erfahrungen waren es, die uns so herausforderten und in denen wir durch- halten mussten? Wir waren nach Josias Geburt gerade einige Wochen zurück in Malawi, als er eine starke Bronchitis bekam. Diese war so heftig, dass er sieben Tage stationär ins Krankenhaus musste. Wir haben immer noch das Bild vor Augen, wie er da auf der Station im Kinderbettchen lag und über Schläuche Sauerstoff bekam. Später war Sarah sehr ernsthaft erkrankt. Sie hatte starke Kopfschmerzen und fühlte sich nicht gut. Da sie kein Fieber hatte, gingen wir zunächst nicht von Malaria aus. Doch als es nicht besser wurde, machten wir einen Test. Schnelltests und Medikamente zur Behandlung haben wir immer im Haus. Also doch, es war Malaria. Die Tropenkrankheit war sehr versteckt ausgebrochen. Ich betete für meine Frau und gab ihr die entsprechenden Me- dikamente. Mitten in der Nacht musste sie ge- weckt werden, um die zweite Dosis einzunehmen. Am nächsten Morgen sollte es noch viel schlim- mer kommen. Als ich aufwachte, lag meine Frau bewusstlos neben mir. Ich nahm sofort Kontakt mit einer in Malawi lebenden Krankenschwester auf, mit der ich deutsch reden konnte. Zu jener Zeit lebten wir in einem Dorf, rund 250 Kilometer von den beiden größten Städten des Landes entfernt. Ich beschloss, zunächst Hilfe in einem 60 Kilometer entfernten Krankenhaus zu suchen. In meinem Kopf spielten sich viele Sze- narien ab, meine Gedanken kreisten. Ich holte eine Matratze, legte sie ins Auto und darauf mei- ne Frau. In aller Eile packte ich einen Koffer mit Kleidung für uns alle. Dann ging die Fahrt los, mit unseren beiden kleinen Kindern und einem guten Freund und Mitarbeiter des Projekts. Er schaute nach Sarah, während ich fuhr. Als ich in jenem Krankenhaus ankam, wurde mir gesagt, dass dort nur die Erstbehandlung geleis- tet werden kann. Ich müsse selbst zusehen, dass ein Krankenwagen und medizinische Begleitung aus Blantyre oder Lilongwe kommt und meine Frau in ein größeres Krankenhaus in einer die- ser Städte fährt. Was hilft in einer solchen Situation nicht? Es bringt nichts, wenn man sich vorwirft: „Hät- te ich nur schneller gehandelt!“ Oder wenn man fragt: „Warum passiert so etwas?“ – Was mir dagegen geholfen hat, in dieser Situation durch- zuhalten und Kraft zu tanken, das waren die kleineren und größeren Ermutigungen. Mittler- weile hatten wir Familie und Kollegen infor- miert. Viele meldeten sich und sandten ermuti- gende Nachrichten. Familie Berger organisierte für uns den Krankenwagen. Es ermutigte auch, malawische Freunde zu haben wie unseren Mit- arbeiter, der sich während der Fahrt um Sarah kümmerte. Als der Krankenwagen aus dem rund 300 Kilo- meter entfernten Hospital kam und Sarah nach Blantyre transportierte, fuhren wir dem Wagen hinterher. In der Klinik empfing uns schon Fami- lie Berger. Hinter ihnen lag eine 220 Kilometer tobias und Sarah Müller leben seit august 2011 in Malawi. seit september 2018 sind sie für schu- lungsarbeit unter pastoren und Gemeindeleitern, die missionarischen impact- einsätze und administrative aufgaben verantwortlich. Zuvor waren sie im Dorfent- wicklungsprojekt Ubwenzi sowie am chisomo-Zentrum tätig. tobias ist elektroinstalla- teur, hat die ausbildung am theologischen seminar der liebenzeller Mission absolviert und war danach Gemeinschaftspastor mit schwerpunkt Jugendarbeit im raum herrenberg. sarah ist Jugend- und heimerzie- herin von Beruf. Die beiden haben zwei Kinder. durchhalten in stürmischen zeiten wir sind gerne missionare und können auf segensreiche Jahre in malawi zurückblicken. gott hat uns viele geniale begegnungen geschenkt, uns gute ratgeber zur seite gestellt und uns befähigt, chichewa zu lernen. wir wurden aber auch mit herausforderungen konfrontiert, die zweifel aufkommen ließen. Mit diesem Krankenwagen wurde Sarah abgeholt. Foto: toBias MÜller

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