MISSION weltweit – Ausgaben 2020

26 persönliches Missionare unterwegs Andreas und Christina flogen am 25. März mit ihren Kindern nach Deutsch- land, weil sie wegen der Corona- Pandemie ihre Visa nicht verlängert bekamen. Sie betreuen aus der Ferne das Projekt für behinderte Kinder in Zentralasien und hoffen, dass sie bald wieder vor Ort sein können. Samuel und Johanna kamen mit ihren Kindern am 10. April für sieben Monate nach Deutschland, um über ihre Arbeit in Südasien zu informieren. Ina Schütte reiste am 5. April von Burundi nach Deutsch- land. Sie ist bis Mitte August im Heimataufent- halt. Theo und Carolin Hertler sind den Sommer über im Reise- dienst in Deutschland. Sie kommen Anfang Juli und fahren voraussichtlich Ende Septem- ber nach Spanien zurück. Nikolai und Claudia Bolanz sind mit ihren Kindern vom 4. Juli bis 1. August zu einem Kurzaufenthalt in Deutschland. Sie berichten aus ihrer Arbeit in Montpellier/Frankeich. amouröse Liebe oder gewerbliche Sexar- beit bewerten wollen. Die Linien mögen sich verschieben, die Fronten wird man nicht los und man wird dabei schneller wieder uncool als man denkt. 3. Der charismatische Aufbruch und die neo-evangelikalen Freikirchen Damit beschreibe ich eine dritte Gruppe von sehr verschiedenen und alles andere als homogenen Gebetshaus- und Gemein- degründungsbewegungen, die sich unter anderem im Willow-Creek-Netzwerk sam- meln. Sie sind geprägt von charismati- schen Leiterfiguren wie Johannes Hartl und erfolgreichen Gemeindegründungsbe- wegungen im großstädtischen Raum wie den ICF- oder Hillsong-Gemeinden. Theo- logisch sind diese Gründungen geprägt von einer evangelikal-charismatischen Theologie und Frömmigkeit, einer starken Leiterfokussierung, einer lebendigen Ge- betstradition und einer avantgardistischen Musikkultur. Mich beeindrucken das dynamische Wachstum und die missionarische Leiden- schaft dieser Initiativen, auch wenn der Zuwachs in nicht geringen Teilen auf einem Transferwachstum aus pietistischen Gemeinschaften, CVJMs, ECs oder traditi- onellen Freikirchen beruht. Während viele evangelikale und pietistische Gemeinden und Gemeinschaften um das Überleben kämpfen, vollzieht sich hier eine neue Form von Sammlung und Sendung. Gleichzeitig irritiert mich die theologische Unberechenbarkeit vieler charismatischer Führungspersönlichkeiten. Wer hat in die- ser Bewegung wirklich die letzte Autorität: Ist es die Heilige Schrift oder sind es die (charismatischen) Leiter? Dazu kommt das Phänomen, dass nicht wenige dieser Gemeinden den ersten Generationenwech- sel in der Leitung nicht ohne Spaltungen überleben. Mit den starken Gründerfigu- ren verschwindet nicht selten die ganze Gemeinde. Die „Herde“, die sich hier gesammelt hat, wird sich dann wieder auf den Weg machen und nach dem nächsten Hirten suchen. 4. Die Stillen im Lande Unter dieser Überschrift versammelt sich der klassische, eher konservative Pietis- mus, der sich erst von der Asche befreien muss, welche die Eruptionen der vergan- genen Jahre über die Bewegung verstreut hat. Diese Gruppe ist noch etwas still, weil man nach den diversen Ausbrüchen erst wieder Worte finden muss für das, was gerade passiert. Zu dieser Gruppe zählt sich auch der Autor dieser Zeilen. Hier sucht man nach biblisch-theologisch und ethisch verantwortbaren Wegen, aber auch nach dem Verbindenden zwischen den auseinandertreibenden Eisschollen. Aber die Stimme ist noch brüchig und ein „Plan“ noch nicht in Sicht. Ratlos! Dieser Artikel erscheint nicht umsonst in unserer Rubrik „Ratlos“ – wenn ich Ant- worten bieten könnte, würde er nicht hier stehen. Ich kann nur drei Einsichten wei- tergeben: Das Erste, was wir tun können, ist lernen. Wir begreifen an dieser Entwicklung, dass das Orientieren und das Integrieren zusam- mengehören. Wer nur orientieren, aber nicht integrieren kann, ist irgendwann alleine; wer nur integrieren, aber nicht ori- entieren kann, wird bedeutungslos. Das Zweite, was wir tun müssen, ist aus- halten. Martin Luther hat uns ins Stamm- buch geschrieben, dass man nichts tun sollte, wovon man nicht wirklich über- zeugt ist, „weil wider das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist“ (so Luther vor dem Wormser Reichstag). Mög- Ratlos foto: istockphoto.com/photoschmidt Alle Reisen sind zurzeit nur unter Vorbehalt möglich.

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