MISSION weltweit – Ausgaben 2020
13 mission weltweit 1–2/2020 bangladesch darum geht’s Gott handelt in unserem Alltag Hilfreich war und ist der Blick auf das, was Gott im einheimischen Gemeindeverband tut. Gera- de da, wo es Probleme in der Arbeit gibt, kom- men neue Gemeinden dazu und erfahren Men- schen die Liebe Jesu. Immer wieder wäre es einfacher gewesen, aufzugeben und in ein ande- res Land zu wechseln. Aber wir liebten unsere Berufung in ein Drittweltland, wo es Menschen schlechter geht als uns, und waren gewiss, am rechten Platz zu sein. Auch die Liebe zum Land und den Leuten half uns zu bleiben: Wir genossen die Landschaft, die Gastfreundschaft und die Kleidung. Uns schmeckte das Essen und wir lernten, die Kultur zu schätzen. Nicht nur mit Einheimischen gab es Auseinander- setzungen, auch im Teamwaren wir nicht immer einer Meinung. Wenn wir Entscheidungen nicht mittragen konnten, uns aber an Vereinbarungen halten mussten, war es gut, Freunde zur Seite zu haben, die seelsorgerlich weiterhalfen, im Gebet den Weg mitgingen und uns den Blick öffneten für Gottes Handeln. Wir mussten lernen, unter- schiedliche Auffassungen auszuhalten und uns darunterzustellen, ohne uns selbst aufzuge- ben. Wir versuchten, alle Menschen wertzu- schätzen, weil so Gott mit uns umgeht. Hebräer 10,35 lenkt unseren Blick auf das eigentliche Ziel: „Werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ dranbleiben und Gutes tun Es war herausfordernd, nicht im Alltagstrott unterzugehen und trotz Kritik und finanzieller Engpässe Neues zu wagen. Gemeinsam mit den einheimischen Kollegen konnten wir im Kinder- dorf in Khulna eine Rinderfarm mit Biogasanla- ge und später neue Wohnhäuser für die Jungen und Mitarbeiter aufbauen. Das Grundstück wur- de der vielen Überschwemmungen wegen auf- geschüttet, die Schule für die Kinder verbessert und neu gebaut. Dranbleiben mussten auch die einheimischen Pastoren und Dekane, die aus kirchenpoliti- schen Motiven versetzt wurden und schwierige Zeiten durchlebten. Oder Mitarbeiter, denen man Unwahrheiten nachsagte und die fast dar- an zerbrachen. Michael sieht seine Aufgabe im Gemeindeverband auch darin, diese Christen zu begleiten und zu ermutigen. Wie zum Beispiel Pastor Biswas*, der im Süden über Jahre hinweg in einigen Dorfgemeinden treu seine Arbeit tat. Plötzlich warf man ihm vor, eine Gemeinde zu spalten. Die Bezirksleitung forderte seine Ver- setzung und die Räumung der Dienstwohnung innerhalb von zwei Wochen – obwohl die Toch- ter im letzten Schuljahr und seine Frau vor Ort als Lehrerin tätig ist. Es war ein schwerer Schlag für Pastor Biswas, aber er kam der Versetzung nach. Wir kehren demnächst nach Bangladesch zurück und sind gespannt, wie sich die Situati- on entwickelt hat und ob die Familie noch immer getrennt leben muss. dranbleiben im einsatz, in ehe und Familie, im Gebet Trotz mancher Enttäuschungen wollen wir den Menschen um uns Gutes tun. Sie hatten es im Leben nicht so einfach wie wir, kommen aus schwierigen Verhältnissen und leiden unter ihrer Situation. Wir wollen dranbleiben, weil Gott an uns dranbleibt in seiner Treue! Galater 6,9f fordert uns auf: „Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Dabei hilft: l uns nicht mit anderen zu vergleichen, die anders begabt sind, l dankbar und zufrieden zu sein mit dem, was wir haben, l auch ohne Anerkennung weiterzumachen, l nach Versagen nicht aufzugeben, l um Verzeihung zu bitten, wieder aufzustehen, neu anzufangen, l das Wissen: Wir sind von Gott geliebt, so wie wir sind. l Und: Wir sollen mit uns selbst und mit anderen barmherzig sein. Wenn es in unserer Ehe oder bei den Kindern nicht so gut lief, brauchten wir Geduld und mussten Dinge aufarbeiten. Wir hielten an dem Versprechen fest, nicht aufzuhören, füreinander da zu sein. Dies galt auch in Krankheitszeiten der Eltern. Als aber Michaels Mutter an Demenz litt, war es keine leichte Entscheidung, im Aus- land zu bleiben. Paulus zählt in Römer 12,9-21 viele hilfreiche Verhaltensweisen auf: beharrlich sein in der Zwiesprache mit Gott, fröhlich hoffen, in Leid geduldig sein. Wir haben gelernt: Gott kann uns eine andere Sicht der Dinge schenken, wenn wir beten, ihm vertrauen und Gutes tun. Und: Er ist der, der handelt! Michael und Regine Kestner l Film-tipp: Michael und regine kestner – offenes Haus, offene Hand, offenes Herz sie lieben die menschen und berühren das leben und die herzen der bangladescher. erleben sie mit regine und michael das land ihrer beru- fung. der Film ist kostenlos im internet anzusehen: www.liebenzell.tv/462 Oberes Bild: Besuch in einem Dorf im Norden Unteres Bild: Michael predigt in der Weihnachtszeit. * name geändert
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